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Floyd Tillman: The Influence

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Selten hat ein Album einen treffenderen Titel erhalten wie das 2007 veröffentlichte „Floyd Tillman: The Influence“. Dieser am 22.8.2003 in hohem Alter verstorbene Künstler hat die Country Music in vielerlei Hinsicht bereichert und damit beeinflusst. Er war bis zu seinem Tod das letzte Bindeglied zwischen der frühen Country Music der 1930er und 1940er Jahre und der aktuellen. Den Jüngeren mag sein Name kaum geläufig sein, für Generationen von Country-Künstlern war er ein Vorbild. Auch für solche Stars wie George Jones, Dolly Parton oder Willie Nelson. Die von ihm geschriebenen Songs – er hat eine Menge davon verfasst – sind so zeitlos, dass sie immer wieder aufgenommen wurden und auch künftig nicht vergessen werden.

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Das Album, auf das ich etwas später eingehen möchte, enthält eine umfassende Würdigung dieses Künstlers, verfasst von Dr. Bill C. Malone. Ich möchte einige wesentliche Passagen und Fakten daraus entnehmen, um die Bedeutung des Floyd Tillman herauszustellen. Musik war die Welt des Floyd Tillman, fast schon seit seinem ersten Schrei in dieser Welt, den er am 8. Dezember 1915 in Ryan, Oklahoma tat. Er hatte 10 Geschwister, mit denen und den Eltern er in die Nähe von Lubbock, Texas umsiedelte. Dort begann er Gitarre zu spielen, um sich seinen Brüdern und deren Stringband anschließen zu können.. Es kümmerte ihn wenig, was man ihm auf dem Instrument beibringen wollte, er eignete sich sein eigenes Gitarrenspiel an. 1933 ging er nach San Antonio und schloß sich der Band von Emil und Adolph Hofner an. Als die Elektrizität auch bei Musikinstrumenten Einzug hielt, faszinierte den jungen Tillman dies – bald hatte er seine Gitarre mit einem Resonator ausgestattet. Inzwischen hatte er begonnen, Songs zu schreiben. Kurze Zeit später war Tillman in Houston, wo er schließlich zur Band „Blueridge Playboys“ gehörte. Man spielte das, was man Western Swing nannte, eine attraktive, sehr beliebte Mischung aus Pop, Country, Blues, Jazz und Swing. Mit Leon „Pappy“ Selph (Fiddle), Ted Daffan (Steel Guitar), Moon Mullican (Piano) gehörten Musiker zjur Band, die alle eigene Karrieren machen sollten. Tillman ging mit dem Fortschritt und spielte bald eine E-Gitarre.

Seine große Stunde schlug allerdings als Songschreiber. Sein „It Makes Now Fifference Now“ durfte er selbst nicht für sein Label Vocalion aufnehmen. Das tat dann 1938 zunächst Dickie McBride aus der Band von Cliff Bruner. Tillman verkauft den Song für 300.- US-Dollar an Jimmie Davis. Der selbst hatte einen richtigen Hit damit, auch Gene Autry und Bing Crosby griffen gern zu. Jetzt traute man Floyd Tillman auch als Sänger etwas zu. Bei Decca Records erschien 1942 mit „They Took The Stars Out Of Heaven“ seinen ersten Chart-Erfolg. Seine Karriere wurde durch den Militärdienst unterbrochen, aber nicht aufgehalten. Er konnte vor allem in NCO Clubs weiter Musik machen und schrieb mit „G.I. Blues“ und „Each Night At Nine“ prägnante Songs, in denen er diese Zeit verarbeitet.

Nach dem 2. Weltkrieg begann die produktivste und fruchtbarste Zeit des Floyd Tillman. Er war als Sänger sowohl im Radio gefragt als auch live unterwegs. Seine Platten erschiennen nun bei Columbia. „Drivin‘ Nails In My Coffin“ war einer der wenigen seiner Hits, den er nicht selbst schrieb – es ist ein perfektes Bild der Honky Tonk und Bierseligkeits Szene, in der Tillman viele seiner Songs ansiedelte. Mit „I Love You So Much It Hurts“, „Slippin‘ Around“, „This Cold War With You“ und „I Gotta Have My Baby Back“ schrieb und sang Tillman Erfolge, die längst zu Klassikern geworden sind. Seine Lieder bestechen durch wenige, wohl gesetzte Worte – er beweist damit, das Wenig oft Mehr ist. Zudem wählte er Themen aus, die zwar nicht neu waren, die aber so nicht unbedingt abgehandelt wurden. „Slippin´ Around“ behandelt die Untreue, das Fremdgehen – allerdings ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu heben. Eine Kunst, die der junge Willie Nelson aufgriff und verfeinerte.

