Dropkick Murphys: This Machine Still Kills Fascists
Die Kult-Folk-Punker ehren den großen Woody Guthrie mit ebenso energischen wie kongenialen Vertonungen nachgelassener Lyrics.
Der legendäre amerikanische Folkmusiker Woody Guthrie, der sich selbst als „Hillbilly-Sänger“ verstand, und zu Marty Stuarts Unverständnis nicht in die Country Music Hall Of Fame aufgenommen worden ist, wäre in diesem Jahr 110 Jahre alt geworden. Seine Tochter Nora Guthrie pflegt das Erbe der Musik-Ikone und hält es bis heute lebendig, indem sie immer wieder einmal nachgelassene Lyrics von Woody Musikern zur Vertonung überlasst. Legendenstatus hat mittlerweile das „Mermaid Avenue“-Projekt von Wilco und Billy Bragg aus den Jahren 1998 bis 2012. 2015 erhielt Bluegrass-Altmeister Del McCoury die Gelegenheit Woodys Verse mit Bluegrass zu paaren und u.a. auch auf die Bühne der Grand Ole Opry zu bringen.
Guthries Lyrics meet Irish Folk-Punk
Nun hat Norah die irisch-amerikanischen Folk-Punker Dropkick Murphys auserkoren, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Entstanden ist This Machine Kills Fascists, ein typisches Dropkicks-Album, dass Woodys Lyrics kongenial mit ebenso energischer wie sensibler Musik unterlegt.
Dass das Projekt dabei irgendwie in der Luft lag beweisen die Aussagen beider Seiten. „Das Projekt ist schon lange in der Mache. Nora Guthrie dachte, ihr Vater hätte Spaß an uns, hätte uns gemocht, dass wir gewissermaßen verwandte Seelen waren, was für uns eine große Ehre war“, sagt Dropkicks Ken Casey. Und Nora erklärt: „Ich habe Songtexte zu allen möglichen Themen gesammelt. Songtexte, die anscheinend heute gesagt – oder geschrien, werden mussten. Ken Casey ist ein Meister darin, Woodys Texte zu verstehen, die kompliziert, lang, todernst oder total lächerlich sein können. Dropkick Murphys kann sie alle liefern.“ Und tatsächlich: Die Dropkick Murphys wandeln schon seit fast 20 Jahren auf den Spuren der Musiklegende. Erste Sporen in Sachen Woody Guthrie hat sich die Band bereits 2003 verdient, als sie sein „Gonna Be A Blackout Tonight“ coverten, 2005 schließlich spielten sie „I’m Shipping Up To Boston“ mit einem Text von Woody Guthrie ein.
Woody zum Mitsingen
Das rein akustisch instrumentierte Album (mit Schlagzeug) geht Murphys-mäßig mit drei Vollstoff-Tempo-Stücken los: „Two 6’s Upside Down“, ein Gangsterstück, dem grandiosen „Talking Jukebox“ und dem politisch-kämpferischen „Ten Times More“. Dann folgt einer der schönsten Songs des Albums: „Never Git Drunk No More“. Hier singt als Gast Nikki Lane mit Ken Casey und es wird richtig irish-american, wenn die beiden ihr Verhältnis zwischen Liebe und Suff aushandeln. Dieser Text von Woody hat geradezu nach solch einer Bearbeitung geschrien und die beiden treten dabei in die Fußstapfen des großartigen „Fairytale Of New York“ von den Pogues und Kirsty MacColl.
Das Album nimmt an Fahrt auf. „All You Phonies“ ist ein Mitsing-Gassenhauer, in dem es um die Organisierung der Arbeiter für ihre Interessen und um den Kampf gegen die Lügen des Kapitals geht. Angesichts des weltweiten Anstiegs der sozialen Ungleichheit und immer mehr prekären Arbeitsverhältnissen aktueller denn je. Und wenn die Lyrics auch Jahrzehnte alt sein mögen, so sind sie doch universell in ihrer Bedeutung. „The Last One“ könnte auch auf heutige Rassen- und Klassenauseinandersetzungen in den USA gemünzt sein. Hier wird Casey gesanglich von Evan Felker von den Turnpike Troubadours unterstützt.
Politisch, optimistisch, unbekümmert: Für eine bessere Welt
Wunderbar irisch-geradeaus wird die Musik dann auch wieder bei „Where The Trouble At?“ ehe beim Abschlusstrack „Dig A Hole“ dann Woody mittels eines Samples selbst zu Wort kommt. Hier geht es konkret um den Krieg gegen den Hitler-Faschismus und die Murphys machen daraus eine universelle, recht brachiale Hymne gegen den Faschismus daraus. Angesichts der realen Gefahr rechtsextremer und faschistischer Tendenzen weltweit, singt man den gerne lauthals mit.
Fazit: Ein richtig gute Idee von Nora Guthrie: Die Dropkick Murphys adaptieren die Lyrics von Woody mit Musik, Vortrag und Haltung kongenial. Mag uns auch die politisch optimistische Unbekümmertheit von Guthries Texten heute hier und da befremdlich sein: Sie sind ein erfrischendes Elixier gegen jede Art von Relativismus, Resignation und Zynismus und rufen auf zum Engagement für eine bessere Welt auf.
Dropkick Murphys – This Machine Still Kills Fascists: Das 2022er Album
Titel: This Machine Still Kills Fascists
Künstler: Dropkick Murphys
Veröffentlichungstermin: 30. September 2022 (Vinyl im November)
Label: Dummy Luck Music (PIAS, Rough Trade)
Formate: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 10
Genre: Folk, Rock, Punk
Trackliste: (This Machine Still Kills Fascists)
01. Two 6’s Upside Down
02. Talking Jukebox
03. All You Fonies
04. Never Git Drunk No More – mit Nikki Lane
05. Ten Times More
06. The Last One – mit Evan Felker (Turnpike Troubadours)
07. Cadillac, Cadillac
08. Waters Are A’risin
09. Where Trouble Is At
10. Dig A Hole – mit Woody Guthrie
Dropkick Murphys – Tour 2023
Im kommenden Jahr geht die Band auf Tour. Die Termine für die Konzerte finden Sie weiter unten. Ticketbestellung, einfach auf den Button klicken!
Dropkick Murphys live in Deutschland 2023:
26.01. – Hannover, Swiss Life Hall
27.01. – Berlin, Max-Schmeling-Halle
02.02. – München, Zenith
03.02. – München, Zenith
08.02. – Chemnitz – Messehalle
14.02. – Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
15.02. – Hamburg, Sporthalle
18.02. – Mannheim, Maimarkthalle