Stella Parton: Tell It Sister, Tell It
Wir haben es hier mit einem Buch zu tun, zu dem eine gleichnamige CD veröffentlicht wurde. Das Buch trägt den Untertitel „Memories, Music and Miracles“, in diese Kapitel wurden die Inhalte aufgeteilt. Bei dem 2011 erschienenen Buch handelt es sich nicht um ein „Enthüllungs-Werk“ wie man vermuten könnte, vielmehr befasst sich die Autorin auf sehr persönliche Art mit ihrem eigenen Leben und ihrer Karriere. Über die heute 63-jährige Künstlerin haben wir unlängst in der Rubrik „Was ist aus ihnen geworden?“ berichtet.
Stella Parton entstammt einer künstlerisch sehr aktiven Familie. In ihrer Eigenschaft als Künstlerin stand sie immer im Schatten ihrer älteren Schwester Dolly. Das führte im Laufe der Jahre nicht nur zu Bewunderung und Zusammenarbeit sondern durchaus auch zu Problemen. Stella Parton geht darauf an verschiedenen Stellen mit der nötigen Sachlichkeit ein. Diese Thematik spielt in ihren zu Papier gebrachten Erinnerungen eine eher untergeordnete Rolle.
Auf 222 Seiten hat Stella Parton ihre Gedanken in Form von in sich abgeschlossenen Kurzgeschichten zusammengefasst. Anderen Menschen will sie Mut machen, denn ihr Leben war alles andere als ein romantisches Märchen sondern eine ständige Berg- und Talfahrt. Sie ist stolz auf ihre Herkunft. Ihre Heimat in den Appalachen, in die sie sich immer wieder zurückgezogen hat, gab ihr Kraft und neuen Mut, wenn sie wieder einmal einen Rückschlag verkraften musste. Egal ob im Privatleben oder beruflich. Die engen Familienbande spielen dabei eine große Rolle ebenso wie eine tiefe Gläubigkeit. Diese ist bei Stella Parton, die mehrfach betont, eigentlich habe sie Missionarin werden wollen, besonders stark ausgeprägt. Manches, das sie erlebte und als Wunder bezeichnet, lässt sich bei distanzierterer Betrachtung allerdings auch anders erklären.
Im ersten Teil des Buches, das sie als „Mircales“ überschreibt, geht es überwiegend um ihre Kindheit, um die Familie, um die ärmlichen Verhältnisse, in denen sie dennoch eine meist glückliche Kindheit erleben durfte. Wenngleich sie immer wieder mit Erkrankungen, Sterbefällen und sonstigen Schicksalsschlägen in ihrer unmittelbaren Nähe konfrontiert wurde. Stellenweise durchaus anrührend beschrieben. Man kann den Teil mit einer ihrer Aussagen charakterisieren: „Meine Eltern waren beide einzigartige Persönlichkeiten. Alles, was aus meinen Geschwistern und mir geworden ist, kommt von ihnen.“
Teil 2 geht auf die Musik, Stella Partons Karriere, ihre künstlerische Vielseitigkeit sowie ihre Fähigkeiten ein, immer wieder einen Weg aus einer ausweglosen Situation zu finden. Dieser Bereich stellt sich als ein ständiger Kampf dar. Von allen Partons war und ist Stella die rebellischste, eine Eigenschaft, die ihr oft geholfen hat zu überleben. Anders als Dolly Parton musste sie sich nicht nur alles hart erarbeiten sondern oft erkämpfen, gegen Vorurteile und ungeschriebene Spielregeln in einem Business, in dem sie immer wieder Lehrgeld zahlen musste. Aus ihren Schilderungen mag man erahnen, wie hart, unerbittlich, trügerisch und bisweilen auch gefährlich das Music Business auch in Nashville sein kann.
Man muss Stella Parton Bewunderung zollen, dafür, dass sie nie aufgegeben und sich nicht unterbuttern lassen hat sondern immer wieder einen Weg fand, sich und ihre Ziele zumindest annähernd zu verwirklichen. Schenken lassen hat sie sich nichts, alles wollte und musste sie sich hart erarbeiten. Ihre Erfolge sind nicht spektakulär aber nicht minder bewunderungswürdig. Es würde zu weit führen, hier auf alles einzugehen, mit dem sie sich beispielsweise den Lebensunterhalt verdient hat. Auch für diesen Teil ein Zitat: „Wir haben alle einen kleinen Phoenix in uns, den wir zu unserem Vorteil nutzen sollten. Wenn wir ein Hindernis nicht aus dem Weg räumen können, müssen wir in Gottes Namen um es herum gehen.“
Den dritten Teil, „Miracles“, kann man als den philosophischen des Buches ansehen. Sehr persönlich die Sicht der Dinge und wie sie sie gehandhabt hat. Trotz allem, was ihr widerfahren ist, blieb sie Optimistin und zieht eine positive Bilanz. Möglich sei dies nur, weil ihr ein tiefer Glaube und ihre Herkunft die nötige Basis dafür geschaffen hätten. Zitat: „Ich lebe für das nächste Wunder. Als solches betrachte ich jeden blauen Himmel, jeden erfrischenden Sturm, der die Erde reinigt, jeden Sonnenauf- und -untergang, jedes Lachen eines Kindes und die Stimme meines Sohnes, der sagt: Mama, ich liebe dich.“
Mit diesem Buch stellt sich nicht die Künstlerin Stella Parton vor sondern der Mensch und Mitmensch Stella Parton. Viele der Episoden haben die meisten von uns in irgendeiner ähnlichen Weise auch erlebt, sind aber längst nicht immer ähnlich damit umgegangen. Stella Parton: „Ich weiß, dass ich mir mit dem Buch Kritik einhandeln werde – damit aber kann und muss ich leben.“
Ergänzt wird das Buch durch eine gleichnamige CD (u.a. über Amazon zu beziehen), die 11 von Stella Parton geschriebene Songs enthält. Entstanden sind diese Songs zu ganz unterschiedlichen Zeiten, teilweise vor mehr als 20 Jahren. Sie alle haben thematisch mit dem Buch zu tun, weshalb Stella Parton immer wieder darauf zurückgreift und Texte teilweise zitiert. Die CD zeigt den ganzen künstlerischen Reifeprozess, den Stella Parton im Laufe der Jahre durchlaufen hat. Von allen Alben, die ich von ihr kenne, ist dieses das persönlichste und inhaltlich aussagekräftigste. Es lohnt sich, genau zuzuhören, denn immer wieder verarbeitet sie Ereignisse, die sie zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Lebens emotional stark beschäftigt haben.
Fazit: Ein Buch, das sich nicht in erster Linie mit Country Music befasst sondern einen Menschen, die Autorin nämlich, in den Mittelpunkt stellt. Die wiederum lässt tiefe Einblicke in ihr Leben und ihre Gefühlswelt zu. Sie nennt die Dinge beim Namen, ohne Namen zu nennen, sie will nicht anklagen sondern Mut machen und Trost spenden. Wer nicht zu den Leseratten zählt, dem sei dennoch die CD angeraten – um die zu verstehen, muss man nicht unbedingt das Buch kennen.
Titel: Stella Parton – Tell It Sister, Tell It Sprache: Englisch Gebundene Ausgabe: 240 Seiten Veröffentlichungstermin: 9. Mai 2011 Format: Taschenbuch Maße: 20,3 cm x 12,7cm x 1,3 cm Gewicht: 240 Gramm Verlag: Attic Entertainment Info: Stella Parton erzählt ehrlich und mit viel Respekt! |
|||||