Heidi Talbot: Angels Without Wings
Wie ein Engel singt sie in der Tat, dabei spielt es keine Rolle, ob der Flügel hat oder nicht. Heidi Talbot, 32 Jahre alt, ist Irin. Geboren im County Kildare und mitten hinein in die Folk Music ihrer Heimat. Ihre Mutter fungierte als Gesangslehrerin und nahm sie mit in den Kirchenchor. Später genoss Heidi Talbot weitere Gesangs-Ausbildung an der Bel Canto Schule von Dublin und ging mit 18 nach New York.
Zwei Jahre tingelte sie dort durch Clubs und Bars, ehe sie 2002 Mitglied der Gruppe „Cherish The Ladies“ wurde. Zwischendurch blieb Gelegenheit genug, weiter als Solistin zu arbeiten. Mit „Distent Future“ entstand ein Album, das auf dem Roots Label Compass Records aus Nashville erschien. Auch mit der Gruppe, die sie 2007 verließ, entstanden Studioaufnahmen. Drei weitere Solo-Alben und zahlreiche Gastrollen bei Produktionen anderer Folk-Künstler später, legt die Sängerin nun ihr neues Album vor.
Man sollte sich Angels Without Wings mehrmals anhören, denn es sind zahlreiche Feinheiten versteckt, die man vielleicht erst beim zweiten oder dritten Anhören bemerkt. Das liegt zu einem großen Teil an den Gästen, die sich eingefunden haben. Jerry Douglas, Tim O’Brien und Mark Knopfler sind dabei sicher die prominentesten aber auch King Creosote, Julie Fowlis und Karine Polwart sind keine heurigen Hasen in der Folk-Szene.
Heidi Talbot und ihrem Ehemann John McCusker, der nicht nur zu ihren Musikern gehört sondern auch das Album produzierte, ist eine feine Balance zwischen Traditionellem und Neuem, zwischen Irish Folk und Americana gelungen. Es wird offenkundig, wie eng beieinander manche Stilrichtungen liegen und wie sinnlos es ist, alles immer in Schubladen stecken zu wollen.
Man mag kaum einen Track besonders hervorheben, denn das Album ist in sich stimmig und jeder Song genau dort an der richtigen Stelle, wo man ihn hört. Bei „When The Roses Come Again“ singt sie im Duett mit Tim O’Brien, auch Mark Knopfer ist zu hören und nicht nur bei dieser Aufnahme. Richtig unter die Haut geht „The Loneliest“ mit der wunderbaren Louis Abbott als Partnerin. Ganz anders im Sound kommt der „New Cajun Waltz“ daher. Auch als Songschreiberin bringt sich Heidi Talbot mehrmals ein. Wie beim Laune machenden, augenzwinkernden „Will I Ever Get To Sleep?“
Den einen oder anderen Song, insbesondere „Button Up“ kann ich mir lebhaft auch auf einem Country-Album einer Leona Williams, Alison Krauss oder Patty Loveless vorstellen.
Aufgenommen wurde das Album in Glasgow und natürlich hatte Heidi Talbot ihre eigenen Musiker mit dabei. Man spielte alles live ein, kleine Fehler wurden später ausgebessert oder, wenn man genau hinhört, auch nicht. Das verleiht dem Album einen durchgehenden Hörgenuss, Spontanität und handwerkliche Ehrlichkeit.
Fazit: „Angels Without Wings“ gehört schon jetzt zu den Höhepunkten des Jahres 2013 in Sachen Folk Music.
Das aktuelle Album Angels Without Wings – Bestellen, Format, VÖ. und Label:
Trackliste:
01. Angels Without Wings |