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Todd Snider: Cash Cabin Sessions Vol. 3

Mit seinem neuen Album geht der Singer-Songwriter zurück zu seinen musikalischen Wurzeln - Woody Guthrie und Johnny Cash - und setzt sich mit den politischen Verhältnissen in den USA auseinander.

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Todd Snider - Cash Cabin Sessions Vol. 3 Todd Snider - Cash Cabin Sessions Vol. 3. Bildrechte: Aimless Records

Die Geschichte soll sich so zugetragen haben. Eines Tages sitzt Americana-Singer-Songwriter Todd Snider auf der Veranda seines Hauses in Nashville und teilt einem Gast mit, dass er soeben einige Songs geschrieben hätte, die eigentlich als Folk-Album aufgenommen werden sollten. Als er kurze Zeit später von seinem Manager erfährt, dass er erstmals für das Newport-Folkfestival gebucht ist, war es ihm klar: Nach sechs Jahren mit seiner Band „Hard Working Americans“ auf der Rock-Schiene unterwegs, standen die Zeichen nun auf „Back To The Roots“, zurück zu den Folk-Wurzeln. Für ihn bedeutet das auch zurück zu Woody Guthrie.

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„Als ich jung war, gab es etwas an ihm, was mich dazu brachte es zu tun. Ein oder zwei Mal im Jahr gehe ich zu ihm zurück, ich gehe zurück zur Quelle“, erinnert sich Todd Snider an Woody Guthrie seinen „Mentor“, der ihn zur Folkmusik brachte. Über die Jahre hat sich Snider zu einem der anerkanntesten Americana-Songwriter entwickelt. Mit den Cash Cabin Sessions Vol. 3 aber hat er sein Meisterstück gemacht.

Denn Snider entpuppt sich auf diesem Album in der Tat als Woody Guthrie unserer Tage, ohne ihn kopieren zu wollen. Fest verwurzelt in Idiom und Mythenwelt des Folk, Country und Americana legt er eine höchst politische Platte vor, die aber jederzeit leicht und eingängig zu hören ist, weil sie musikalisch und melodisch abwechslungsreich ist, vor Witz und Lebensweisheit nur so strotzt, und gleichzeitig einen scharfen Blick auf die gesellschaftlichen Fehlentwicklungen legt.

Besonders hat es ihm auf diesem Album die Form des „Talking Blues“ angetan, jenes Format, dass Woody und später sein Apologet Bob Dylan meisterhaft nutzten, um Geschichten zu erzählen. Und Snider steht ihnen in Sachen Kunstfertigkeit kaum nach. In „Talking Television Reality Blues“ erzählt er eine kritische Geschichte des Fernsehens von den Anfängen und der Mondlandung über MTV und Michael Jackson bis zu Donald Trumps Fernsehshow, dessen Präsidentschaft und den „alternativen Fakten“.

„The Blues In The Banjo“ ist ein irrwitziger Song, über ein Amerika zwischen Verschwörungstheorien, handfesten wirtschaftlicher Interessen, einer selbstbezogenen politischen Klasse und der täglichen Gewalt. Ein Amerika, das die Menschen verrückt macht. In „Framed“ geht es um wirtschaftliche und Medienmacht und „A Timeless Response To Current Events“ ist eine bitterböse, entlarvende Anklage gegen Politiker und Kapital, die Kriege wegen wirtschaftlicher Interessen anzetteln, um das sinnlose Sterben patriotisch zu verbrämen. Für Snider ist das eine konstante amerikanischer Politik seit langer Zeit.

So stark diese Songs sind, so ist wäre Snider nicht der großartige Singer-Songwriter der er ist, wenn er nicht auch andere Themen und Töne auf diesem Album zuließe. Der erste Track, „Working on a Song“ erzählt vom lebenslangen Antrieb als Singer-Songwriter und der letzten aller Fragen „Wohin gehe ich, wenn ich einmal gegangen bin“. Sentimentales Country-Feeling offenbart sich bei „The Ghost Of Johnny Cash“. Loretta Lynn tanzt nachts mit diesem Geist. Aus einem wunderschönen Bild kann ein ganzes Lied werden. Noch mehr Country-Sentiment dann bei „Cowboy Jack Clement’s Waltz“. Todd ehrt das Vermächtnis des legendären Produzenten und langjährigen Freund Cashs Jack Clement.

Dazu kommen mit „Like A Force Of Nature“ oder „Just Like Overnight“ sentimentale, schmerzvolle, lakonische Liebessongs, so dass Sniders Album eine feine Bandbreite von Themen, Gefühlen und Stimmungen offeriert. So muss Singer-Songwriting sein: Musik mit Haltung und Anspruch, aber nie nur ein Thema oder eine Emotion totreitend, sondern so breitgefächert sein wie das Leben. Sehr gut!

Wie der Name schon sagt, ist das Album im Cash Cabin Studio in Henderson, Nashville, entstanden, in dem Johnny und June ihre letzten Aufnahmen gemacht haben, und das heute von John Carter Cash geführt wird. Gesanglich unterstützt wurde Snider bei der Platte von Jason Isbell, einem Geistesverwandten Sniders in Sachen gesellschaftskritisches Americana.

Fazit: Eins der bislang stärksten Americana-Alben dieses Jahres. Poetisch, kritisch, sentimental und unheimlich menschlich. Faszinierend!

Todd Snider – Cash Cabin Sessions Vol. 3: Das Album

Todd Snider - Cash Cabin Sessions Vol. 3

Titel: Cash Cabin Sessions Vol. 3
Künstler: Todd Snider
Veröffentlichungstermin: 15. März 2019
Label: Aimless Records
Vertrieb: Alive
Format: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 34:09 Min.
Genre: Folk, Americana

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Trackliste: (Cash Cabin Sessions Vol. 3)

01. Working On A Song
02. Talking Reality Television Blues
03. Like A Force Of Nature
04. Just Like Overnight
05. The Blues On The Banjo
06. Framed
07. The Ghost Of Johnny Cash
08. Dedication
09. Cowboy Jack Clement’s Waltz
10. Explanation
11. Watering Flowers In The Rain
12. A Timeless Response To Current Events

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Über Thomas Waldherr (802 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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