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New-Country-Hero Luke Bryan erobert Berlin

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Luke Bryan Luke Bryan. Bildrechte: Universal Music

Was bringt mehrere Hundert junge bzw. junggebliebene Musikfans dazu, sich in einer Endlosschlange vor einem Berliner Mehrzweckclub einzureihen? Ein Pop-Konzert? Vielleicht Schlager, Rock oder doch Hip-Hop? Zur großen Überraschung handelt es sich um Country, genauer gesagt um die moderne Ausprägung mit dem Zusatz „New“, die sich von den USA ausgehend langsam aber sicher zu einem Massenphänomen entwickelt.

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Anfang März 2015 scheint dieses Fieber auch Deutschland gepackt zu haben. So ist es einem der Top-Acts, dem aktuellen CMA-Entertainer des Jahres Luke Bryan gelungen, das Publikum hierzulande in zwei restlos ausverkauften Liveperformances mit dem New-Country-Virus zu infizieren. Nach dem großartigen Deutschland-Debüt am 4. März im Münchener Kesselhaus sollte die Stimmung 2 Tage später im Berliner „Huxleys Neue Welt“ ebenfalls den Siedepunkt erreichen. Das „Huxleys“, an der Hasenheide im Stadtteil Kreuzberg gelegen, musste einspringen, nachdem der als Countrylocation bewährte C-Club am Tempelhofer Flughafen aufgrund eines ungeahnten Fanansturmes zu klein geworden war. Außer der zum Pop übergelaufenen Stilikone Taylor Swift ist es hierzulande keinem anderen Countrykünstler gelungen, ein derart junges Livepublikum so zahlreich in die Konzerthallen zu locken. Wer ist nun dieser Luke Bryan und was zeichnet ihn im Vergleich zu anderen Interpreten seiner Zunft aus?

Zunächst mal kann man den 38-jährigen Sohn eines Erdnussfarmers aus der Kleinstadt Leesburg im Süden Georgias nicht als den klassischen Senkrechtstarter bezeichnen. Nach Jahren des Songwriterdaseins im Schatten der Nashviller Music Row gab es im Alter von 30Jahren den ersten Plattenvertrag. Das Debütalbum „I’ll Stay Me“ warf neben zwei Top-10-Singles immerhin eine Goldzertifizierung ab und brachte den Namen Luke Bryan in den erweiterten Kreis der aufstrebenden New-Countrysänger. Mit dem Follower „Doin‘ My Thing“ im Jahr 2009 wurde das Songwriting durch Unterstützung der Nashviller Hitfabrikanten professioneller und Luke Bryan zu einem massentauglichen „Everybodys Darling“ der Szene aufgebaut. Doch erst mit dem dritten Album, dem mit Doppelplatin dekorierten „Tailgates & Tanlines“, ging die Rakete richtig ab und der Mann aus South-Georgia stieg zu einer Ikone des aufkommenden Bro-Country-Trendes auf. Im Jahr vor seinem 40.Geburtstag hat der musikalische Spätstarter nun mit „Crash My Party“ und sechs weiteren Nummer-Eins-Singles den Karrieregipfel erreicht.

Der Name Luke Bryan steht aus Sicht vieler für Spring-Break, Party, Feelgood und die Dinge, die einen den Alltag vergessen lassen. Doch da gibt noch es eine andere Seite, die den bodenständigen, bescheidenen Charakter des in der Szene hochgeschätzten Künstlers geprägt hat. Die privaten Schicksalsschläge um den Unfalltod von Bruder Chris im Jahr 1996 sowie das bis heute ungeklärte Ableben von Schwester Kelly im Jahr 2007 stehen dem Image des launigen Partyhelden entgegen und füllen das Charakterbild von Luke Bryan als authentischen Countrystar der neuen Generation aus.

