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Johnny Cash: Out Among The Stars

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Es gab viel zu lesen in den letzten Wochen über das verlorene Johnny Cash-Album „Out Among The Stars“: Vorankündigungen, einzelne Songs, die Ankündigung einer Single, schließlich auch die Vinylbeilage im aktuellen Rolling Stone. Das Album liegt vor, man kann in medias res gehen.

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Ein schönes, ansprechendes Klappcover in Form eines Pappschubers, das auf der linken Seite das Booklet und auf der rechten Seite die CD beherbergt, macht schon einmal Appetit. Aber was mag nun auf der CD zu hören sein? Die Infos aus dem Booklet verdeutlichen zunächst mal, wann und wie dieses Album seinerzeit entstand und wann und wo die zusätzlichen Aufnahmen dazu addiert wurden.

13 Songs enthält die CD, wovon zwölf das reguläre Album ausmachen. Dazu gesellt sich der Bonustrack, ein anderer Mix des Singletitels „She Used To Love Me A Lot“, und zwar der Mix von Elvis Costello. Der Song „Tennessee“ wurde am 18. März 1981 aufgenommen. Damit lässt er sich zu den Sessions des Albums „The Baron“ einordnen. Alle weiteren Songs wurden im Frühjahr 1984 aufgenommen. Alle Songs wurden ursprünglich von Billy Sherill produziert, der seinerzeit nicht nur ein Garant für Hits, sondern auch A&R (Artist & Repertoire) Manager bei CBS Records in Nashville war.

Nachdem die Aufnahmen 2012 entdeckt wurden, planten Sony Music und John Carter Cash, der Sohn von Johnny Cash, die Veröffentlichung dieses verlorenen Albums. Im Jahr 2013 lud man dazu u.a. Marty Stuart, der auch bereits auf den ursprünglichen Aufnahmen zu hören war und 1984 nicht nur Schwiegersohn des Man in Black, sondern auch Mitglied in dessen Band war, sowie Hochkaräter wie Jerry Douglas, Sam Bush, Buddy Miller, John Carter Cash’s Ehefrau Laura Cash sowie Carlene Carter als Backgroundsängerin ein, um das Album „wiederherzustellen“.

Carlene Carter unterstützt stimmlich den Song „Baby Ride Easy“, ein Duett ihrer Mutter June Carter mit Johnny Cash, ein Song, den sie 1980 als Duett mit Dave Edmunds auf Single veröffentlicht hatte. Marty Stuart ist überall auf dieser CD zu hören. Er ist natürlich ein absoluter Experte in Sachen Johnny Cash, und man mag vermuten, dass sein Einfluß bei den Neuaufnahmen über das Einspielen von Instrumenten hinausging.

John Carter Cash und Steve Berkowitz, der bereits für Aufarbeitung und Erst- bzw. Wiederveröffentlichung vieler Johnny Cash-CDs auf dem Sony Music Label „Legacy“ verantwortlich zeichnete, produzierten diese Aufnahmen im Cash Cabin Studio in Hendersonville, Tennessee, dem Studio also, in dem auch viele der Aufnahmen der American Recordings-Reihe entstanden. Die Magie dieses Ortes verleiht also ein weiteres Mal einem Album des Man in Black eine besondere Aura.

Johnny Cash kam seinerzeit, im Frühjahr 1984, aus dem Betty Ford Center zurück, in dem er eine Schmerztablettenabhängigkeit bekämpfte. Frisch erholt und voller Tatendrang ging er offenbar diese Aufnahmen an. Stimmlich ist er in bester Verfassung, wie man jedem einzelnen Song unschwer anhören kann. Warum das Album dann seinerzeit nicht erschien, ist bis heute nicht überliefert.

Der Blick in die umfassenden Diskografien von Johnny Cash, zusammengestellt von John L. Smith, zeigt aber deutlich, dass es interessant ist, diese Aufnahmen in einen zeitlichen Zusammenhang zu bringen. Denn zeitgleich entstanden damals die Aufnahmen der Songs „Chicken In Black“ und „Battle Of Nashville“, die 1984 auf einer Single veröffentlicht wurden. Für „Chicken In Black“ wurde sogar ein Videoclip produziert, der es aber auch nicht schaffte, aus diesem Song einen Hit zu machen. Das Material auf diesem Album bildete wohl seinerzeit nicht die Grundlage dafür, auf kommerziellen Erfolg zu hoffen.

