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3. Internationale Bluegrass Night in Berkenroth

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Berkenroth im Ausnahezustand! Der kleine, gut 600 Seelen zählende Ort im Oberbergischen (zur Stadt Nümbrecht gehörend), wurde am 16. Mai überflutet von Menschen, die gern Bluegrass Music hören. Die Kennzeichen der Autos an der zugeparkten Ortsstraße verrieten, die weitaus meisten Besucher kamen aus der näheren Umgebung, es waren aber durchaus auch Weitgereiste anwesend.

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Das Dorfgemeinschaftshaus platzte aus allen Nähten, die Begeisterung schwappte immer wieder über – ein verdienter Lohn für die unermüdlichen, ehrenamtlichen Helfer, die es schafften, zum dritten Mal eine solche Veranstaltung von internationalem Zuschnitt fernab aller Großstädte auf die Beine zu stellen. In der reizvollen Gegend kann sich der Besucher durchaus nach Virginia versetzt fühlen. Sogar das Wetter spielte mit, für die Jahreszeit zwar zu kalt aber immerhin trocken und zeitweise sonnig.

Im schätzungsweise 400 Zuschauer fassenden Dorfgemeinschaftshaus konnte niemand umfallen, so dicht drängten sich die Fans. Wer zu spät kam oder wem es drinnen zu eng war, der konnte das Geschehen auf einer Leinwand im Außenbereich verfolgen. Nicht nur älteren Semestern wie mir wurde im wahrsten Sinne des Wortes Stehvermögen abverlangt, nach gut vier Stunden meldeten sich die Füße mehr als nach einer Ganztageswanderung. Ein abwechslungsreiches, richtig gutes Programm entschädigte allemal für die Strapazen. Zumal man mit den Künstlern auf der Bühne nicht unbedingt hätte tauschen wollen. Die litten allesamt unter den dort herrschenden Temperaturen im grellen Scheinwerferlicht, das ihnen zudem den Blick auf das Publikum fast unmöglich machten. Der Spielfreude tat dies keinen Abbruch.

Den Abend eröffneten die Lokalmatadoren der Band Covered Grass. Vor einigen Wochen erhielt das Quintett aus dem Oberbergischen von der International Bluegrass Music Association (IBMA)eine Einladung nach Nashville, wo die Gruppe im September im Rahmen der „International World of Bluegrass Music Week“ zusammen mit namhaften anderen Interpreten auf der Hauptbühne im Convention Center ihr Können vor Ort unter Beweis stellen darf (Country.de berichtete im April). Dass sie sich diese Einladung redlich verdient haben, bewiesen sie an diesem Abend nachhaltig. Hier ist in den letzten fünf Jahren etwas zusammengewachsen, das sich hören und sehen lassen kann und Erwartungen für zu Zukunft weckt. Alle Musiker sammelten in anderen Stilrichtungen Erfahrung, ehe sie zum Bluegrass fanden. Spielfreude und Musikalität waren unüberhörbar, Corinna Aurin führte charmant und kurzweilig durch das Programm. Der Sound der Band beinhaltet moderne Elemente, vernächlässigt dabei das Traditionelle keineswegs.

Beachtlich, welch eigenes Repertoire Covered Grass erarbeitet hat, man kann komplett auf die hinlänglich bekannten Bluegrass-Klassiker verzichten. Es gehört Mut und gesundes Selbstbewusstsein dazu, bei Live Gigs auf so viel Eigenes zu setzen. Ein Sonderlob dafür. Wenn man auf „Fremdmaterial“ zurückgreift, dann handelt es sich um auf Bluegrass umarrangierte Rock-Klassiker. Auf Corinna Aurin allein „lastet“ der Lead-Gesang, hier würde eine weitere Lead-Stimme gut tun und für Abwechslung sorgen. Um den Funken der Begeisterung beim Publikum noch mehr überspringen zu lassen, würde ich mir das ein oder andere feurige Instrumental, ein Hoedown beispielsweise wünschen, denn das hat die Gruppe ganz sicher drauf. Kein Zweifel, Covered Grass ist eine Band, die künftig in der europäischen Bluegrass-Szene ein gewichtiges Wörtchen mitreden kann.

Szenenwechsel; mit dem Auftritt der Gruppe Rawhide aus Belgien startete ein Kontrastprogramm, auch optisch. Die sechs Herren, ebenso bunt gekleidet wie ihr musikalisches Spektrum, sorgten für die eine oder andere Überraschung. Seit gut 30 Jahren unterwegs, davon die letzten 15 Jahre personell unverändert, würzten sie ihren Auftritt mit jede Menge Humor und Kuriositäten. Das fing bei den „Instrumenten“ an und hörte bei den Songs auf. Wann hat man schon einmal ein Megaphon oder gar Abflussrohre im Repertoire einer Band erlebt! Bei allem Schabernack blitzte immer wieder das Können von Rawhide auf. Die Jungs sind a-capella Spitze, der Leadgesang verteilt sich auf fast alle Bandmitglieder und Stimmlagen – der Auftritt war schlicht und einfach gut. Hätte es eines Beweises gebraucht, dann lieferte ihn das Publikum. Kaum hatte Rawhide begonnen, kehrten diejenigen, die noch frische Luft schnupperten, flugs zurück in die Enge des Saales. Mit Sicherheit hatten die meisten Besucher eine solch originelle Show weder erwartet noch schon einmal erlebt.

