Volker Fisher: Nightingales Will Sing No More
Wenn es den Terminus „Bluegrass Kammermusik“ schon gäbe, dann wäre er mit ziemlicher Sicherheit die korrekte Bezeichnung für eine Art Bluegrass Music, wie sie von Volker Fisher auf diesem neuen Album vorgestellt wird. Volker Fisher ist ja bekanntlich der Banjospieler und Dobrovirtuose der deutschen Bluegrassband „Covered Grass“, deren Name schon darauf hinweist, dass diese Gruppe auf mehr oder weniger bekannte Songs zurückgreift anstatt neues Material vorzustellen, aber da die Interpretationsweise von „Covered Grass“ ohnehin viel Raum für neue Ideen bietet, wird die Kreativität der Bandmitglieder dabei auch nicht ungebührlich unterfordert.
Doch dem Multiinstrumentalisten und Sänger Volker Fisher schien dies nicht zu genügen und so spielte er nun sein erstes Bluegrass-Soloalbum ein. Dabei folgt Fisher nicht dem derzeit angesagten Trend, bei der Old-Time Music anzufangen und nach etwas ganz Neuem zu suchen, sondern er versucht dort weiterzumachen, wo Bill Monroe einst aufgehört hat bezw. die zweite und dritte Bluegrassgeneration heute steht. Bluegrass-Intellektuelle wie Bill Keith, Tony Trischka oder Bela Fleck haben das ja bereits vor vielen Jahren mit Erfolg ausprobiert und jeder für sich neue künstlerische Wege gefunden.
Auch Volker Fisher scheint einen solch eigenen Weg eingeschlagen zu haben. Er experimentiert zwar auch heftig, aber die Melodie bleibt nachvollziehbar, der Zuhörer bleibt nicht sich selbst überlassen, er kann auch gefühlsmäßig mithalten. Das gilt vor allem bei den instrumentalen Dialogen zwischen Banjo und Dobro in „Greyhound“ und „The Mouse In Myself & A Cheap Dobro“ oder beim Zwiegespräch zwischen Banjo und Fiddle in „Lea“. Julia Martini, die Sängerin der Gruppe „Covered Grass“, singt in „Waiting For My Little Girl“ ein wunderbares Lied in Erwartung ihrer Tochter, das sie selbst zusammen mit Volker Fisher geschrieben hat. Überhaupt hat Volker Fisher allein 10 der insgesamt 13 Songs auf diesem Album geschrieben bezw. mitgeschrieben. Die restlichen drei Songs stammen von David McHugh, Mark Knopfler und Bob McDill. Dass mir dabei bei „Three Fugitives“ von David McHugh ständig „Old Coyote Town“ von Don Williams einfällt, mag zufällig sein.
Volker Fisher spielt auf diesem Album insgesamt fünf Instrumente: Banjo, Gitarre, Mandoline, Dobro und Bass. An der Fiddle ist Kurt Baumer zu hören und bei zwei Titeln glänzt der Dobrospieler Martin Gross als Solist.
Was Volker Fisher als Sänger betrifft, so sagt er über sich selbst: „Ich bin mir natürlich bewusst, dass ich kein „echter“ Sänger bin. Es ist gar so, dass ich es regelrecht hasse, zu singen! Aber, ich wollte auf keinen Fall eine reine Instrumental-CD machen, die den Hörer vielleicht schon beim dritten Stück langweilt. Darum bin ich leider auch immer wieder gezwungen, meinen Schnabel aufzureißen.“
Dazu ein kleiner Trost an Volker Fisher: „Die Instrumentalstücke sind überhaupt nicht langweilig, im Gegenteil, sie sind sehr spannend und kurzweilig, vor allem sind sie virtuos gespielt. Und dass ab und zu auch gesungen wird, ob von Julia Martini oder Volker Fisher, macht dieses neue Album umso abwechslungsreicher.
Trackliste:
01. Fantasy Island |