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Eric Clapton: The Lady In The Balcony – Lockdown Sessions

Wunderbare, akustische Aufnahmen ausgesuchter Songs und Hits: Zum Träumen schön!

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Eric Clapton: The Lady In The Balcony - Lockdown Sessions Eric Clapton: The Lady In The Balcony - Lockdown Sessions. Bildrechte: Mercury (Universal Music)

Wie so viele andere Künstler steckte auch Eric Clapton in diesen Zeiten in einer tiefen Pandemie-Krise. Was tun, wenn man nicht auf die Bühne darf und auch sonst sehr eingeschränkt ist im persönlichen Handeln? Einige Künstler hielten den Kontakt zu den Fans mit Online-Konzerten, andere nutzten die (unfreiwillig freie) Zeit, um neue Lieder aufzunehmen. Clapton traf es (nur künstlerisch) ebenfalls ziemlich hart. Seine diesjährige Konzertreihe in der Londoner Albert Hall wurde abgesagt, und da kam ihm wohl der Gedanke, sein überaus erfolgreiches „MTV Unplugged“ Projekt von 1992 fortzusetzen. Kurzerhand beorderte er seine langjährigen musikalischen Wegbegleiter Nathan East (Bass und Vocals), Steve Gadd (Drums) und Chris Stainton (Keyboards) in das einsam gelegene Cowdray House in West Sussex und durchforstete seinen Songkatalog nach geeignetem Material für eine Aufnahme. Die Mikrofone und Kameras waren schnell aufgestellt und damit konnte das Konzept in Musik und Bild Wirklichkeit werden: Das neue Konzertalbum The Lady In The Balcony – Lockdown Sessions. Ganze 17 akustisch geprägte Songs zwischen Folk und Blues schafften es auf das neue Album, dass – um es gleich vorweg zu nehmen – ein würdiger, aber durchaus „etwas anderer“ Nachfolger seiner vor 30 Jahren aufgenommenen „MTV Unplugged“-Scheibe geworden ist. Mit „The Lady In The Balcony: Lockdown Sessions“ hoffte der oft als „Gitarren-Gott“ bezeichnete Musiker die einstige Magie erneut zu finden und in die neuen Aufnahmen zu bannen.

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Der Einstieg in die Songsammlung ist zunächst ein wohlbekannter Klassiker: „Nobody Knows You When You`re Down And Out“, der den Weg für das countrybeeinflußte „Golden Ring“ bereitet, ein Clapton Original von einer schönen, emotionalen Intensität. Das mit akustischer Gitarre und dezent mit einigen Klaviertakten unterlegte „Black Magic Woman“ widmet Clapton hier Peter Green, dem Gründer von Fleetwood Mac, der ihn musikalisch beeinflußte, wie sehr, zeigt der bluesige Jam, der das Stück ausklingen läßt. Das instrumentale „Kerry“ (ebenfalls ein Clapton Original) überrascht wiederum mit Countryanleihen und erinnert im Spiel anfangs sehr an Leo Kottke. Den Gesang vermißt man hier überhaupt nicht, bietet doch das Arrangement genügend Gründe zum Hinhören. Musikalisch setzt „Believe In Life“ den Weg vor, nun aber mit gesungenem Part. Hat ein bischen was von Ohrwurm, man hört ihn gern ein zweites Mal!

Will man das Konzept dieses „Lockdown Albums“ einfach herunterbrechen, kann man sagen: Die Entstehung dieser Session ist zurückzuführen auf die Corona-Pandemie und der Absage aller diesjährigen Shows in der Londoner Albert Hall. Also zog der Clapton mit einer Handvoll Musiker und einer mehrfachen Anzahl an Technikern, Kameraleuten und Entourage aufs Land, bastelte an einer intimen, wohnzimmertauglichen Atmosphäre, um seine persönlichen „Lockdown Sessions“ aufzunehmen, wie es in diesen Zeiten wohl ziemlich jeder der „großen Stars“ schick findet. Doch während sich Clapton in der Vergangenheit öffentlich gegen die britische Corona-Politik wandte, gemeinsam mit „Querkopf“ Van Morrison sogar einen Song aufnahm, der gegen „staatliche Willkür“ und Corona-Maßnahmen wetterte, sich gegen Maskentragen und Impfen aussprach, benutzte er als kreativer Künstler seine Möglichkeiten in der Musik (und für dieses Album) nicht, um seine Gedanken zur Pandemie klar für die Öffentlichkeit zu formulieren, er kreuzt lediglich an, statt tiefer zu graben. Als Risikopatient hätte es Mr. Slowhand besser wissen müssen, aber nach seiner wohl heftigen Impfreaktion schimpfte er: „Ich hätte nie in die Nähe einer Nadel gehen dürfen“, und rief so mehr oder weniger zur Impfverweigerung auf. Das alles ließ ihn in die Nähe von Verschwörungstheoretikern rücken. Und das machte ihm wohl persönlich auch zu schaffen, denn wie zu lesen war, spürte er daraufhin Ausgrenzung in der Gesellschaft und sogar in der Familie. So versteht man, dass man „politisierende“ Lieder nicht auf dem Album findet, stattdessen einige „unverfängliche“ Coverversionen und Stücke aus seiner eigenen Schatzkiste. Das ist überhaupt nicht abwertend gemeint, aber dennoch ein wenig schade, denn das Album ist mehr als nur gut anzuhören. Es dürfte auch die Zeit überleben!