Teil drei der Bluegrass Night gehörte der Attraktion des Abends, der zierlichen Alecia Nugent, die man seit einigen Jahren gern als „Hillbilly-Göttin“ bezeichnet. Dies ist auch gleichzeitig der Titel ihrer 3. und derzeit aktuellen CD: „Hillbilly Goddess“. Wie eine Göttin gab sich Alecia Nugent gar nicht, kontaktfreudig, publikumsnah und ob der großen Hitze auf der Bühne auch einem Bierchen nicht abgeneigt, zog sie alle Register ihres Könnens. Vor allem ihre besinnlichen oder gar traurigen Balladen konnten auch in der eigentlich dafür nicht prädestinierten Umgebung ein Gänsehautfeeling erzeugen. Dazu trugen nicht zuletzt die vier exzellenten Musiker ihrer Band bei, die sie auf ihrer ersten Europa-Tournee begleiteten. Und die führte sie Gott sei Dank auch nach Deutschland, u.a. trat sie beim Bluegrass Festival in Bühl und in Waldkraiburg auf.

Die in Hickory Grove, Louisiana vor 40 Jahren geborene Sängerin absolvierte ihre „Lehrjahre“ in der Nugent Family Band. „Daddy hatte seine Southland Bluegrass Band, dort habe ich die musikalische Tradition dieser Musik von der Pike auf mitbekommen“, lächelt Nugent. „Die Großmeister wie die Stanley Bothers, Flatt & Scruggs, Jimmy Martin, die Osborne Brothers und natürlich Bill Monroe waren mir von Kindesbeinen an vertraut. Aber auch Conway Twitty, Patsy Cline, Loretta Lynn, Reba (McEntire), Dolly (Parton) George Jones, Merle (Haggard) oder Buck Owens. Das stellte mich auf eine breite musikalische Grundlage.” Alecia Nugent bekam hautnah die Entwicklung der Country Music mit, sie nahm sie ganz natürlich auf und verarbeitete sie zu ihrem eigenen Stil. Ausgestattet mit einer ebenso klaren, kräftigen wie emotionalen, wandlungsfähigen Stimme kann sie so zwischen Bluegrass-Klassikern und Honky Tonk Songs, zwischen Country Balladen und Traditionals pendeln. All das bringt sie nicht nur auf Tonträger sondern das zaubert sie auch auf die Bühne. Vergleiche zu Alison Krauss sind durchaus angebracht. Es dauerte bis 2004, ehe Miss Nugent sich selbstständig machte und mit ihrem Album „Alecia Nugent“ aufhorchen ließ. Bis zu dem Zeitpunkt hatten die Pflichten einer dreifachen Mutter eine Solo-Karriere noch nicht zugelassen.

In Zusammenarbeit mit Carl Jackson entstand das 2006er Album „A Little Girl … A Big Four-Lane“, das ihr zum Durchbruch verhalf. Seither gehört sie zu den populärsten Sängerinnen des Bluegrass. Sie wird in einem Atemzug mit Alison Krauss, Dale Ann Bradley und Rhonda Vincent genannt. „Hillbilly Goddess“ zeigt, wohin sie tendiert. Für das Album wurden Songs mit anspruchsvolleren, tiefer gehenden sowie poetischen Inhalten ausgewählt. Einige der Songs weisen sie als Co-Autorin aus, ein Talent, auf das sie künftig stärker setzen will. Selbst in der unruhigen, lauten Live-Atmosphäre kommt die dichte, in die Tiefe der eigenen Gefühlswelt gehende Interpretation einer Ballade wie „Don’t Tell Me“ voll rüber.

Nicht von ungefähr wurde Alecia Nugent bereits viermal von der IBMA als beste Bluegrass-Sängerin ausgezeichnet. Dass sie Spaß an dem hat, was sie tut, ließ sie deutlich erkennen. „Ich bin überwältigt von der Resonanz hier in Deutschland. Für mich ist das alles neu und aufregend. Ich freue mich, dass unsere Musik so weit weg von der Heimat so enthusiastische und fachkundige Fans hat. Deshalb verspreche ich, dass ich wiederkommen werde“ lächelte eine sichtlich glückliche Sängerin. Darauf darf man sich schon jetzt freuen, eine Künstlerin, die so viel frischen Wind in die Bluegrass Szene gebracht hat, könnte auch hierzulande etwas bewegen.

Die 3. Bluegrass Night von Berkenroth war ein voller Erfolg, ein tolles Event. Bleibt zu hoffen, dass die unermüdlichen Idealisten, die hinter der Veranstaltung stehen, die Kraft und Unterstützung finden, im kommenden Jahr die 4. Auflage vom Stapel zu lassen. Eine deutsche Region, in der man Bluegrass Music nicht unbedingt zu Hause wähnen würde, könnte eine Veranstaltung dieser Art, die sich zur Tradition entwickelt, sehr gut gebrauchen.

Alecia Nugent & Band sind in Deutschland noch wie folgt live zu sehen:

24.5. in Stuhr bei Bremen, Ratssaal ab 20:00 Uhr
25.5. in Heiligenhaus, Der Club ab 20:30 Uhr
26.5. in Miltenberg, Beavers Museum ab 20:00 Uhr
27.5. in Hildesheim, Jazz Time Festival ab 20:00 Uhr

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