Happy Birthday, John Anderson
Die Musikledende John Anderson wird 70 Jahre.
Bei mir läuft gerade eine LP aus dem Jahr 1980: Es ist der erste kleine Charts-Erfolg eines gewissen John Anderson. Die LP trägt nur seinen Namen und kam gerade mal auf Platz 61 der Album-Charts. Das war irgendwie typisch für die Karriere des Sängers aus Orlando in Florida, wo er am 13.12.1954 geboren wurde. Er brauchte für Alles etwas länger, musste hart kämpfen, erlitt Rückschläge und kam doch wieder zurück in die Erfolgsspur. Sein musikalisches Talent wurde schon früh bemerkt. Als Teenager gründete er die Gruppe Weed Seeds und trat mit seiner Schwester Donna auf. Damals war die Entscheidung, ob er nun Rock- oder doch Countrymusik machen wollte, noch nicht gefallen.
1971 zog er nach Nashville, wo er viel Energie und Beharrungsvermögen brauchte. Er lebte bei seiner Schwester, arbeitete in allen möglichen Jobs, um durchzukommen. Sogar als Dachdecker bei der Grand Ole Opry verdiente er Geld. Abends trat er in kleinen Clubs auf, bis er endlich 1977 eine Platte bei dem kleinen Label Ace Of Hearts aufnehmen durfte. Schließlich klappte es mit einem ersten Plattenvertrag bei Warner Records. Die erste Single „I’ve Got A Feelin‘“ floppte 1977 auf Platz 62 und die nächsten fünf blieben noch in den unteren Gefilden der Charts hängen. Es lag womöglich daran, dass Andersons nasaler Gesangsstil, der sehr an Lefty Frizzell und dessen traditionelle Countrymusik erinnert, nicht dem poporientierten Country Sound entsprach.
Und doch: Mit seinem neunten Versuch „1959“ schaffte er einen ersten Top Ten Einzug und zwei Jahre später begann sein erster Höhenflug: 1982 und 83 gelangen ihm drei Nummer 1 Hits. „Wild And Blue“, „Black Sheep“ und sein Markenhit „Swingin‘“, Song des Jahres 1983, den er mit Lionel Delmore geschrieben hatte. Wie populär das Lied immer noch ist, zeigen die Coverversionen von LeAnn Rimes, die 2010 damit in die Single-Charts kam (wenn auch nur bis Platz 57) oder die der Mavericks auf ihrem Album „Play The Hits“ von 2019.
Merkwürdigerweise ging es von da an bergab, obwohl von heute aus betrachtet die Qualität seiner Musik nicht schlechter wurde. 1984 gab es mit „She Sure Got Away With My Heart“ noch einen Platz 3, 1986 mit „Honky Tonk Crowd“ eine Nummer 10, ansonsten floppten seine Lieder und auch die Verkaufszahlen seiner LPs sanken. Es folgte 1987 der Wechsel zu MCA Records, doch der Erfolg blieb aus. Zwei Alben („Blue Skies Again“ und „10“) und fünf Singles später wurde John Anderson aus seinem Vertrag entlassen. Es sah so aus, als ob seine Karriere, zumindest die bei einer großen Plattenfirma mit kommerziellem Erfolg, 1988 ein Ende gefunden hätte.
Aber Anderson gab nicht auf. Drei Jahre später war er wieder im Geschäft und schaffte ein völlig unerwartetes Comeback, denn bei der Plattenfirma BNA erhielt er eine neue Chance. 1991 stand er mit dem munteren „Straight Tequila Night“ auf Platz 1 und das wunderbare Album „Seminole Wind“ enthielt weitere Hits, wie den Titelsong „Seminole Wind“ (Nr. 2) und „When It Comes To You“ (Nr. 3). Zudem wurde diese LP mit weit über zwei Millionen Mal verkauften Exemplaren sein größter Erfolg. Doch in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts wurden Andersons Songs immer niedriger notiert. Zwei erneute Wechsel der Plattenfirma konnten daran nichts ändern und mit „Nobody’s Got It All“ und Platz 55 war dann Schluss, auch wenn ihm 2006 mit „If Her Lovin‘ Don’t Kill Me“ nochmal eine Nummer 60 gelang. Insgesamt hat John Anderson 58 Singles in den Country Charts platziert, fünf davon schafften Platz 1 und 26 die Top 10. 23 Studioalben hat er veröffentlicht, die alle in den Verkaufslisten erschienen.
Aber John Anderson setzte sich seither beileibe nicht zur Ruhe. Im Jahr 2002 gründete er sein eigenes Plattenlabel (John Anderson Records), dem wir eine Zusammenstellung von 30 Neuaufnahmen seiner großen Hits verdanken. Anderson tourt weiterhin regelmäßig und ist als Songschreiber produktiv. 2007 und 2015 nahm er die Alben „Easy Money“ und „Goldmine“ auf, die seltsamerweise beide Platz 36 in den Top Country Album Charts erreichten. Trotz einiger gesundheitlicher Probleme veröffentlichte er 2020 das Album „Years“, wobei der Titelsong ein echter Klassiker ist und er war mit Blake Shelton unterwegs auf Tournee.
Privat gibt es kaum Schlagzeilen über John Anderson. Er wohnt in Smithsville in Tennessee, ist seit 1983 mit Jamie verheiratet und die beiden haben zwei Kinder. 2014 wurde er in die Nashville Songwriter Hall of Fame aufgenommen und damit wird auch Andersons bleibender Verdienst gewürdigt, dass er sehr früh in den 1970ern die Countrymusik in ihrer traditionellen Ausrichtung wiederbelebt und so den Weg für Sänger für Dwight Yoakam, George Strait oder Randy Travis geebnet hat. Und wir danken John Anderson vor allem für die richtig tolle Musik, die man sich immer wieder gerne anhört.
Happy Birthday, Dear John, and all the best for the years to come.