Blood Red And Going Down: Curly Putman
Blood Red And Going Down - gesungen von Tanya Tucker
Dass Curly Putman ein außergewöhnlich guter Songschreiber ist, darüber bestehen keine Zweifel. Von ihm stammen zahlreiche bärenstarke Lieder, in die er gern eine bizarre Story verpackt (Beispiel: „Green Green Grass Of Home“). An diesen Song mit dem schon ausgefallenen Titel wurde ich gestern Abend nachhaltig erinnert als sich der Himmel verdunkelte, dann der Regen vom Himmel prasselte und sich wenig später ein ungemein kräftiger Regenbogen aufbaute. Selten habe ich die Abendsonne faszinierender untergehen sehen, zumal sich der Regenbogen eine Viertelstunde hielt.
An ein ähnliches Naturschauspiel denkt man bei dem Titel des Songs fast automatisch. Putman freilich wendet „blood red and going down“ (blutrot und untergehen) im übertragenen Sinn an. Schaut man sich die von ihm geschriebenen Balladen an, dann spielt die Handlung oft irgendwo in Georgia oder aber anderswo im tiefen Süden der USA. Putman dazu: „Es stimmt, ich lasse die Handlung gern in Georgia oder im Mississippi-Delta spielen. Irgendwie kann ich mich besonders gut in die Gegend versetzen (Anmerkung: Putman stammt aus Alabama). Bei diesem Song brauchte ich eine düstere, depressive Stimmung. Ich wählte also der Farben wegen einen Sonnenuntergang, wie ich ihn oft in Georgia erlebt habe und entwickelte die Geschichte.“
Und darum geht es: Ein Vater versucht seiner kleinen Tochter (kann wahlweise auch ein Sohn sein) zu erklären, dass die Mutter sie beide verlassen hat und mit einem anderen Mann durchgebrannt ist. Jetzt ist er auf der Suche nach ihr und nimmt sein Töchterchen mit. Schließlich findet er sie und ihren neuen Lover in einer Bar und das Unglück nimmt seinen Lauf.
Curly Putman erweist sich einmal mehr als Meister seines Fachs wie er das Ende des
Geschehens in Worte verpackt. Übersetzt heißt es da: „Er (Daddy) schickte mich nach draußen, um zu warten. Aber ich schaute ängstlich durch die Tür zurück. Und Daddy ließ sie beide im Staub des Fußbodens zurück.“
Das deutet zwar auf eine Bluttat hin, läßt dem Hörer aber auch Spielraum, sich seinen eigenen Reim auf das Geschehen zu machen. Putman: „Ich wollte ganz einfach nicht knallhart sagen, was passiert ist. Ich finde es viel attraktiver, Platz für Spekulation zu lassen. Ich hatte den Song übrigens eigentlich für einen Sänger nicht für eine Sängerin geschrieben.“
Billy Sherrill sah das anders, er ließ Tanya Tucker den Song Blood Red And Going Down singen, die dann Ende September 1973 damit ganz oben in den Country Charts stand. Tanya Tucker, damals ganze 15 Jahre alt, machte seit „Delta Dawn“ mit Balladen Furore, für deren Inhalte sie eigentlich viel zu jung war, weswegen man sie dann gern eine „Country Lolita“ nannte.