Roland Heinrich: Lichterloh
Um es gleich vorwegzunehmen: Dieses neueste Werk von Roland Heinrich ist keine leichte Kost. Bei seiner letzten CD aus dem Jahre 2005 „Einsam und Ausgebremst – Lieder von Jimmie Rodgers“, da hatte man noch die bekannten Rodgers-Songs im Ohr und die Texte lagen klar ausgebreitet vor dem Zuhörer. Man konnte sich zurücklehnen. Dies ist bei dem neuesten Werk, das am 02. November 2009 veröffentlicht wird, nicht mehr ganz so einfach.
Die Geschichten die erzählt werden wirken oft verschnörkelt, um nicht zu sagen kryptisch, man wird zum Zuhören gezwungen und findet sich immer wieder unvermittelt in Roland Heinrichs alter Heimat, dem Ruhrgebiet, irgendwo zwischen Oberhausen, Mülheim und Essen. Da gibt es die Fensterbrettmelodie mit dem Blick auf die Bude an der Ecke und einem musikalischen Bezug zu Jimmie Rodgers „Blue Yodels“, da erlebt man eine flüchtige Begegnung mit einer fremden Frau im ICE oder man ist im Zeitraffer mit dabei auf einer Fahrt nach Essen, die am Ende der letzten 40 Treppenstufen zum Vergessen führt.
Und über all diesen Geschichten, Gedankensplittern und poetischen Exkursen liegt jene Melancholie, die einfach von Roland Heinrich nicht zu trennen ist. Roland Heinrich hat immer den Blues. Hinter allem und jedem sieht oder fühlt er etwas Tragisches manchmal auch Tragikomisches, sogar hinter jenen alltäglichen guten Vorsätzen, wenn er zum Beispiel am Schluss eines Songs singt: „Heute habe ich mit dem Rauchen aufgehört, das letzte mal ist grad eine Woche her.“ Heinrichs Interpretationen sind expressiv, packend, um nicht zu sagen aufwühlend. Er singt seine Songs nicht nur, nein, er durchlebt sie, und Vergleiche mit den grossen amerikanischen Vorbildern wie Jimmie Rodgers oder Hank Williams drängen sich auf.
Auf die Frage, wie Roland Heinrich seine Musik einordnen würde, meint er: „In den USA würde man sie sicherlich unter „Americana“ listen, hier in Deutschland ist eine Zuordnung nicht ganz einfach, vielleicht sollte man meine Musik „Alternative Country“ nennen.“ Man hat den Eindruck, Heinrich ist es nicht so wichtig, wie man seine Musik nun nennt. Vielleicht sollte man ihn einfach einen deutschen „Singer & Songwriter“ nennen, der auf seine ureigenste Art etwas ganz Neues schafft. Damit schafft er eine Brücke zwischen den unterschiedlichsten Zuhörern, den jungen Punks in Kreuzberg, den Studenten in Tübingen oder den seriösen Folkies in Perleberg.
Das CD-Album wird es auch als Vinyl-Version geben und die Titel „Lichterloh“ und „Fensterbrettmelodie“ gibt es auch gleich zweimal, als CD- und als Vinyl-Single. Dabei wurde die „Fensterbrettmelodie“ vom Album übernommen, während es sich bei „Lichterloh“ um eine exklusive längere Version handelt mit Mick Rausch an der Pedal-Steel. Bei der Album-Version dagegen bedient Rudie Blazer dieses Instrument.
Zum Schluss noch ein paar kurze Zitate aus der Presse: „Roland Heinrich, ein grossartiger Sänger und Entertainer“ (Der Tagesspiegel), „Eine Entdeckung: Mülheimer klingt nach Tennessee“ (WAZ), oder „Der Hüne mit dem Allerweltsnamen entpuppte sich als Rumpelstilzchen, dessen Qualitäten als Entertainer durchaus einem Götz Alsmann zur Ehre gereichten“ (Badisches Tagblatt).
Trackliste:
01. ICE |