Stella Parton
Sie ist das 6. von 12 Geschwistern der Familie Parton. Wie ihre ältere Schwester Dolly wählte sie den Weg ins Show-Business, konnte aber nie auch nur annähernd den Status ihrer Schwester erreichen. Stella Parton wurde am 4. Mai 1949 in Sevierville, Tennessee geboren.
Mit Reichtümern waren die Partons nicht gesegnet, jedes Familienmitglied musste letztendlich sehen, wo es blieb. Die Kinder bekamen aber ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl mit auf den Weg. Auch wenn alle Welt immer von Dolly Parton sprach, gelitten darunter hat die Jüngere nie. Schon eher wenn sie das Gefühl hatte, man benutze sie nur dazu, um etwas über Dolly zu erfahren.
Mit etwa sieben Jahren trat sie gemeinsam mit Dolly in einer Radio Show eines Senders aus Knoxville auf, dies sei praktisch ihr Start in die Musiker-Laufbahn gewesen. Mit ihren beiden Schwestern Willadeene und Cassie bildete sie ein Duett, man sang Gospels und Commercials in der Gegend. Später fing sie an, genau wie ihre Schwester Dolly, Lieder zu schreiben. Noch bevor sie die Schulausbildung beendete, heiratete Stella Parton mit 17 Jahren und wurde mit 19 Mutter.
Über diese Anfangsjahre sagte sie später: „Als Kind glaubte ich immer, ich würde Missionarin werden. Mutter ließ uns Kinder immer sein wie und was wir wollten. Wir hatten da viele Freiheiten. Mein Leben lang habe ich praktisch um meine Individualität gekämpft.“
Mit der Familie kamen neue Verpflichtungen auf sie zu. Ihre Individualität dokumentierte sie u.a. dadurch, dass sie in ihrer Heimat Sevierville einen Blumenladen eröffnete. Dann ließ sie sich in Knoxville zur Kosmetikerin und Frisörin ausbilden. Später ging die ganze Familie nach Washington, D.C., wo Stella Parton die ganze Woche in zwei Clubs auftrat. „Zwei Sets jeden Abend sang ich in einer Rock’n’Roll-Band. Eigentlich wollte ich ja Gospel Music singen – aber ich musste arbeiten und Geld verdienen. Das war mit Gospel Music kaum möglich. Wir hatten richtig harte Zeiten zu überstehen“, erinnert sie sich. Ein Gospel Album hatte sie 1967 bereits aufgenommen, gemeinsam mit Willadeene, Cassie und ihrer Mutter Avie Lee. Titel: „In The Garden“.
Eingangs der 1970er Jahre kam Stella Parton nach Nashville und machte sogar zwei Gospel Alben. Eine Karriere allerdings sprang dabei nicht heraus. Sie musste sich mit allen möglichen Gelegenheitsjobs über Wasser halten. Erinnerungen: „Ich verkaufte Autos, war Kellnerin und habe auch als Hostess bei Red Lobster gejobbt. Vor Arbeit habe ich mich nie bange gemacht. Ich war immer überzeugt, alles zu können, was ich sein wollte. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wenn man wirklich will, gibt es immer eine Möglichkeit.“
1975 erschien ihr erstes reines Country Album „I Want To Hold You In My Dreams Tonight“. Dazu hatte sie eigens ein eigenes Plattenlabel gegründet. Der Titelsong schob sich bis in die Top Ten – es blieb ihre beste Platzierung in den Charts. Vielleicht war der Schatten ihrer Schwester Dolly doch zu groß.
Immerhin nahm Elektra sie unter Vertrag und veröffentlichte in der Folge drei Alben, von denen man nicht behaupten kann, sie seien erfolgreich gewesen. Sie grämte sich deswegen nicht sonderlich: „Das ganze Leben ist ein Balance-Akt, erst recht eine Musikerkarriere. Man muss die dauernden Veränderungen im Entertainment einkalkulieren. Du musst möglichst vielseitig sein. Wenn du dich auf eine Sache versteifst, die dann nicht mehr hinhaut, dann hast du mit Zitronen gehandelt. Wenn ich beispielsweise ein Lied schreibe, kann mich das auch zu einem Drehbuch animieren. Wenn du Theater spielst, kannst du davon etwas für deine Bühnenshows mitnehmen. Es ist aber ungeheuer schwer, alles in Einklang zu bringen.“ Dann fährt sie fort: „Ich habe immer durch die Praxis gelernt. Ich zog nach Kalifornien, besuchte die Schauspielschule und lernte, Drehbücher fürs Fernsehen zu schreiben. Dann landete ich bei einer Theatergruppe, spielte in Seven Bridges For Seven Brothers mit und lernte innerhalb einer Woche zu tanzen.“ Das klappte so gut, dass man sie für weitere Theaterstücke verpflichtete, so war sie mit Tournee-Versionen von Broadway-Stücken unterwegs. Für den Vergnügungspark Dollywood ihrer Schwester schrieb und inszenierte sie Shows, man konnte sie in diversen TV-Serien auf dem Bildschirm erleben, z.B. in „The Dukes of Hazard“.
Zu ihrer Situation sagte sie mir 1990: „Den Fans verdanke ich alles, was ich tue, mache ich für sie. Nur ein Wort der Ermunterung von ihnen bedeutet mir ungeheuer viel. Ich möchte noch so viele Dinge in dieser Welt machen. Ich lebe nach der Devise, es gibt immer ein Morgen.“
Stella Parton lässt ihren Worten Taten folgen, sie ist immer aktiv gewesen und hat nicht vor, daran etwas zu ändern. 2006 wirkte sie in zwei Filmen als Schauspielerin mit, in diesen und anderen Streifen war sie auch im Soundtrack vertreten. Mehrere Kochbücher wurden von ihr verfasst, es wird sicher noch weitere Bücher geben. Die Musik aber bleibt der Mittelpunkt ihrer künstlerischen Tätigkeit. Sie schreibt weiter Songs und vor allem macht sie weiter Alben. Deutlich über 20 Langrillen gibt es unterdessen von Stella Parton. Darunter so gehaltvolle wie ihre beiden bisher letzten CDs „Appalachian Blues“ und „American Coal“.
Stella Parton, die kleine Schwester der großen Dolly Parton hat sich in deren Schatten ganz gut eingerichtet. Das Wichtigste: sie ist glücklich dabei. Mit einem charmanten Lächeln verrät sie dann auch noch, was Glück für sie bedeutet: „Wenn du an dem, was du machst, Spaß hast und das vielen anderen Menschen auch noch Freude bereitet.“
Dass sie Spaß am Schreiben hat, beweist ihr aktuelles Projekt, ein Buch mit dem Titel „Tell It Sister, Tell It“, das in den USA erschienen ist und von ihr u.a. durch Vorlesungen promotet wird. Wir werden das Buch in Kürze hier vorstellen.