Ian Felice: In The Kingdom Of Dreams
Der Leadsänger und Songwriter der Felice-Brothers hat seinen Solo-Erstling veröffentlicht. Ein düster geratenes Album mit starken Songs zwischen persönlichen Erinnerungen an die Vergangenheit, der Verarbeitung aktueller persönlicher Einschnitte und dem Leiden an der Politik im Amerika dieser Tage.
Ian Felice ist seit mehr als zehn Jahren der Leadsänger und Songwriter der Felice Brothers. Diese hatten sich 2006 aus ihrem Zuhause in den Catskill Mountains nahe New York in die große Stadt aufgemacht und spielten in Bars, Restaurants, an Straßenecken und in U-Bahnstationen. Eine harte Schule, die sie aber zu dem gemacht hat, was sie heute sind: Begeisterte und mit allen Wassern gewaschene Musikanten, die für das stehen, was Amerika auch immer bedeutet hat: Country-Folk-Rock auf der Basis, dass dieses Land groß genug ist, um vielen Menschen Platz zu geben. Auf der Basis des „anderen Amerika“: Ein tolerantes, freies, demokratisches Amerikas, das den Menschen gehört und weder den Konzernen noch dem Ku-Klux-Klan. Ganz in der Tradition Woody Guthries und Bob Dylans.
Schließlich sind die Jungs in der Nähe von Woodstock mit der Folkmusik groß geworden. Und oftmals werden sie als Storyteller à la Bob Dylan angesehen. Und als Band mit den legendären Musikern von „The Band“ verglichen. Keine schlechte Vergleiche. Und Ian Felice ist einer besten jungen Songwriter, die Amerika derzeit zu bieten hat. Auf In The Kingdom Of Dreams beweist er es wieder einmal mehr. Unter anderem dadurch, dass die Songlyrik seines Solo-Debütalbums sich dann doch von der unterscheidet, die er für die Band schreibt. Denn wo die Felice Brothers-Lyrik oftmals lautmalerisch und drastisch-derb – passend zum Rumpelsound – unterwegs ist, da ist Ian hier deutlich introvertierter.
Und so heißt das Album ja auch bezeichnender Weise „In The Kingdom Of My Dreams“. Der Albumtitel und Startsong gibt das Leitmotiv des Albums vor. Sich durch die Qualen und Probleme des Alltags retten, dem politischen Wahnsinn der Trump-Welt entfliehen, indem man sich in Tagträume begibt. Und so ist man dann König seiner Träume. Doch was nützt das?
Ganz weit zurück in die eigene Vergangenheit reist Felice bei dem Song „In Memoriam“. Er erinnert sich an seinen Stiefvater, der starb als Inan 8 Jahre alt war. Nun ist er selbst Vater geworden. „Water Street“ handelt von den Ians Ängsten vor dieser neuen Rolle. „21st Century“ ist dagegen ein Song, der sich mit dem politischen Wahnsinn unserer Zeit beschäftigt.
Passenderweise nahm Ian das Album mit allen Bandmitgliedern der Felice Brothers im Zuhause seiner Kindheit in Palenville, New York auf und ließ es von Bruder Simon Felice produzieren, der sich musikalisch ja für eine Solokarriere von seinen Brüdern getrennt hat und jüngst gerade auch als Produzent für „The Lummineers“ erfolgreich war.
Fazit: Ein interessantes, hörenswertes Solodebüt von Ian Felice inmitten von wichtigen Einschnitten in seinem Leben: Die Vaterschaft, die ihn nicht nur erfreut, sondern ihm auch Bürden auferlegt, die Wahl Trumps, die den amerikanischen Kindertraum zerstört hat. Darum ist es so düster geworden, das Album. Und in diesem Sinne trotz alle Introvertiertheit auch ein Statement zur Lage der Nation.
Ian Felice – In The Kingdom Of Dreams: Das Album
Titel: In The Kingdom Of Dreams
Künstler: Ian Felice
Veröffentlichungstermin: 25. August 2017
Label: Loose (Rough Trade)
Format: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 40:20 Min.
Tracks: 10
Genre: Americana, Folk
Trackliste: (In The Kingdom Of Dreams)
01. In The Kingdom Of Dreams
02. Will I Ever Reach Laredo
03. 21st Century
04. In Memoriam
05. Signs Of Despair
06. Mt. Despair
07. Road To America
08. Water Street
09. Ten To One
10. In The Final Reckoning