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Eine amerikanische Legende – Tom Petty würde 75 Jahre alt

Rockin' in the Free World – Runnin' down a Dream. Ein Neil Young & Tom Petty-Tribute am 30. Oktober 2025 in Darmstadt.

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Tribute: Neil Young & Tom Petty Tribute: Neil Young & Tom Petty. Bildrechte: Veranstalter

Tom Petty wäre dieser Tage (20. Oktober) 75 Jahre alt geworden, wäre er nicht viel zu früh am 2. Oktober 2017 verstorben. Er ist eine amerikanische Musiklegende, die noch immer viel Einfluss auf Musiker hat, auch in der Countryszene. Anlass genug, ihn an dieser Stelle einmal zu würdigen.

Southern Boy

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Tom Petty wurde am 20. Oktober 1950 in Gainesville, Florida, geboren. Er war ein Southern Boy und wirkte immer wie der „All American Boy“. Blond, fröhlich, unkompliziert. So harmlos, dass sich ein Journalist in einer Konzertkritik einmal zu der Bezeichnung „Geringfügigkeiten-Tom“ hinreißen ließ. Doch wie es in Petty aussah, das sah man nicht. Und obwohl Tom im Sunshine State Florida aufwuchs, war seine Jugend alles andere als eitel Sonnenschein.

Gainesville war die typische Small Town. Wo jeder jeden kannte. Die aber auch ziemlich eng sein konnte. Tom hatte eine schwierige und oft schmerzhafte Beziehung zu seinem Vater, der Toms ruhige Art und seine Leidenschaft für die Künste nur schwer akzeptieren konnte. Anstatt Pettys kreative Neigungen zu akzeptieren, reagierte sein Vater mit häufigen verbalen und körperlichen Misshandlungen. „Mein Vater war ziemlich wild“, sagte Tom. „Er musste ständig sein Auto aus dem Graben ziehen. Ich dachte, es wäre völlig normal, mit dem Auto in den Graben zu fahren. Jetzt merke ich … wow. Und er war ein ziemlicher Spieler, und meine Mutter hasste das. Es war wirklich ein ziemlich turbulenter Haushalt. Sehr turbulent.“ Auf die Frage, warum sein Vater ständig in den Graben fuhr, antwortete er: „Er war ein ziemlicher Trinker … einfach wild wie der Wind, wirklich.“ Das Verhältnis zu seinem Vater sollte ihn fast sein ganzes Leben im inneren beschweren, auch wenn man es ihm nicht anmerkte.

Die Musik war ein probates Mittel, um diesen turbulenten und teilweise gewalttätigen Familienverhältnissen zu entfliehen. Wie viele seiner Generation waren es Elvis und die Beatles, die ihn zur Musik brachten. Anfang der 1970er gründet er seine erste Band, „Epics“, die sich später in „Mudcrutch“ umbenannte und rund um Gainesville lokale Bekanntheit erlangte. Sie waren sowohl von der Musik britischer Bands als auch vom kalifornischen Stil von The Byrds, Buffalo Springfield und Flying Burrito Brothers beeinflusst, die wiederum Rock- und Countrymusik zusammenführten. Mit dabei waren damals schon die späteren „Heartbreakers“ Benmont Tench und Mike Campbell. Als sich „Mudcrutch“ auflöste wollte Petty eigentlich eine Solokarriere anstreben, doch dann gefiel ihm der Sound von Benmont Tenchs neuer Gruppe so gut, dass Petty mit Campbell und Tench sowie Ron Blair und Stan die erste Besetzung der Heartbreakers bildeten.

Tom und die Heartbreakers spielten schnökellosen, melodiösen „Heartland Rock“ und sichersten sich damit eine wachsende Fangemeinde. Bereits ihr drittes Album, „Damn the Torpedoes“, erreichte 1979 schnell Platin und verkaufte sich fast zwei Millionen Mal. Es enthält ihre Durchbruch-Singles „Don’t Do Me Like That“, „Here Comes My Girl“, „Even the Losers“ und „Refugee“.

Wichtige Karriereschritte mit Bob Dylan und Jeff Lynne

Tom und seine Band vergrößerten ihre Bekanntheit weiter, als sie in diesem Jahr auch bei dem Musikfestival gegen Atomkraft „No Nukes“ teilnahmen. Tom schien äußerlich ein immer freundlicher Typ zu sein, doch er hatte stets ein kritisches Bewusstsein. So nahmen die Heatbreakers 1985 am Live Aid-Konzert teil und spielten im gleichen Jahr bei Farm Aid erstmals als Begleitgruppe von Bob Dylan. Eine jahrelange Freundschaft und intensive der Zusammenarbeit der beiden begann. 1986 spielten Tom und die Heartbreakers mit Dylan eine ausgedehnte Tour durch Asien, Ozeanien und Nordamerika und 1987 gingen sie mit ihm auf Tour durch Europa.

