Nikki Lane: Denim & Diamonds
Die Sängerin und Songschreiberin ist mit ihrem neuen Album auf dem Weg in den Rock'n'Roll und zeigt weniger als sie kann.
Fünf Jahre sind im schnelllebigen Musikbusiness eine Ewigkeit. Das weiß auch Nikki Lane, deren Album „Highway Queen“ von Kritik wie Publikum gleichermaßen begeistert aufgenommen wurden. So auch hier auf Country.de. Ihre Songs und die Musik waren thematisch im Alternative Country beheimatet, sie sang mit Punkattitüde über den täglichen Kampf von Outlaw Girls und Working Class People in den Small Towns des Fly Over Country.
Austauschbare Rockklänge
Nun hat sie ihr neues Album Denim & Diamonds veröffentlicht und siehe da: der Zauber ist etwas verflogen. Den Kern des Problems benennt schon der Promotext. „Die Aufnahmen rühmen sich einer vielfältigen Auswahl an Musikern, die von Homme (Anmerkung der Redaktion: Joshua Homme, der Produzent) sorgfältig zusammengestellt wurden, um Lane weiter in den Rock’n’Roll-Bereich zu bringen.
Denn durch den musikalischen Wechsel zu doch recht austauschbaren Rockklängen verliert die Musik an Relevanz. Schon die beiden ersten Titel „First High“ und „Denim & Diamonds“ zeigen das ganze Dilemma auf. X-mal gehörte musikalische Rockphasen mit Texten, die doch arg die Klischees bemühen. Will Nikki Lane ein weiblicher Springsteen sein? Die Songs sind rein introspektiv und weit von den klugen, berührenden, weil scharf beobachtenden Songs von „Highway Queen“ entfernt.
Zu viele Klischees
Bei „Faded“ erklingt dann die Pedal Steel und ein bisschen Country Feeling macht sich breit und der Text erinnert an eine Honky Tonk-Nummer über die unglückliche Liebe. Dann wird es aber bei „Born Tough“ wieder musikalisch rockistisch und auch der Text bietet wenig Originelles: Daddy, Mama, toughes Mädchen, uff! Erst bei „Live, Love“ wird es musikalisch wieder interessant. Eine schöne Ballade mit Mandoline über ehrliche Liebe. So könnte es gehen. Auch „Black Widow“ erinnert an die besten Momente von „Higway Queen“, da Nikki Lane hier wieder Geschichten erzählen will und keine Selbstbespiegelung betreibt. Mit dem sparsam instrumentierten, langsamen „Chimayo“ über das gewebte Kleidungsstück als Metapher für die Vielschichtigkeit der Welt schließt der Longplayer einigermaßen versöhnlich.
Fazit: Schade, da hatten wir uns mehr versprochen. Wenig textlich Berührendes, wenig musikalisch Originelles. Wir hoffen, dass Nikki Lane wieder die Kurve bekommt und wieder mehr Beobachtungen und weniger Klischees ihr Songwriting bestimmen.
Nikki Lane – Denim & Diamonds: Das 2022er Album
Titel: Denim & Diamonds
Künstlerin: Nikki Lane
Veröffentlichungstermin: 23. September 2023
Label: New West Records (H’art)
Format: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 10
Genre: Rock, Americana
Trackliste: (Denim & Diamonds)
01. First High
02. Denim & Diamonds
03. Faded
04. Born Tough
05. Try Harder
06. Good Enough
07. Live, Love
08. Black Widow
09. Pass It Down
10. Chimayo