Me First And The Gimme Gimmes: Love Their Country
Dass man bekannte Popsongs in brillante Countryversionen umwandeln kann, haben Bands wie Texas Lightning oder The Twang ja schon unter Beweis gestellt. Dass es aber auch möglich ist, legendäre Countryhits als waschechte Punksongs zu spielen, das ist neu. Me First And The Gimme Gimmes, eine amerikanische Punkrock-Coverband, demonstrieren das anhand von zwölf allseits bekannten Countrysongs auf ihrer CD „Love Their Country“. Diese Band liebt also ihr Land und auch die landestypische Musik. Das sollte man wissen und sich während des Hörens immer wieder in Erinnerung rufen. Ansonsten besteht nämlich die Gefahr, dass man sich als Countryfan leicht auf die Füße getreten fühlt.
Los geht’s mit Garth Brooks‘ „Much Too Young (To Feel This Damn Old)“, das sie während der ersten Strophe sogar nahezu originalgetreu nachspielen. Da sonnt man sich gerade noch in wohlig vertrauten Countryklängen, wenn plötzlich gegen Ende des Refrains das böse Wort mit „F“ den Startschuss für das Punkrock-Feuerwerk gibt. Und von dort an stehen 25 Minuten Vollgas auf dem Programm – länger dauert die CD nämlich nicht. Gnadenlos „verpunken“ sie Klassiker wie Willie Nelsons „On The Road Again“, Dolly Partons „Jolene“ oder John Denvers „Annie’s Song“, dem die harten Punkgitarren überraschend gut zu Gesicht stehen. Grandios ist auch ihre Überarbeitung von Hank Williams‘ „I’m So Lonesome I Could Cry“, inklusive schottisch anmutendem Dudelsack. Der Song erinnert dadurch etwas an die Version von „Auld Lang Syne“, der altbekannten Neujahrshymne, die vor einigen Jahren mal Die Toten Hosen im Rahmen ihres „Die Roten Rosen“-Projekts auf den Markt gebracht haben.
Mit „Goodbye Earl“ von den Dixie Chicks geht es dann auch einem Song frischeren Datums an den Countrykragen. Wobei, sind wir mal ehrlich, hatte „Goodbye Earl“ nicht eigentlich schon immer eine leichte Punkattitüde? Na also! Me First And The Gimme Gimmes haben sie nun ans längst überfällige Tageslicht gebracht. Und was ist mit Kris Kristoffersons „Sunday Morning Coming Down“? Ist dieser Text nicht eigentlich auch die ideale Grundlage für einen Punksong?
Famous last words: Diese CD ist nichts für schwache Countrynerven! Man benötigt schon eine gewisse Portion Humor, um hier nicht nach dem dritten Song abzuschalten. Bringt man die aber mit, dann offenbart sich eine 25minütige extrem spaßige Platte. Country goes Punk – das funktioniert überraschend gut! Mein professioneller Rat: Lautstärke aufdrehen und die Sau rauslassen!
Trackliste:
01. Much Too Young (To Feel This Damn Old) |