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Six Market Blvd. 2008 – 2014

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Am 28. Februar geben Six Market Blvd. im heimischen Stephenville ihr letztes Konzert. Damit geht eine hoffnungsvolle Karriere nach nicht einmal sechs Jahren in der regionalen Musikszene und zwei bemerkenswerten Studioalben überraschend zu Ende. Um den Namen Six Market Blvd. nicht in der Versenkung verschwinden zu lassen, möchten wir das kurze Wirken dieser außergewöhnlichen Band mit einem kleinen Nachruf in Erinnerung halten.

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Als die texanische Americana-Formation im Dezember 2013 ihren Beschluss bekanntgab, galten sie in Insiderkreisen bereits als Kultband. Auch wenn diplomatisch von einer Auszeit gesprochen wurde, lassen die geschilderten Beweggründe eine Trennung auf Zeit eher unwahrscheinlich aussehen.

Leadsänger Clayton Landau zählt aufgrund seiner charismatischen Performance zu den Frontmen, ohne die die Fortexistenz einer Gruppe schlichtweg nicht vorstellbar ist. Jener Landau war es letztlich, der die Trennung aus zum Teil persönlichen Motiven für alle überraschend wie folgt begründete: „Ich möchte in meinem Leben eine andere Richtung einschlagen und habe dabei das sichere Gefühl, meiner inneren Stimme zu folgen. Ich freue mich auf die Veränderungen und auch darüber, meine Familie, die mich während der letzten Jahre unterstützt hat, häufiger zu sehen.“ Auch wenn die übrigen Bandmitglieder erklärt haben, musikalisch zusammenbleiben zu wollen, wird das wie auch immer geartete Ergebnis ein Anderes sein.

Wer steckt hinter dem Namen Six Market Blvd? Zunächst waren sie nichts weiter als eine Gruppe von vier jungen Musikern, die sich im Jahr 2008 auf dem Campus der Tarleton State University im zentraltexanischen Stephenville zusammenfanden, um ihrem gegenseitigen Musikverständnis Rechnung zu tragen. Dabei besaßen sie als Multiinstrumentalisten und solide Songschreiber das nötige Rüstzeug, um im Haifischbecken der vor Talenten wimmelnden texanischen Musikszene Gehör zu finden. „Nachdem wir einen Singer-Songwriter-Contest gewonnen hatten“, erinnert sich Leadsänger Landau, „wurde es irgendwann Zeit für einen Bandnamen. Wir waren der sechste Gig an diesem Abend und sahen auf dem Weg jede Menge Straßenschilder. Es sollte ein Name sein, der heraussticht und den Leuten im Gedächtnis bleibt.“

Rund ein Jahr nach Gründung nahmen sie ihr Debütalbum „Running On Seven“ auf, das in einer gesunden Mischung aus Country, Blues, Rock und Folk für erstes Aufsehen sorgte. Mit den Top 25 Singles „Man Alive“ und „Misery In Me“ wurde die charakteristische Stimme von Leadsänger Landau auch dem Radiopublikum erstmals vertraut. Es folgten die Auszeichnung als „Beste Neue Band“ im Rahmen der Texas Regional Radio Awards und Auftritte im Vorprogramm namhafter Künstler wie Reckless Kelly, Wade Bowen oder Jason Boland & The Stragglers.

Six Market Blvd.

Im Mai 2012 entstand schliesslich das Album, mit dem Six Market Blvd. ihren Kultstatus begründet haben und der wachsenden Fangemeinde den Abschied besonders schmerzhaft machen. „Shake It Down“ ist ein Musterbeispiel für kreativen Crossover, bei dem sich Country, Folk und Rockeinflüsse die Waage halten. Brilliantes Songwriting der vier Selfmadeboys in Kombination mit der leicht fragilen, an Supertramps Roger Hodgson erinnernden Stimme Clayton Landaus machen diesen 14-Teiler zu einem der großen Geheimtipps für Musikinteressierte innerhalb und außerhalb der Red-Dirt-Szene.

Der Opener „Say It“ sorgte als Leadsingle für Furore und schaffte es erstmalig, die Top 10 der Texas Regional Radio Charts zu erreichen. Das markante Intro von Ausnahmegitarrist Josh Serrato gibt diesem Track einen psychodelischen 70’s Touch, der von Landaus exaltiertem Gesang auf die Spitze getrieben wird. Die melodische Vielfalt dieses Ausnahmealbums wird durch das federleichte, im Zac Brown-Stil instrumentierte „White Goose“, das schwermütig-intensive „Getting Older“ oder die Folk-Perle „Stand“ unter Beweis gestellt. „Mailbox“, ebenfalls ein regionaler Single-Hit, klingt wie eine in die Neuzeit versetzte REO Speedwagon-Nummer, in der Leadsänger Landau der Stimme Kevin Cronins erstaunlich nahe kommt. Auch sonst gibt es auf dieser Scheibe endlos viel zu entdecken. „Medina“ läuft unter Kategorie Ethno-Country, in der Bassist Ben Hussey ausnahmsweise das Gesangszepter übernimmt. „In The Name Of Us“ verbreitet wieder wunderbare 70er-Jahre- Nostalgie, während „Santa Fe Train“ als fetziger Honkytonk-Upbeat zum Mitwippen einlädt. Das vielleicht schönste Stück des Albums ist die herzzerreißende Americana-Ballade „14 Miles From Home“, die gesanglich und musikalisch als kleines Meisterwerk bezeichnet werden darf. Nach dem sozialkritischen „Hey Mr. Indian Man“ geben die „Sixer“ als Zugabe noch eine Akustikversion des Openers „Say It“ zum Besten.

Während in Insiderkreisen bereits von einem dritten Album gemunkelt wurde, geht die kleine Erfolgsstory in diesen Tagen zu Ende. „Wir waren uns immer einig, genau das zu tun, was uns in unserer Arbeit glücklich macht. Wenn dies letztlich bedeutet, andere Wege zu beschreiten, dann ist dies in gegenseitigem Respekt auch so in Ordnung“, beschreibt Ben Hussey die Bandphilosophie. Eine Band, die trotz geplanter weiterer Projekte ohne Leadsänger und Kopf Clayton Landau ihre spezielle Charakteristik eingebüßt hat. Ungeachtet dessen steht der musikalischen Nachwelt mit „Shake It Down“ und seinen Hits wie „Say It“, „Mailbox“ oder „14 Miles From Home“ ein besonderes, in sich abgeschlossenes Kapitel der jüngeren texanischen Musikgeschichte zur Verfügung.

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Über Bernd Wenserski (609 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: New Country. Rezensionen und Specials.
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