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David Allan Coe

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Wie schnell doch die Jahre dahineilen! Wer spricht heute noch von David Allan Coe, einen Mann, der eine ganze Weile für Schlagzeilen sorgte? Die Outlaw-Welle, eine lukrative Modeerscheinung in der Country Music, liegt bereits Jahrzehnte zurück.

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Ausgerechnet der vielleicht „echteste“ Outlaw unter den Stars musste als einer der Ersten wieder zurück ins zweite Glied, ehe er ganz in der Versenkung verschwand. Nach eigenem Bekunden hat er mehr als 20 Jahre in staatlichen Einrichtungen verbracht. Mit Neun in einer Besserungsanstalt in Michigan, mit 29 im Staatsgefängnis von Ohio. Danach stieg er zum Country-Star auf …

David Allan Coe war einige Jahre eine der schillerndsten Persönlichkeiten in der Country Music. Mehrmals habe ich ihn zum Interview oder Small Talk getroffen. Mal in Wagenfeld tief in der niedersächsischen Provinz, mal in Branson, Missouri, wo er kein Theater betrieb sondern seinen „Rhinestone Cowboy Store“, mal im Studio in Nashville, wo er ein Duett mit Tom Astor aufnahm. Immer war es ebenso amüsant wie unkonventionell. Dabei galt er immer als „schwieriger Patron“. Wenn man aber an ihn rankommt, hat er eine ganze Menge zu erzählen.

David Allan CoetDie Geschichte des David Allan Coe steckt voller Widersprüche. Verbrieft ist, dass er am 6. September 1939 in Akron, Ohio geboren wurde. Über seine Jugend ist nicht viel bekannt. Ob man alles glauben kann, was Coe selbst darüber erzählt, darf bezweifelt werden. Danach soll er u.a. im Knast in Ohio einen anderen Häftling erstochen haben, weil der ihn sexuell belästigte. Sogar in der Todeszelle soll er deshalb gesessen haben, sei dann aber begnadigt worden. Mir gegenüber stellte er das etwas anders dar, er sei wegen dieser Sache angeklagt aber nie schuldig gesprochen worden.

Als er im Jahr 1967 seine „Rundreise durch staatliche Institutionen“ hinter sich hatte, ging er nach Nashville. Im Knast hatte er damit begonnen, Songs zu schreiben. Die wollte er nun irgendwie unterbringen. Damit das möglichst schnell ging, machte er auf ungewöhnliche Art auf sich aufmerksam. Coe funktionierte einen Leichenwagen zum Wohnwagen um, parkte den vor dem Ryman Auditorium mitten in Nashville und sang seine Songs. Sein Plan ging auf, Shelby Singleton nahm ihn für sein Label SSS unter Vertrag. Es erschien sein erstes Album: „Penitentiary Blues“. Wie der Titel verrät, handelte es sich um reine Blues Music. Während er in den USA übergangen wurde, wählte man ihn in Europa zum Blues-Künstler des Jahres.

Wenn er schon Nashville als sein Domizil ausgesucht hatte, musste er auch Country Music machen. Das tat er ab 1971, zunächst ohne nachhaltige Wirkung. Aber mit „Fraulein“ und dem satirischen „How High’s The Watergate Mama?“ machte er auf sich aufmerksam. Besser lief es mit seinen Songs. Tanya Tucker machte 1973 aus seinem „Would You Lay With Me (In A Field Of Stone)“ einen großen Hit. Billie Jo Spears sang „Souvenirs And California Mem’ries“. Das reichte aus, nicht nur als Songschreiber dick im Geschäft zu sein sondern auch bei Columbia einen Plattenvertrag zu bekommen. Auf der Bühne gab er sich den Beinamen „The Mysterious Rheinstone Cowboy“, gleichzeitig Titel seines ersten Albums für Columbia. In Nashville avancierte er zu einer Art Bürgerschreck, nichts schien ihm zu absurd, wenn man damit Aufsehen erregen konnte. Das fing bei seinem wilden Äußeren und den entsprechenden Klamotten an und hörte mit den Vehikeln auf, mit denen er durch die Stadt donnerte. Dieses Gehabe verhinderte letztlich, dass er ein wirklicher Star wurde, wenngleich er sowohl bärenstarke Songs schrieb als auch als Sänger viel drauf hatte. Coe blieb immer ein Außenseiter, dem Establishment suspekt. Ihn selbst hat das offenbar wenig gestört.

Im frühen Stadium seiner Karriere trat er mit einer Gesichtsmaske auf. Niemand kannte seinen richtigen Namen. Coe dazu: „Keiner wusste, wie ich aussah. Aber das spielte auch keine Rolle. Die Musik war das, was zählte. Ich hatte in einer Zeitung von einer Umfrage gelesen, in der man die Leute fragte, warum sie einen Sänger mochten. Einer sagte, ihm gefielen die Augen und so ging es weiter, keiner sagte, er liebe seine Musik. Ich wollte einfach wegen meiner Musik gemocht werden.“ Nach zwei Jahren entfernte Coe seine Maske als er mit Willie Nelson auftrat. Seither hat man nicht nur manches mehr über den Mann mit dem wilden Aussehen und ebensolcher Vergangenheit erfahren. Er hat sich natürlich auch unverkennbar geändert – den Mann, der mit einem aufsehenerregenden Motorrad auf die Bühne düste, den gibt es schon längst nicht mehr.