Auch Tillman’s Gesang, geprägt von einer leicht rauen Stimme, war unverkennbar. Er „jonglierte“ mit seinen Stimmbändern geradezu. Als der „Nashville Sound“ seinen Siegeszug antrat, für den Tillman ohne es zu wissen und zu wollen, den Grund mit bereitet hatte, verabschiedete er sich 1960 mit „It Just Tears Me Up“ aus den Charts. Er hatte sich schon zuvor entschlossen, in seinem geliebten Texas zu bleiben und sich nicht dem enormen Konkurrenzdruck zu stellen, der vielen seiner Kollegen die Gesundheit und manchmal auch die Karriere kostete. Er machte für verschiedene Plattenfirmen noch Aufnahmen und trat regelmäßig im Südwesten auf wann und wo er wollte. Man suchte seinen Rat, wollte von ihm lernen und das genoss er sichtlich. Willie Nelson bezeichnete Floyd Tillman als den „original outlaw“, denn er machte Musik nach seinen eigenen Spielregeln, er hatte eine ungewöhnliche Phrasierung und bewies, dass man nicht in Nashville leben und produzieren musste, um erfolgreich zu sein. Tillman bevorzugte den einfachen, an den Wurzeln orientierten Lebensstil. Er blieb der, der er immer gewesen war und bis ins hohe Alter „seiner“ Musik zugetan. 1984 wurde er in die Country Music Hall of Fame aufgenommen.

Fazit: Mit dem Album „The Influence“ wird diesem Floyd Tillman ein großartiges Denkmal gesetzt. Nahezu zwei Jahre dauerten die Arbeiten daran, noch mit 87 Jahren ging Tillman ins Studio, um diese, „seine“ Songs neu einzusingen – die Fertigstellung und Veröffentlichung des Albums konnte er nicht mehr erleben. Tracy Pitcox (Chef von Heart of Texas Records) und Justin Trevino zeichnen für dieses einmalige Album verantwortlich, dem man deutlich anhört, mit welcher Hingabe und welchem persönlichen Input die Beteiligten bei der Sache waren. Willie Nelson war sofort bereit, ein Duett mit seinem Vorbild zu singen. Als sich herumsprach, an was man arbeitete, stellten sich weitere Künstler spontan zur Verfügung und so wurden es schließlich 14 Duette. Bis auf „Drivin Nails In My Coffin“ handelt es sich ausschließlich um Tillman-Originals. Zu den einzelnen Songs gibt es ganz persönliche Informationen von Tracy Pitcox im Booklet der CD. Selten habe ich einem Album so entspannt gelauscht und bin dabei in die eigene Gefühlswelt und viele Erinnerungen abgetaucht.

   
The Influence
CD: „The Influence“
Erscheinungsdatum: 2007
Label: Heart of Texas

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Trackliste:

01. Slippin Around – mit Dolly Parton
02. It Makes No Difference Now – mit Mel Tillis
03. I Gotta Have My Baby Back – mit Ray Price
04. Drivin Nails In My Coffin – mit George Jones
05. I Love You So Much It Hurts Me – mit Connie Smith
06. Each Night At Nine – mit Willie Nelson
07. I’ll Take What I Can Get – mit Hank Thompson
08. This Cold War – mit You – mit Merle Haggard
09. I’ll Keep On Lovin You – mit Darrell McCall
10. Let’s Make Memories Tonight – mit Leona Williams
11. They Took The Stars Out Of Heaven – mit Johnny Bush
12. I’m Still In Love – mit Every Girl – mit Justin Trevino
13. Just As Long As I Have You – mit Frankie Miller
14. It Just Tears Me Up – mit Lawton Williams

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