Wild Bunch: Come On / Nach vorn
Neu ist die Idee zwar nicht, ungewöhnlich, weil sehr selten ist sie dennoch. Und richtig gut umgesetzt. Nahezu perfekter Kundendienst, wenn man so will. Das Album wird in zwei Versionen gleichzeitig angeboten. Es handelt sich um die gleichen Songs bzw. Lieder, einmal in englischer und einmal in deutscher Sprache. Noch dazu inhaltlich völlig unverändert. Mit einer Ausnahme – der Elvis-Klassiker „Don’t Be Cruel“ wurde nicht übersetzt. Es ist auch der einzige „Fremd-Song“. Alle anderen Stücke sind Originale, größtenteils von der Gruppe selbst geschrieben. Wäre interessant zu erfahren, ob die Lieder erst in Englisch geschrieben und dann ins deutsche übertragen wurden oder umgekehrt. Für die meisten Songs zeichnet Band-Mitglied Marko Müller verantwortlich.
Mit diesen beiden CDs setzt Wild Bunch einen Weg fort, der vor fast 25 Jahren im Sauerland begann. Mit Zähigkeit, Zielstrebigkeit, Akribie, Fleiß, mit Musikalität, Talent und Ideenreichtum hat sich Wild Bunch zu einer der besten deutschen Country Bands hochgearbeitet. Der Gruppe um die Gründungsmitglieder Katja Picker und Uwe Streletz ist es gelungen, mit einer angenehm anzuhörenden Mischung aus traditionellen und modernen Elementen sowie Anleihen bei Rock und Pop einen eigenen Sound zu finden, an dem man sie gleich erkennt. Und den das Publikum live gerne hört. Auch international ist Wild Bunch erfolgreich.
Von Beginn an hatte Wild Bunch einen Plan, man überstürzte nichts oder wollte gar den Erfolg erzwingen sondern tat Schritt für Schritt mit Bedacht, sich dabei auf die Stärken der jeweiligen Bandmitglieder stützend. Im Mittelpunkt steht dabei gestern wie heute Sängerin Katja Picker mit ihrer ebenso klaren wie kräftigen, ausdrucksstarken und wandlungsfähigen Stimme. Den Jungs um sie herum gelingt es dabei immer wieder, ihr den passenden, attraktiven musikalischen Teppich auszurollen. Was Wild Bunch mit diesem Album unterstreicht. Am attraktivsten sind die flotteren Stücke aber mit den Balladen beweist die Gruppe, dass sie auch die gefühlvolle Seite der Country Music beherrscht. So wurde es eine sehr abwechslungsreiche knappe Dreiviertelstunde, die als Nachweis herangezogen werden kann dafür, dass Country Music beste Unterhaltung ist, wenn sie so dargeboten wird. Es lohnt sich auch, auf die Texte zu achten. Die Songs könnten größtenteils direkt aus Nashville importiert worden sein!
Und dann haben sie es doch getan. Auch ich habe der Gruppe schon vor längerer Zeit dazu geraten, doch irgendwie konnte man sich nicht dazu durchringen. Nämlich es in deutscher Sprache zu versuchen. In der Muttersprache hat man einfach wesentlich bessere Chancen, in den Medien (ohne die gar nichts geht) Beachtung zu finden. Man muss dazu erst einmal die fast automatisch im Inneren bestehende Hürde überwinden, wenn man sich mit Leib und Seele der amerikanischen Country Music verschrieben hat.
Es gibt aber längst hinreichende Beispiele dafür, dass man Country Music in deutscher Sprache ebenso authentisch machen kann wie in Englisch. Selbst die Amerikaner animieren dazu und finden es okay. Jetzt also gibt es Wild Bunch auch in Deutsch. Der Sound ist ohnehin der gleichen wie bei der englischen Version, Katja Picker (von ihr stammen die meisten deutschen Texte) hat einen exzellenten Job gemacht. Vor allem auch gesanglich, sie klingt in ihrer Muttersprache nicht weniger überzeugend und attraktiv.
Bisher hat es vier Alben (zählt man die MC „Changed“ hinzu) von Wild Bunch gegeben, „Come On / Nach Vorn“ ist zweifellos das bisher beste. Attraktiver Sound, intelligente Texte, rassige Musik – dies ist keine „wilde Horde“ sondern eine eingespielte Einheit. Wild im positiven Sinn wird sie nur, wenn man sie ihre Musik machen lässt. Sehr zum Vergnügen des Publikums.
Wild Bunch 2009, das sind: Katja Picker (Gesang) – Uwe Streletz (Bass) – Michael Gehrke (Keyboards) – Kallo Schmittgens (accoustic guitar) – Marko Müller (Lead Guitar) – Andreas Bechheim (Drums).
Trackliste:
01. Nothing Stays The Same |
Trackliste:
01. Nichts bleibt wie es war |