Parker McCollum: The Limestone Kid

Während die Nashviller Hitfabrik in der Balance zwischen Pop, Hip-Hop und R&B nach einer zeitgemäßen New-Country-Stilistik Ausschau hält, erleben wir im altehrwürdigen Texas eine Renaissance der countrydominierten Produktionen. Gerade jüngere Künstler bevorzugen wieder den „handmade-style“, mit dem ihre musikalischen Väter bereits die lokalen Honkytonks und Dancehalls unsicher gemacht haben.

Der 22-jährige Parker McCollum aus der südtexanischen Kleinstadt Conroe präsentiert sich auf dem Cover seines Debütlongplayers The Limestone Kid im betont lässigen Boygroup-Style. Dies gepaart mit einer erdig-traditionellen, musikalischen Prägung macht die Mischung aus, mit der auch die jüngere Generation jenseits der Bro-Country-Stilblüten erreicht werden kann. Der Albumtitel ist einer Ranch im Limestone County östlich von Waco entliehen, auf der McCollum während seiner Jugend als Viehtreiber gejobbt hat und dort mit den alten Platten von Buck Owens und Porter Wagoner in Berührung kam. 11 Songs sind es letztlich, mit denen der inzwischen der nach Austin übergesiedelte Singer-Songwriter der im Lone Star State heimischen Musikszene seinen Stempel aufdrückt.

Als Auftakt überrascht der smarte Blonde mit dem Feinrippunterhemd auf dem Song „Happy New Year“ zunächst mit einem Oasis-ähnlichen Alternative-Style. Song Nr.2 „Lucy“ hingegen verarbeitet Einflüsse des 60Jahre Retro-Rock und könnte den Hörer glatt auf eine falsche Fährte locken. Doch mit dem dritten Titel ist das Album im Texas Country angelangt und führt diese Stilistik variantenreich bis zum Ende durch. „Meet You In The Middle“ ist die aktuelle Radiosingle und präsentiert sich mit gepflegtem Steeleinsatz „catchy“ und authentisch zugleich. Auf den Balladen, wie dem mit starken Background-Vocals versehenen „All Day“ oder dem großartig komponierten „High Above Water“, entwickelt sich McCollum zum prägnanten, regional verwurzelten Storyteller. Das von seinem Bruder Tyler geschriebene „Prohibition Rose“ gibt sich als feiner Old-School-Honktonk, der auch einem jungen George Strait gut zu Gesicht gestanden hätte. „The Tune“ und „Who’s Laughing Now“ sind stärker im Upbeat zu Hause und bieten sich naturgemäß als leichter zugängliches Radiomaterial an. Der Heimatbezug McCollums äußert sich in den beiden City-Themensongs „Galveston Bay“ und „New Orleans“. Ersterer enthüllt die hymnisch-balladeske Seite des Interpreten, während letzterer als fetziger Country-Road-Movie zu überzeugen weiß.

Auch wenn man mit dem Begriff Singer-Songwriter-Talent vorsichtig umgehen sollte, belegt das 42-minütige, schwachpunktfreie Debütwerk, dass mit Parker McCollum als Vertreter der regionalen Musikszene in den nächsten Jahren zu rechnen sein dürfte. Er selbst formuliert seinen Anspruch eher bescheiden: „Ich möchte mich als Songwriter, Musiker und Sänger (man beachte die Reihenfolge!) weiterentwickeln, dauerhaft gute Platten machen und eine Verbindung zum Publikum herstellen.“ Stilistisch scheint McCollum seine Heimat bereits gefunden zu haben und sollte dies in den kommenden Wochen auf seiner Albumtour, die ihn unter anderem als Pre-Act von Szenestars wie Zane Williams oder Josh Ward durch die texanischen Tanzhallen führt, unter Beweis stellen können.

Fazit: Der 22-jährige Südtexaner Parker McCollum zeigt sich auf „The Limestone Kid“ als variabler Singer-Songwriter und Bereicherung der regionalen Musikszene. 9 der 11 Tracks stammen aus eigener Feder und dienen gemeinsam mit dem genretypischen Twang als Nachweis für den Reifegrad des Nachwuchsinterpreten. Auch wenn der absolute Killersong noch fehlen mag, mit seinem Debütwerk hat McCollum die Startrampe für den großen regionalen Durchbruch bereits betreten.

Künstler / Albumtitel: Parker McCollum – The Limestone Kid
Format / Label / Veröffentlicht: Digital (PYM Music 2015)
Bewertung: 4 von 5 möglichen Punkten

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Trackliste:

01. Happy New Year
02. Lucy
03. Meet You In The Middle
04. All Day
05. Prohibition Rose
06. The Tune
07. Galveston Bay
08. Who’s Laughing Now
09. High Above The Water
10. New Orleans
11. Silhouette