Nur so ist es zu erklären, dass Johnny Cash bereits im Juli 1984 in Nashville an neuen Aufnahmen arbeitete, dieses Mal aber mit Chips Moman als Produzent. Ich selbst war am 23.07.1984 Augenzeuge einer solchen Session. Man darf sich schon fragen, was zwischen dem Datum der letzten Aufnahmen für das jetzt vorliegende Album (14.6.1984) und Mitte Juli 1984 passiert ist. In diesen wenigen Wochen wurde die Veröffentlichung dieses Albums verworfen und durch neue Pläne ersetzt. Veröffentlicht wurden 1984 lediglich zwei Singles, die Erste produziert von Billy Sherill, die Zweite von Chips Moman. Keiner dieser vier Songs ist auf „Out Among The Stars“ enthalten.

Wenn ich mich an diese Zeit zurück erinnere, als die Country Music im Umbruch war, als zwar Lee Greenwood und Gary Morris mit sehr pop-orientierter Musik große Erfolge feierten, aber ebenso die Judds aus dem Nichts auftauchten und große Stars wie George Strait und Ricky Skaggs die große New-Country-Phase einläuteten, dann mag man Johnny Cash und seiner Musik, so wie sie sich damals darstellte, tatsächlich keine Chance mehr eingeräumt haben. Schließlich endete ja dann 1986 auch die fast drei Jahrzehnte andauernde Liaison zwischen dem Man in Black und Columbia Records, und erst zehn Jahre nach den Aufnahmen zu diesem Album sollte er unter der Regie von Rick Rubin wie Phoenix aus der Asche wieder auftauchen.

Dieses Album jedenfalls zeigt uns Johnny Cash in sehr guter Verfassung, und die Tatsache, dass nicht nur zwei Duette mit June Carter, sondern auch ein Duett mit Waylon Jennings hier enthalten sind, zeigt deutlich, dass es Johnny Cash damals sehr ernst war mit seiner Musik. Ein knapp 30 Jahre älterer Marty Stuart und die genannten anderen hochkarätigen Musiker jedenfalls drücken dank der zusätzlichen Aufnahmen von 2013 diesem Album ihren Stempel auf und machen daraus ein hochinteressantes Werk, das vor allem seine Fans sicherlich in Verzückung versetzen wird. Nicht vergessen werden soll dabei das sogenannte „A-Team“, also die seinerzeit besten Studiomusiker Nashvilles, die die musikalische Basis dieses Albums schufen. Johnny Cash’s Bandmusiker blieben bis auf Marty Stuart außen vor.

Ebenso bleibt festzuhalten, dass die Musik auf diesem Album keineswegs den Tiefpunkt der Karriere des Man in Black darstellt, sondern mehr als nur hörenswert ist. Es zeigt Johnny Cash in exzellenter Form, und das Bestreben, nach zwar sehr guten, kommerziell aber gescheiterten Alben unter der Regie von „Cowboy“ Jack Clement (The Adventures Of Johnny Cash, 1982) sowie Brian Ahern (Johnny 99, 1983), die Material von exzellenten Songwritern wie Guy Clark, Billy Joe Shaver, John Prine, Joe Allen und sogar Bruce Springsteen enthielten, mit Billy Sherill wieder nach vorn zu kommen, der als Produzent immerhin mit der Single „The Baron“ für den letzten Top Ten Hit verantwortlich gewesen war, ist mehr als nur verständlich.

Fazit: Zwei der hier enthaltenen Songs schrieb Cash selbst, ein Klassiker stammt aus der Feder von Hank Snow, dazu gesellen sich noch Songs von Richard Dobson, Paul Kennerley und anderen. Erfreuen wir uns also an diesem Album, das weder in der Nachfolge der „American Recordings“-Alben steht noch ein Neuaufguss alter Cash-Hits ist, sondern ein komplett neues, sehr gutes und frisches Cash-Album darstellt, das heute sicherlich mehr Beachtung findet, als es 1984/85 gefunden hätte, und freuen wir uns über komplett neue Musik eines Künstlers, der auch über zehn Jahre nach seinem Tod weltweit immer noch immense Beachtung findet.

Das aktuelle Album Out Among The Stars von Johnny Cash – Bestellen, Format, VÖ. und Label:

 
Johnny Cash - Out Among The Stars
 
Künstler / Albumtitel: Johnny Cash – Out Among The Stars
Format / Label / Veröffentlicht: CD & Digital (Columbia, Sony Music, 2014)
 
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Trackliste:

01. Out Among The Stars
02. Baby Ride Easy – mit June Carter Cash
03. She Used To Love Me A Lot
04. After All
05. I’m Movin‘ On – mit Waylon Jennings
06. If I Told You Who It Was
07. Call Your Mother
08. I Drove Her Out Of My Mind
09. Tennessee
10. Rock And Roll Shoes
11. Don’t You Think It’s Come Our Time – mit June Carter Cash
12. I Came To Believe
13. She Used To Love Me A Lot – Costello Mix

 
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Über Bernd Wolf (146 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Johnny Cash, Singer & Songwriter. Rezensionen und Biografien.