Die Plattenkarriere des David Allan Coe war eine ziemlich wechselvolle. Was hat der Kerl nicht alles produziert! Erste wirklich erfolgreiche Single war 1975 „You Never Even Called Me By My Name“, eine #8. In guter Erinnerung sind auch seine Aufnahmen von „Longhaired Redneck”, „Willie Waylon And Me”, „Lately I’ve Been Thinking Too Much Lately“, „Get A Little Dirt On Your Hands“ (Duett mit Bill Anderson), „Tennessee Whiskey”, „She Used To Love Me A Lot”, „A Country Boy (Who Rolled The Rock Away)” und seine letzte Chart-Notierung „Tanya Montana”. Zwischendrin lagen seine beiden erfolgreichsten Singles, das mystische „The Ride” auf Platz 4 sowie „Mona Lisa Lost Her Smile”, das Platz 2 erreichte.

Wenn Coe richtig gezählt hat, gibt es rund 50 Alben von ihm und auf mehr als 70 ist er irgendwie zu hören. Da ist aber auch noch die andere Seite des David Allen Coe. Die war auf Alben zu hören, die nur unter der Ladentheke gehandelt werden konnten wegen der Songinhalte. Alben wie „Nothing Sacred“, „Underground Album“ und „18 X-Rated Hits“ wurden zu gesuchten Raritäten.

Nach seiner erfolgreichen Zeit bei Columbia gab es Stunk, denn das Label hatte Johnny Cash aussortiert. Darüber ärgerte sich Coe so sehr, dass er seinen Vertrag zurückkaufen wollte. Als Columbia nicht mitspielte, weigerte sich Coe, weiter für sie aufzunehmen. Er hat auf diese Weise seinen Vertrag dort regelrecht ausgesessen.

Als Autor trat David Allen Coe noch einmal richtig ins Rampenlicht als er den Johnny Paycheck Hit „Take This Job And Shove It“ schrieb. Coe ist eine komplexe aber widersprüchliche Persönlichkeit. Nie schien er mit dem zufrieden, was er gerade tat. Dass der Film sich für so einen Menschen interessierte, scheint da nur logisch. Man sah ihn u.a. in „Stagecoach“ und „The Last Days Of Frank And Jesse James“. In den beiden Elvis-low-budget Streifen „The Living Legend” und „Lady Grey” über das Leben des Superstars spielte er sich selbst. Für mehrere Filme schrieb er die Musik und für’s Fernsehen wurde „The Mysterious Rhinestone Cowboy“ gedreht, so etwas wie seine eigene Life Story.

Mindestens sechs Bücher hat Coe unterdessen auch bereits veröffentlicht. Der Mann ist nicht dazu auserkoren die Hände in den Schoss zu legen. Wenn man ihn lässt, tritt er immer noch auf, wobei es keine Rolle spielt, ob es dabei um Country, Rock oder Blues geht. Vor Jahren verschreckte er das Publikum mitunter, indem er Zaubertricks vorführte statt Musik zu machen.

Es ist kaum nachzuzeichnen, mit wem und bei welcher Gelegenheit David Allan Coe in den letzten 20 Jahren gearbeitet hat. In den 1990er Jahren lebte er mit seiner Familie in Branson, Missouri und betrieb dort nicht etwa ein Theater wie viele seiner Kollegen sondern den bereits erwähnten Souvenir-Shop. Um die Jahrtausendwende tourte er im Vorprogramm von Kid Rock, der später auch mindestens einen Coe-Song aufnahm („Single Father“).

Eines seiner obskursten Alben trägt den Titel „Rebel Meets Rebel“, das er mit Dimebag Darrell, dessen Bruder Vinnie Paul und Rex Brown (alle von der Metal Gruppe „Pantera“) über einen Zeitraum von rund vier Jahren aufnahm und von der Presse als „country metal“ eingestuft wurde. Zur Veröffentlichung kam das Album 2006, drei Jahre nach Fertigstellung und nachdem Dimebag Darrell im Dezember 2004 während eines Konzertes ermordet worden war. Bei diesem Drama starben insgesamt 5 Menschen durch einen Amokläufer, ehe dieser von einem anwesenden Polizisten erschossen wurde.

Um den einstmals wildesten Typen in der Country Music ist es also ruhig geworden. Er hat sich im Alter immerhin bemüht, sein Image ein wenig zurechtzurücken, was ihm teilweise gelungen ist. Dass er noch einmal in die Schlagzueilen geraten wird, darf man daher bezweifeln.

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