The Derailers: Guaranteed To Satisfy
Die Musik der 60er Jahre hatte schon immer einen enorm hohen Einfluss auf die Derailers. Ihr „Buck Owens meets The Beatles“-Sound und Knaller-Alben wie das 1999er „Full Western Dress“ haben sie in Szenekreisen äußerst beliebt gemacht. Der Ausstieg Tony Villanuevas vor einigen Jahren war dagegen ein herber Schlag. Er hatte die Band maßgeblich geprägt und mit seiner Leadstimme vor allem die Buck-Owens-typischen Gesangsharmonien erst möglich gemacht. Brian Hofeldt, der bis dahin nur als gelegentlicher zweiter Leadsänger aufgetreten war, musste also eins aufrücken und hatte eine mehr als nur große Lücke zu füllen. Resultat war ein rückblickend eher orientierungsloses Album mit „Soldiers Of Love“ (2006), das zwar eine enorme Stilvielfalt bot, gleichzeitig aber auch eher wie eine lose Sammlung einzelner Songs wirkte. Nach einem Huldigungsalbum im vergangenen Jahr mit „Under The Influence Of Buck“, das sich ganz dem musikalischen Vermächtnis des 2006 verstorbenen Buck Owens widmete, geht’s nun wieder gestärkt auf zu neuen bzw. alten Ufern – direkt an die amerikanische Westküste anno 1965, könnte man meinen, so überzeugend klingt dieser „Retrosound“ hier.
Mit „Bad, Bad Girl“ gibt’s gleich einen packenden Rock’n’Roll-Einstieg in diese neue Platte, die den fast schon überheblichen Namen „Guaranteed To Satisfy“ trägt. Der darauf folgende Titelsong geht’s dagegen etwas gelassener an. Erinnerungen an Roy Orbison kommen da automatisch und das sicherlich auch nicht ganz zufällig. „The Sun Is Shining On Me“ trägt den Hörer auf den Flügeln eines verliebten Schmetterlings im Juli (schön kitschig, was?) und erinnert mit seiner „Flower Power“-Atmosphäre und dem filigranen Gitarrenspiel schon fast an Roger McGuinn und seine Byrds. „The Way You Move“, „I’m Still Missing You“ und „Wallflower“ stehen dagegen eher in der Tradition vergangener Motown-Hits und überzeugen mit lässigen Rhythm and Blues-Einflüssen. Das düstere „The Blood Of A Man“ fällt da etwas aus dem Rahmen und wagt es fast den sonnigen Gesamteindruck zu zerstören. Aber eben auch nur fast, denn mit „The Get-Go“ ist schon die erlösende Rettung in Sicht. Wüsste man es nicht besser, könnte man diese Nummer fast schon als einen verschollenen Outtake aus den „Rubber Soul“-Sessions der Beatles durchgehen lassen. Etwas enttäuschend und lustlos wirkt leider der rein instrumentale Titel, „Corn Pickin'“. Da hatte ausnahmsweise das Quasi-Vorgängeralbum, „Soldiers Of Love“, mit „Poppycock“ die unterhaltsamere Variante parat.
Famous last words: The Derailers haben sich voll und ganz den Swinging Sixties verschrieben. Wurde auf „Under The Influence Of Buck“ noch auf Albumlänge der Liebe zu Buck Owens gehuldigt, werden hier auf „Guaranteed To Satisfy“ die restlichen für die Band wichtigen Musikstile der 1960er abgedeckt. Brian Hofeldt und seine Jungs wissen zu überzeugen, auch wenn die A-Klasse von „Full Western Dress“ noch nicht komplett wieder hergestellt ist. Trotzdem ein im Sinne des Albumtitels „garantiert zufrieden stellendes“ Album.
Trackliste:
01. Bad, Bad Girl |