The BossHoss setzt Arena in Flammen
Auf “Electric Horsemen” Tour.
Eigentlich sollte die niederländische Rockband The Grand East den Konzertabend in der Nürnberger „Kia Metropol Arena“ eröffnen. Doch wie es heißt, konnte die Band aus logistischen Gründen nicht anreisen und kurzerhand wurde der Schweizer Marc Amacher für das Opening engagiert. Marc Amacher, bekannt aus der TV-Castingshow The Voice, in der er 2016 im Team Fanta4 das Finale erreichte, stand für die Besucher überraschend in der fränkischen Halle auf der Bühne. Der Veranstalter hatte es leider versäumt, das Publikum vorab zu informieren.
Der schweizer Bluesrocker, begleitet von Emi am Bass und Fäbu an den Drums, lieferte satte Gitarrenriffs, einen durchschlagenden Bass und raumfüllende Drums. Mit seiner rauchig kräftigen Stimme und einfach zu lauten Songs konnte Amacher das Publikum nicht so richtig begeistern. Lediglich mit dem Titel „Early In The Morning“ von seinem 2018 erschienen Album „8 Days“ erreichte er das Publikum, dass den Refrain etwas zurückhaltend mitsang.
Mit temporeicher Musik und mehrflammiger Pyrotechnik heizte The BossHoss ein
Die Vorbühne war schnell geräumt und auf der Hauptbühne zierte ein riesiger, elektrifizierter Totenkopf den Bühnenvorhang. 2010, das Licht wurde heruntergefahren, Blitze schlugen ein und das für The BossHoss typische Intro mit runterzählendem Countdown kündigte den Showstart ein. Die 10-köpfige Band legte auch gleich furios mit dem Titelsong des aktuellen Albums „Electric Horsemen“ los. Und heizte im wahrsten Sinne des Wortes mit „Do it“ dem mitgehenden Publikum von Beginn an ordentlich ein. Mit meterhohen Feuersäulen, deren Hitze selbst in der Mitte der Halle noch deutlich zu spüren waren, visualisierten The BossHoss die aus dem Song stammende Textzeile „And If The Flames Jump Higher”.
Bei dem im Original mit der niederländischen Country-Queen Ilse deLange gesungenen „You“ stimmte das Publikum ebenso textsicher ein, wie bei dem folgenden wieder pyrotechnisch unterstütztem Song „I Keep On Dancing“. Im nächsten Song „Hey Ya“ konnte das Publikum seine gesanglichen Qualitäten unter Beweis stellen. Das Publikum unterbrach seine Sing-A-Long-Aktivitäten aber immer dann, wenn die fantastischen Soli des Saxophonisten der „The Tijuana Wonderbrass“ Stefan Kaptizke und des Mundharmonika-Virtuosen Hank Williamson ihren besonderen Auftritt hatten. Ein Ohrenschmauss, der vom Publikum frenetisch gefeiert wurde.
Wie die meisten Songs, stammt auch der nächste Hit „Little Help“ aus der Feder von Sascha Vollmer – alias Hoss Power. Diesen hatte er 2019 für Mimi & Josy für die „The Voice Kids“-Sieger geschrieben und gemeinsam mit ihnen und Alec Völkel – alias Boss Burns – aufgenommen.
Bevor es zum Akustikteil des Sets kam, spielten die Cowboys eine alte Tony Joe White Nummer aus dem Jahre 1968. Der Song „Polk Salad Annie“ beschreibt eine arme Familie aus Louisiana und war auch im Repertoire von Elvis Presley und Tom Jones fester Bestandteil.
Zeit zum Durchschnaufen gab es im akustisch dargebotenen Teil des Konzertabends. „Personal Song“, „Early Morning Rain“ und „Three Little Words“ bestätigten, dass auch eine leise Gangart das Publikum in den Bann ziehen kann. Mit reduziertem Spotlight und ohne showtechnischem Schnick-Schnack wusste The BossHoss zu überzeugen, bevor die zweite Hälfte des Sets so langsam aber sicher eingeläutet wurde. Boss Burns machte seinem Namen alle Ehre und lief mit den Songs „Hot in Herre“, dem High-Voltage-Kracher „Dance the Boggie“ zur Höchstform auf.
Die Band, die sich musikalisch nicht einem einzigen Genre zuzurechnen lassen möchte und mit ihren Sound-Mix aus Country, Rock, Rockabilly, Neoblues und einer gehörigen Portion Pop-Appeal einen einzigartigen Style prägt, bezieht zu dem Thema selten Stellung. Aber Hoss Power konnte sich ein Statement dann noch nicht verkneifen, mit dem er den Klassiker der internationalen Countrymusik „Jolene“ ankündigte. Mit seiner Ansage „Wir haben ja schon immer Countrymusik gemacht, auch wenn wir damit immer wieder verschlossene Türen eintreten mussten“, macht er auf die Schwierigkeiten aufmerksam, die auch heute noch viele Nachwuchskünstler des Genres bei öffentlichen wie privaten Mainstreamsendern haben, sobald sie auf ihre Musik „Country“ schreiben.
„Never Say Never“, Nice But No“ und “Don’t Gimme That” läuteten das Finale Furioso ein. Powervoll ging die BossHoss-Party mit ordentlich Pyro und “Dos Bros“, “Stallion Battalion“, und „Last Day“ in die zweite Zugabe. Das Publikum feierte die Cowboys und wurde mit „Mary Marry Me“ und zum Abschluss mit dem tempogeladenen „Word Up“ belohnt.
Fazit: Ein von der ersten Note an energiegeladenes Konzert, das nur so vor lauter Spiellaune sprühte. Die Band hat einfach Lust live zu spielen und gibt von der ersten Sekunde Vollgas, weis aber sehr gut Tempo und Arrangement im Laufe des Sets zu arrangieren und so einen Höhepunkt nach dem anderen einzustreuen (obligatorisches Stage-Diving inklusive).
Schade nur, dass die Halle nicht annähernd voll war und viele Plätze im Stehbereich und auf den Tribünen leer blieben. Die Gründe hierfür mögen vielseitig sein: Zum einen ist die aktuelle „Electric Horseman Tour“ mit 18 Terminen die umfangreichsten Hallen-Arena-Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, zum anderen war die Band erst im letzten Jahr auf großer Stadiontour und sicher gehört das aktuelle Album „Electric Horseman“ auch nicht zu den stärksten Alben der Band. Aber von uns gibt es eine klare Empfehlung, The BossHoss auf der Tour, die noch bis Ende Oktober läuft, zu besuchen. Ein Konzertabend mit typischem BossHoss-Sound und einer Partystimmung, die den Abend zu einem besonderen Erlebnis macht. 20 Jahre BossHoss, 10 Alben typischer Sound, schweißgetränkte Shows, das sollte man sich nicht entgehen lassen.
Im Talk mit Hoss Power (Sascha Vollmer) sprach Country.de über das aktuelle Album, die Tour und vieles mehr: Video Interview