Cory Morrow: The Good Fight
Mehr als ein Jahrzehnt zählte Cory Morrow zu den Aushängeschildern der dynamisch wachsenden Texas-Country-Szene. Gemeinsam mit seinem Buddy und erfolgreichen Sängerkollegen Pat Green gelang ihm im Jahr 2001 mit der Single „Texas On My Mind“ ein regionaler Smash-Hit, der es sogar bis in die unteren Regionen der Billboard Country Charts schaffte. Nach dem vorläufig letzten Album „Brand New Me“ kehrte im Jahr 2010 Stille ein, doch der 43-jährige Singer & Songwriter fand mit den Aufgaben der Familiengründung einen plausiblen Grund für seine Kunstpause.
Mit fünf Jahren Abstand liefert Cory Morrow als Vater von vier Kindern (im Alter unter fünf Jahren) nun sein Comebackalbum ab, das den Stammplatz innerhalb der neu formierten Texas-Musik-Szene behaupten soll. Ob und inwiefern die private Pause der künstlerischen Kreativität gut getan hat, gilt es nun, beim Durchhören des 15-teiligen The Good Fight herauszufinden.
Die Anzahl an Songs deutet schon mal auf ein hohes Maß an wiedergewonnener Spielfreude hin. Und in der Tat präsentiert sich Cory Morrow seinen Fans wie gewohnt als stilsicherer und stimmlich prägnanter Texas Troubadour. Was dieses Album von früheren Produktionen unterscheidet und am Ende besonders macht, ist sein frisches und modernes Gesamtkonzept, das vor musikalischen Varianten nur so sprudelt. Gemeinsam mit Texas-Producer-Legende Lloyd Maines schlägt Morrow die Brücke vom „homebased“ Honkytonk über Spielarten des Americana bis zum hymnischen Stadionrock auf spielerisch überzeugende Weise. Mit Brian Keane, Matt Stell und Shane Smith haben Vertreter des modernen Texas-Sound als Co-Autoren mit Hand angelegt.
Als Vorbote bringt die aktuelle Leadsingle „Old With You“ seinen Interpreten mit einem hitverdächtigen Country-Rock-Feel in die regionalen Radio Charts (diese Woche Top 30) zurück. Doch es sind weniger die Einzeltitel als der bunte stilistische Blumenstrauß, der „The Good Fight“ zu einem bemerkenswerten Szenealbum macht. Schon auf dem Eröffnungstrack zeigt der wiedererstarkte Morrow seine „Winning Hand“, indem er ein dynamisches Pianointro mit einem herzhaften Rockabilly-Style verbindet. „Breaking Me Out“ ist mit seinem synthetischen Beat stärker im Mainstream zu Hause und empfiehlt sich ohne Zweifel als kommender Radiohit. Ein Highlight bildet das stimmlich charismatische „Old Soul“, das mit entspanntem Mid-Tempo-Pop startet und durch ein zwischenzeitliches Break als Upbeat-Rock gehörig Fahrt aufnimmt. Das im Americana-verhaftete „All I Need Is You“ eröffnet mit einer schrammelnden Akustikgitarre, zu der sich im Background eine dezente Harmonika gesellt und als Stimmungsaufheller einwandfrei funktioniert. Auch im Folgenden wird stilistisch munter durchgewechselt, so bei „Let Us Love“, einer coldplayangelehnten Stadionhymne, die mit Hilfe eines satten Backgroundchores die herkömmlichen Grenzen des Texas Country überschreitet.
Die stärksten Momente folgen durch eine Serie überdurchschnittlicher Tracks in der Mitte des Albums. Das melodische „Rise Up“ brilliert durch Morrows hingebungsvolle Gesangsperformance, der mit „Dreams“ ein geradliniger und hitverdächtiger Countryrocker folgt. „Thought I’d Let You Know“, ein folk-basierter Country-Sing-A-Long, hat aufgrund seines mitreißenden Flows das Zeug zum großen Liveburner und Erkennungstrack für Cory Morrows zweite Karrierehälfte. Dagegen kann das liebliche „Little Man“ durch die tiefe Intensität eines im Leben angekommenen Familienvaters überzeugen.
Auch im letzten Albumdrittel kommt „The Good Fight“ ohne echten Füller aus. Die Americana-Ballade „Love Hates“ sticht nochmals heraus und stellt am Ende klar, dass dem Team Morrow & Maines eine melodisch intensive Reise durch die vielschichtigen Facetten des modernen Texas Sounds gelungen ist.
Fazit: Dass der gestandene Red-Dirt-Barde Cory Morrow nach fünf Jahren Abwesenheit mit einem derart stimmigen und variantenreichen Album in die Szene zurückkehren würde, zählt zu den positiven Überraschungen des laufenden Countryjahres. „The Good Fight“ steht befreit von musikalischen Erfolgszwängen für die wiedergewonnene Spielfreude seines Interpreten und besitzt den nötigen Schuss Kommerzialität, um dessen regionale Erfolgsstory auch in der zweiten Karrierehalbzeit fortzusetzen.
Titel: The Good Fight
Künstler: Cory Morrow
Veröffentlichungstermin: 16. Juni 2015
Label: Write On Records
Laufzeit: 58:13 Min.
Format: CD & Digital
Tracks: 15
Genre: Country, Americana
Bewertung: 4,5 von 5 möglichen Punkten
Trackliste:
01. Winning Hand
02. Breaking Me Out
03. Old with You
04. Old Soul
05. All I Need Is You
06. Let Us Love
07. Rise Up
08. Dreams
09. Thought I’d Let You Know
10. Little Man
11. Hiding Anything
12. In & Out of Light
13. Love Hates
14. I Don’t Mind
15. Running After You