Mit Dylan hatte dann auch der nächste große Karriereschritt von Tom Petty zu tun. Und die Geschichte begab sich so. George Harrison hatte mit Jeff Lynne gerade sein Comeback-album „Cloud Nine“ aufgenommen und sollte nach Ende der Sudiozeit noch unbedingt eine Single zur Werbung für aufnehmen. Händeringend suchte er nach einem kostengünstigen Studio und landete in der Garage von Bob Dylan. Während Jeff Lynne noch Roy Orbison mitbrachte, holte Dylan noch Tom Petty dazu. Das Stück wurde eingespielt, doch „Handle Me With Care“ war für eine B-Seite viel zu gut. Spontan entschied man sich zur Gründung der Supergruppe „Traveling Wilburies“. Es entstanden zwei höchst erfolgreiche Alben, das zweite nach dem Tod Roy Orbisons.

Die Zusammenarbeit mit Jeff Lynne führt dann zum kommerziellen Durchbruch von Tom. Sein erstes Solo-Album „Full Moon Fever“ erreichte den dritten Platz der US-amerikanischen Albumcharts und wurde mit Fünffach-Platin ausgezeichnet. Mit dem „Heartbreaker“-Album „Into The Great Wide Open“ von 1991 knüpfte er nahtlos an diesen Erfolg an. Eine ganz andere Seite zeigte er dann auf seinem zweiten Solo-Album „Wildflowers“ 1994. Die zurückhaltende, nüchterne Roots-Produktion von Rick Rubin zeigt Petty nicht mehr als ewig jungen Rocker, sondern als nachdenklichen Mensch im mittleren Alter.

Viel zu früher Tod

In späteren Jahren erlebte Tom Petty sowohl den Tod seiner Freunde George Harrison und Johnny Cash, als auch eine kurzzeitige Reunion seiner ersten Band „Mudcrutch“. 2002 wurden Tom Petty & The Heartbreakers in die „Rock’n’Roll Hall Of Fame aufgenommen.

Längst war Tom Petty eine lebende Legende als er 2017 mit den Heartbreakers von April bis September auf einer Jubiläumstour zum 40-jährigen der Band durch Nordamerika unterwegs war. Die Tour endete am 25. September in der Hollywood Bowl. „American Girl“ war der letzte Song der Tour und zugleich das letzte Lied, das Tom Petty live sang.

Wenige Tage später hatte Petty hatte in seinem Haus in Malibu einen Herzstillstand erlitten und starb am 2. Oktober im Krankenhaus. Die letzte Zeit hatte er mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen: Emphysemen, Knieprobleme und eine gebrochene Hüfte. Trotzdem führte er pflichtbewusst seine Tour bis zum Ende durch. Die Schmerzen waren aber mittlerweile so stark geworden, dass er versehentlich zu viele verschiedene Medikamente einnahm. Der gefährliche Cocktail führte zu seinem viel zu frühen Tod. 2018 erschien posthum der Sampler „An American Treasure“ und im letzten Jahr kam der sehr interessante Zusammenstellung „Petty Country: A Country Music Celebration of Tom Petty“ mit Beiträgen u.a. Margo Price, Chris Stapleton, Marty Stuart, Steve Earle, Rhiannon Giddens und George Strait. Tom Petty bleibt unvergessen und eine ständige Inspirationsquelle für viele Künstler verschiedener Genres.

Wofür Tom Petty als Künstler stand, wurde 2020 noch einmal sehr deutlich. Seine Familie klagte gegen die Benutzung von Pettys Songs im Trump-Wahlkampf. Petty hätte es niemals zugelassen, einen seiner Songs für eine „Kampagne des Hasses“ zu benutzen, so die Begründung. Er wollte Menschen zusammenbringen. Petty und seine Familie würden „fest gegen Rassismus und Diskriminierung jedweder Art“ stehen.

Rockin‘ in the Free World – Runnin‘ down a Dream. Ein Neil Young & Tom Petty-Tribute

Am Donnerstag, 30. Oktober wird in Darmstadt Werk und Wirken von Tom Petty mit viel Musik und spannenden Geschichten gewürdigt. Er wird in der Darmstädter Americana-Reihe zusammen mit seinem „Bruder im Geiste“ Neil Young geehrt. Dana Maria, Neil & The Slowpokes, die Julia van Embers Band, Robert Oberbeck sowie Nils Jung & das närrische Pony werden allesamt Songs der beiden Musiklegenden spielen. Der Lebens- und Karriereweg der beiden wird in Zwischentexten nachgezeichnet. Das Konzert in der Bessunger Knabenschule beginnt um 19.30 Uhr, Tickets sind unter www.knabenschule.de erhältlich.

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Über Thomas Waldherr (897 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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