Chris Jones & The Night Drivers: Cloud Of Dust
Chris Jones & The Night Drivers sind wie ein sich ständig erneuernder Garten, Musiker kommen und gehen, es kommen aber immer gute Musiker nach. Chris Jones selbst hatte ja lange Jahre in der Lynn Morris Band und bei Whetstone Run gespielt, ebenso bei den Weary Hearts mit u.a. Butch Baldassari und Mike Bub. Schon vor 20 Jahren hatte er also die besten Mitmusiker um sich herum geschart.
The Night Drivers des Jahrgangs 2009 sind Ned Luberecki am Banjo, er ist schon lange in der Band. Jon Weisberger bedient den Kontrabass, Mark Stoffel die Mandoline und Aaron Till die Fiddle. Aaron Till hat ja nach dem Ende seiner Beziehung zu Tabea Anderfuhren aus der Schweiz wieder mehr Zeit, in den USA konstant präsent zu sein, Mark Stoffel kann seine Tätigkeit als Universitätsprofessor zeitlich recht gut einteilen, so dass auch ihm Raum bleibt für Auftritte.
Das brandneue Album „Cloud Of Dust“ erfreut uns mit Gastauftritten von Darrin Vincent (Dailey & Vincent) und Ehefrau Sally Jones am Gesang. Jeremy Garrett von den Infamous Stringdusters steuert etwas Fiddle und Gesang bei, Mike Witcher bei drei Stücken das Dobro. Chris Jones selbst hat acht Stücke selbst bzw. gemeinsam mit seinen Bandmitgliedern geschrieben, er wirkt ein wenig wie eine Mischung aus Doc Watson und Randy Travis, sowohl äußerlich, als auch stimmlich, will sagen, er hat einen für den Bluegrass früher Jahre fast undenkbaren Bariton. In heutiger Zeit hebt er sich jedoch wohltuend aus der Masse ab, zumal er das Repertoire sehr geschmackvoll ausgesucht und die CD selbst entsprechend produziert hat. „One Door Away“ kommt aus der Feder von Dixie und Tom T. Hall, mit denen er eng befreundet ist und die bei der IBMA regelmäßig den Award als beste Songwriter des Jahres abräumen. Bluegrass Gospel mit mehrstimmigem Gesang ist „Come On Little Children“.
Fazit: Wunderschöne Melodien mit spärlichem Hintergrundgesang zeichnen das Album aus, man erhält eine angenehme Dosis Musik, ohne die heute beliebten Überproduktionen über sich ergehen lassen zu müssen. Und auch die im Bluegrass derzeit äußerst beliebten undurchsichtigen Improvisationen sucht man auf diesem Album vergeblich. Es geht Chris Jones auch in erster Linie um das Vermitteln der Lieder, weniger um Entertainment. Dieser Aspekt tritt bei Live-Auftritten vor allem dann in den Mittelpunkt, wenn er ein „Duett“ von Willie Nelson und Lester Flatt stimmlich perfekt darbietet. „Cloud Of Dust“ bewegt sich konsequenterweise im langsameren und mid-tempo-Bereich, wobei Ned Luberecki am Banjo sich als absoluter und filigraner Meister an seinem Instrument präsentiert, bei „Draw For 5“, das er gemeinsam mit Chris Jones komponiert hat, darf er ein wenig mehr Gas geben, Mark Stoffel fügt seine Mandoline virtuos ein. „Cowboys Ain’t Supposed To Cry“ und „Pretty Saro“ sind Bonus-Tracks aus der derzeit nicht erhältlichen Rebel-CD „Just A Drifter“.
Übrigens: Im Herbst 2010 plant Chris Jones eine ausgedehnte Tour durch Europa, 2009 hatte er in der ersten Jahreshälfte schon einiges hier gespielt. Immer eine sichere Bank, Chris Jones und seine Musiker.