Rund 1.600 Zuhörer waren dann Zeuge als der Szenesuperstar gegen kurz vor 21.00 Uhr mit seinem Partykracher „That’s My Kind Of Night“ die Stimmung im Berliner „Huxleys“ durch die Decke trieb, die zuvor von der kanadischen Singer-Songwriterin Lindsay Ell perfekt vorbereitet wurde. Obwohl sich keiner der Bryan-Hits bislang in den deutschen Singlecharts platzieren konnte, verblüfft das Publikum durch eine erstaunliche Textsicherheit, die nicht alleine den zahlreichen amerikanischen Besuchern zuzuschreiben ist. Auch die frühen Songs wie die Debütsingle „All My Friends Say“ und die beiden ersten Nummer-Eins-Hits „Rain Is A Good Thing“ und „Somebody’s Calling You Baby“ lösen beim Publikum freudige Reaktionen aus. Luke Bryan selbst rockt lässig – mit grauem T-Shirt und skinny Jeans bekleidet – die Bühne und wechselt regelmäßig die Position seines schwarzen „E3-Ballcaps“, quasi als Einladung an diejenigen, die sich zwischen Country, Pop und Hip-Hip noch nicht so recht entscheiden können. Mit den ersten Tönen des „Tailgates & Tanlines-Klassikers“ „Kiss Tomorrow Goodbye“ sind alle im Hier und Jetzt angekommen und der Stimmungspegel schnellt weiter nach oben. Es folgen mit „Roller Coaster“ und „Play It Again“ zwei weitere Nummer-Eins-Hits des aktuellen Albums, die klar machen, dass das Erfolgsrezept von Luke Bryan „Einfache Textbotschaften gepaart mit starken Melodien“ bei den deutschen Fans auf fruchtbaren Boden fällt.

Dann kommt der Moment, an dem auch die klassisch orientierten Countryfans endgültig abgeholt werden und der Szenestar eine weitere Facette seines Könnens aufdeckt. Am Keyboard sitzend präsentiert Luke Bryan ein Klassiker-Medley, in dem vor allem die Versionen von Alabamas „Mountain Music“ und Garth Brooks „Much Too Young“ großen Eindruck hinterlassen. Ja, Luke Bryan ist auch ein Mann der großen Gefühle. Dies beweist er im Anschluss auf der von den Lady-Antebellum-Herren Charles Kelley und Dave Haywood komponierten Hitballade „Do I“ und etwas später in einer Gänsehautversion auf „Drink A Beer“. Dieser von dem talentierten Singer-Songwriter Chris Stapleton mitverfasste Nummer-Eins-Hit steht für die Verarbeitung persönlicher Verluste, die kaum jemand glaubwürdiger zu transportieren weiss als der Interpret dieses besonderen Abends. Mit zweien seiner populärsten Songs „Drunk On You“ und „I Don’t Want This Night To End“ wird dann wieder der Partylöwe rausgelassen, und als wenn dies nicht schon genug der Stimmung wäre, wird noch eine Spezialversion von Taio Cruz‘ R&B-Hit „Dynamite“ nachgeschoben.

Nach etwas mehr als einer Stunde gibt es für Star und Publikum eine Verschnaufpause, bevor lautstark die Zugabe gefordert wird. Die eingefleischten Fans wissen was noch fehlt und skandieren „Country Girl (Shake It For Me)“ – den größten kommerziellen Erfolg aus der Bryanschen Hitfabrik. Doch zunächst wird „I See You“, die finale Single aus dem „Crash My Party“-Album, vom Stapel gelassen, bevor der bestens gelaunte Superstar die Hüften kreisen lässt und den Animationen der begeisterten Fangemeinde folgt.

Am Ende dieses Auftritts blickt man in reihenweise glückliche Gesichter. Ein Großteil der Faszination, die New Country in den USA ausgelöst hat, ist von einem ihrer Top-Interpreten nach Deutschland transportiert worden. Sollte als Folge dessen tatsächlich die New Country Welle zu uns herüberschwappen, dürfen die Anwesenden dieses Events am 6. März 2015 in Berlin mit gewissem Stolz behaupten: Wir sind dabei gewesen! Angesichts der herausströmenden Menschenmasse dürfte dem ein oder anderen Beobachter auch die Eingangsfrage wieder einfallen. War das tatsächlich Country oder nicht doch eher Pop, Rock, Schlager oder Hip-Hop? Am Ende vielleicht von allem Etwas – New-Country eben.

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Über Bernd Wenserski (602 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: New Country. Rezensionen und Specials.
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