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Sanger D. „Whitey“ Shafer: Vom Zimmermann zum Songwriter

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„So Good For So Long“ – dies der Titel eines 1997 auf einem Mini-Label erschienenen Albums. Er passt wie die berühmte Faust aufs Auge. Der 1934 im texanischen Whitney geborene Künstler, der selbst auch gern als Sänger für Furore gesorgt hätte, versorgt seit vielen Jahren stattdessen die erste Garde der Countrysänger mit dem Material, ohne das kein Hit möglich wäre: einem Lied, das viele Menschen annehmen.

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So unterschiedliche seine Songs auch sind, ihnen allen ist eines gemeinsam: Lebensnähe. Shafer versteht es, alltägliche Begebenheiten ebenso unkompliziert wie attraktiv in Lieder umzusetzen, die von den Menschen draußen nachvollzogen werden. Möglich ist so etwas gewöhnlich nur, wenn man selbst so seine nachhaltigen Erfahrungen gemacht hat. Ehe er 1967 in Nashville auftauchte, hatte Shafer alles andere als ein langweiliges Leben hinter sich, denn er versuchte alles Mögliche, ohne recht zu wissen, wo er seine Zukunft würde finden können. Als Bauarbeiter verdingte er sich ebenso wie als Zimmermann, mit der Aufzucht von Truthähnen wurde Shafer ebenso wenig ein wohlhabender Zeitgenosse wie durch andere Gelegenheitsjobs. Da wundert es nicht, dass es im Privatleben nicht viel anders zuging und die erste Ehe nicht von Dauer sein konnte.

Sanger D. Whitey Shafer

Das einzig Konstante in seinem Dasein war offenbar die Musik, die er von den Eltern mit auf den Weg bekommen hatte. Mit damals noch völlig unbekannten Kumpels wie Willie Nelson tingelte Sanger D. „Whitey“ Shafer durch texanische Honky Tonks, schrieb Songs, versuchte es zwischenzeitlich auch in Kalifornien und traf schließlich in einem Club in Waco,Texas den Kollegen Doodle Owens. Dieser und auch Mae Axton, die er kennen gelernt hatte, veranlassten den jungen Mann, sich nach Nashville zu orientieren. Dort gab es zwar hoffnungsvolle Songschreiber ohne Ende, man konnte es aber mit guten Titeln gleichwohl schaffen. In seiner von Hochs und Tiefs geprägten Karriere hatte Whitey Shafer damals ganz einfach Glück. Sehr schnell nahm George Jones gleich zwei von drei Stücken auf, die Shafer im Gepäck hatte. Bei Musicor, später bei RCA, bekam er einen Vertrag als Sänger – doch mit den eigenen Aufnahmen sollte er bis auf den heutigen Tag längst nicht so gute Erfahrungen machen wie andere mit seinen Werken. Shafer war klug genug, dies früh zu erkennen – ohnehin hatte er an der für einen Sänger unerlässlichen Tourerei keine Lust.

Richtig auf ihn aufmerksam wurde die Öffentlichkeit als Lefty Frizzell (mit dem Shafer eine Songs gemeinsam schrieb) mit Hits wie „You Babe“ und „Lucky Arms“ aufhorchen ließ und Klassiker folgten wie „I Never Go Around Morrors“ oder „That’s The Way Love Goes“. Letzterer ist vielleicht Shafer’s bester Song überhaupt. Erstaunlicherweise hatte nicht etwa Lefty Fizzell den Knaller damit sondern zunächst Johnny Rodriguez (1974) und zehn Jahre später Merle Haggard. Für Beide war „That’s The Way Love Goes“ eine No. 1. Bis dahin war Whitey Shafer trotz solcher Erfolge wie „The Baptism Of Jessie Taylor (Johnny Russell sowie Tanya Tucker) und „Tell Me My Lying Eyes Are Wrong“ (George Jones) noch darauf angewiesen, sich anderweitig ein Zubrot zu verdienen. Er kolportiert den Durchbruch so: „Ich war Zimmermann als „That’s The Way Love Goes“ gespielt wurde und hielt bei meiner Arbeit inne, weil der DJ sagte, das sei in der Woche die No. 1. Der Song verhalt mir dazu, den Hammer aus der Hand zu legen.“