Clapton akustisch. Da darf auch ein J.J. Cale Song nicht fehlen. Hier hat er sich „After Midnight“ auf die Setliste geschrieben und performt ihn in einer Version, die fernab vom Original erklingt und die Akustische und im Hintergrund das hämmernde Klavier von Chris Stainton in den Mittelpunkt rückt. Die wunderschöne Ballade „Bell Bottom Blues“ zeigt Clapton einmal mehr nicht als den herausragendsten Sänger, doch obwohl der Zahn der Zeit an der Stimme des 76-jährigen nagte und damit auch an Volumen eingebüßte, geht von ihr eine eigene Faszination aus, sie ist eigenwillig und dabei von beiläufiger, zarter Rauheit. Genau das zeichnet auch das lyrische, gemeinsam mit Simon Climie geschriebene „River Of Tears“ aus, eine sehr emotionale Ballade, tolle Gitarrenarbeit. Mit „Layla“ und „Tears In Heaven“ schließlich hat Clapton auch zwei seiner größten, populärsten Hits neu aufgelegt. Hier verläßt er sich musikalisch eher auf das Bewährte, an den Arrangements wird nur leicht rum gewerkelt, so dass der Höreindruck der Neuaufnahmen nicht allzu sehr mit dem bereits im Ohr gefangenen Sound kollidiert. Dennoch, oder gerade deshalb, zwei wunderbar anzuhörende Tracks! Klingen die Aufnahmen bis dahin sehr professionell, solide produziert, mit höchsten Standards ausgestattet, aber irgendwie auch wehmütig und distanziert, so ändert sich das bei den letzten drei Songs. Da läuft Eric Clapton noch einmal zu einer Höchstform auf. Hier spürt man plötzlich eine aufkeimende Spielfreude, eine Lockerheit in Spiel und Gesang. Liegt es daran, dass er nun voll elektrisiert spielt? Oder liegt es am erdigen Blues? Das eigene „Bad Boy“ und die beiden Muddy-Waters-Stücke „Long Distance Call“ und Got My Mojo Working“ scheinen etwas in ihm auszulösen, das ihn als Musiker aufleben läßt. Ein starker Kontrast zu den akustischen Stücken zwischen Folk und Country, die bis zu diesem Zeitpunkt das Album ausmachten.

Fazit: „The Lady In The Balcony – Lockdown Sessions“ zeigt einen Eric Clapton, wie man ihn nicht allzu oft hören kann. Besonders Fans von akustischen Aufnahmen, und wunderbarer Songs, feinsinnig arrangiert, kommen hier auf ihre Kosten. Immer wieder klingen Einflüsse aus der Countrymusik durch, werden aber nie überladen oder vordergründig, denn Clapton greift nicht auf bewährtes Country-Instrumentarium zurück, sondern zu Gitarre, Bass, Keyboard und Schlagzeug, setzt die aber genial ein, sparsam, unaufdringlich. Dabei setzt er hörbare Akzente, die trotz manches Mal durchscheinender Melancholie Freude am Hören machen. Reinhören!

The Lady In The Balcony – Lockdown Sessions: Das 2021er Album

The Lady In The Balcony - Lockdown Sessions

Titel: The Lady In The Balcony – Lockdown Sessions
Künstler: Eric Clapton
Veröffentlichungstermin: 12. November 2021
Label und Vertrieb: Mercury (Universal Music)
Formate: CD, DVD, Blu-ray, Vinyl & Digital
Tracks: 17
Genre: Blues, Rock, Country

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Trackliste: (The Lady In The Balcony – Lockdown Sessions)

01. Nobody Knows You When You’re Down And Out
02. Golden Ring
03. Black Magic Woman
04. Man Of The World
05. Kerry
06. After Midnight
07. Bell Bottom Blues
08. Key To The Highway
09. River Of Tears
10. Rock Me Baby
11. Believe In Life
12. Going Down Slow
13. Layla
14. Tears In Heaven
15. Long Distance Call
16. Bad Boy
17. Got My Mojo Working

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Über Andreas Weihs (126 Artikel)
Fotograf und Journalist. Fachgebiet: Country & Folk. Rezensionen und Konzertberichte.