Rhiannon Giddens und Silkroad erzählen amerikanische Eisenbahngeschichte
Das Album „American Railroad“ schaut auf die nicht erzählte Geschichte des Eisenbahnbaus in den USA: Harte Arbeit und viele Opfer von Arbeiterinnen und Arbeitern aus aller Herren Länder.

Ein ganz besonderes Stück Americana wird am 15. November veröffentlicht. Rhiannon Giddens, wichtigste und große Stimme des modernen fortschrittlichen Amerika, hat mit dem Silkroad-Musiker-Ensemble das Album und Live-Programm American Railroad erarbeitet. Das Silkroad-Projekt wurde 1998 vom Cellisten Yo-Yo Ma ins Leben gerufen wurde. Es fördert den multikulturellen künstlerischen Austausch und umfasst heute eine Reihe künstlerischer, kultureller und pädagogischer Programme, die darauf ausgerichtet sind, Menschen und Ideen aus aller Welt miteinander zu verbinden. Seit Juli 2020 ist Rhiannon Giddens – ausgebildete Opernsängerin, Folkmusikerin, prämierte Banjospielerin und Pulitzer-Preisträgerin, in Nachfolge von Yo-Yo Ma die künstlerische Direktorin.
Die Eisenbahn als amerikanischer Mythos
Die Eisenbahn hat für die amerikanische Folk- und Countrymusik eine mythische Bedeutung. Mit ihr wurde der Westen erschlossen und die noch junge Nation breitete sich aus. Später wurden Bahnarbeiter (John Henry), Lokführer (Casey Jones) und Züge (Wabash Cannonball, City Of New Orleans) in Liedern besungen. Doch hinter dem Mythos steht die harte Realität des Eisenbahnbaus. Den Native Americans wurde das Land genommen, die Strecke bauten Schwarze, Chinesen, Iren und viele weitere Arbeitsimmigranten aus aller Herren Länder.
Die Geschichte der American Railroad ist also – wie die Geschichte der Cowboys auch, keine reine Erfolgsgeschichte der weißen Angelsachsen. Die zogen als Kapitaleigner und Regierungsmitgliedern die Strippen und finanzierten das Ganze. Unter vielen Opfern erbaut wurde die amerikanische Eisenbahn jedoch von einem multinationalen und multiethnischen Heer von Arbeitern.
Harte Realität des Eisenbahnbaus
All dies bildet den Hintergrund dieses Albums. „American Railroad“ spiegelt das Programm für Silkroads erste American Railroad-Tour im Herbst 2023 wider. Seine dreizehn Titel umfassen Auftragsarbeiten von Cécile McLorin Salvant, Suzanne Kite und dem Silkroad-Künstler Wu Man sowie neue Arrangements von Liedern von Rhiannon Giddens und den Silkroad-Kollegen Haruka Fujii, Maeve Gilchrist und Mazz Swift. Abgerundet wird das Album durch Originalkompositionen und Arrangements der Silkroad-Künstler Pura Fé, Sandeep Das, Niwel Tsumbu und Kaoru Watanabe.
Songs über die vergessenen Eisenbahnarbeiter aus aller Herren Länder
Die erste Singleauskopplung aus dem Album ist Rhiannon Giddens’ Arrangement der traditionellen Lieder „Swannanoa Tunnel / Steel-Driving Man“, ist ab heute erhältlich. „Swannanoa Tunnel“ ist ein Lied, das von zu Unrecht inhaftierten schwarzen Männern und Frauen geschrieben wurde, die unfreiwillig ihr Leben riskierten, um den Swannanoa Tunnel in Giddens‘ Heimatstaat North Carolina zu bauen. Es ist eine Hommage an sie und endet mit einer Version des traditionellen Folksongs „Steel-Driving Man“ über den Volkshelden John Henry, der mit seinem Hammer gegen eine Maschine antrat, gewann und danach starb.
„Have You Seen My Man?“, erzählt die fiktive Geschichte einer Frau, die langsam an einem Bahngleis entlanggeht, begleitet von Generationen von Wanderern, die nicht mit dem Zug fahren können, obwohl dieser durch ihre Arbeit gebaut wurde. Tamping Song“ feiert den Beitrag japanischer Einwanderer zur Eisenbahn, während „Far Down Far“ die Spannungen zwischen katholischen und protestantischen Gemeinschaften innerhalb der irischen Eisenbahnarbeiter beleuchtet. Die Interpretation des Spirituals „O Shout!“ mit der das Album endet, erinnert schließlich daran, wie versklavte Menschen in den USA komplexe Botschaften der Hoffnung, Hingabe, Freiheit und des Aufruhrs durch die Musik kommunizieren konnten.
Album, Podcast und Tour
Ein interessantes und wichtiges Projekt von Rhiannon Giddens und Silkroad, das auch durch eine fünfteilige, von Rhiannon Giddens moderierte Podcast-Serie ergänzt wird, die ab 14. November auf allen gängigen Podcast-Plattformen zu hören ist.
In Verbindung mit der Veröffentlichung des Albums und des Podcast begibt sich Silkroad zudem vom 7. bis 23. November auf die zweite Etappe seiner nationalen American Railroad-Tournee und besucht zehn Städte im Mittleren Westen, Süden und Osten der USA mit eisenbahnbezogener Kulturgeschichte.
Trackliste: (American Railroad)
01. Invocation (Pura Fé Crescioni)
02. Swannanoa Tunnel / Steel-Driving Man (Traditional, arr. Rhiannon Giddens
03. Rainy Day (Wu Man)
04. Far Down Far (Maeve Gilchrist)
05. Tamping Song (Haruka Fujii)
06. Rela (Sandeep Das)
07. Wíhaŋblapi Mázačhaŋku (Suzanne Kite)
08. Have You Seen My Man? (Cécile McLorin Salvant)
09. Swannanoa Strings (Traditional, arr. Silkroad Ensemble)
10. Milimo (Niwel Tsumbu)
11. Fukagu Sanjurokkei (Kaoru Watanabe)
12. Mahk Jchi (Pura Fé Crescioni)
13. O Shout! (Mazz Swift)