Viele Songschreiber kennen das – wenn es läuft, dann fließen die Songs nur so aus der Feder und dann melden sich Stars von allein. Nehmen wir Moe Bandy, er holte sich gleich ein ganzes Paket an Songs von Shafer (u.a. „Bandy The Rodeo Clown“). Keith Whitley fuhr mit „Birmingham Turnaround“ und „I Wonder Do You Think Of Me“ alles andere als schlecht. Merle Haggard hievte „You Babe“ erneut in die Charts und George Strait schnellte mit „Does Fort Worth Ever Across Your Mind“ und „All My Ex’s Live In Texas“ ganz nach oben. Dabei war das Lied über die Ex’s durchaus ein Wagnis, denn kaum Jemand nahm damals so etwas mit pikantem Augenzwinkern auf – aus Angst, der gute Ruf könnten den Bach runter gehen.

Obwohl auch Whitey Shafer dann durch das „dunkle Loch“ musste, vor dem sie sich alle fürchten, die Songschreiber – wenn einem nämlich die Ideen ausgehen und partout nichts mehr einfällt – er überwand auch diese Klippe. Shafer wurde wieder ein gefragter Song-Lieferant für die aktuellen Interpreten – das ist nicht vielen seiner Kollegen gelungen, denn wer einmal aus dem Geschäft ist, findet nur selten wieder den Anschluss. Ihm zugute kommt auch, dass viele seiner Songs so zeitlos sind, dass sie immer wieder Jemand ausgräbt und neu aufnimmt. Shafer ist ein gutes Beispiel dafür, dass man nur die Augen und Ohren aufhalten und in seinen Erfahrungen stöbern muss, um Lieder zu schreiben, die bis ins Innere des Hörers vordringen – vorausgesetzt man hat das Talent, Begebenheiten und Gefühle in Worte und Melodien zu kleiden.

Die Geschichte, wie er seine Frau Lydia kennen lernte, klingt auch wie ein Song. Die sah ihn nämlich in einer Ausgabe der TV Sendung „Austin City Limits“, ermittelte über einen DJ und Musikverlag Shafer’s Adresse, ließ sich seine Songs schicken und traf ihn dann als er an einem Truck Stop in Pennsylvania auftrat. Das Treffen hatte nachhaltige Wirkung, denn wenig später waren sie verheiratet. „Sie hat mich gerettet, damals befand ich mich in einem Tief, war sehr unglücklich, es lief einfach alles schief. Sie wurde meine Muse – seit ich mit ihr zusammen war, gelangen mir auch wieder gute Songs“, schmunzelt Whitey Shafer. Unter seinem richtigen Vornamen kennt diesen Mann übrigens kaum Jemand, Alle nennen ihn liebevoll „Whitey“. Schon seit der High School. Als er in den Semesterferien als Hilfsarbeiter am Bau einige Dollar verdiente, riefen ihn die Handwerker wegen seiner blonden Haare nur „Whitey“.

Der Name blieb ihm, ebenso wie die musikalischen Einflüsse der Bob Wills, Ernest Tubb und Lefty Frizzell. Dass er stimmlich dem großen Lefty Frizzell sehr nahe kommt, wurde ihm bisweilen sogar vorgeworfen – er kann aber nichts dafür. Denn – „wenn ich versuche, nicht wie Lefty zu klingen, hört es sich nach gar nichts an“, sagt er resigniert. Dennoch blieben die erfolge mit der eigenen Stimme bekanntlich aus, seine Aufnahmen blieben Sammlerstücke. Seine Songs aber setzten den Namen Sänger D. „Whitey“ Shafer auf die Landkarte der Country Music. Die Sänger wissen, was sie an ihm haben, denn ohne Leute wie Shafer wären sie brotlos.

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