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10. Spring Bluegrass Festival Willisau

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Man kann sich kaum etwas Gegensätzlicheres vorstellen als die beiden dominierenden Bluegrass Festivals in Westeuropa: Willisau in der Schweiz und Bühl/Baden in Deutschland, jedes dieser Festivals mit ganz eigenem Charakter und eigener Atmosphäre. Bühl mit seinem Bürgerhaus im Zentrum der Stadt, einem Konzertsaal mit vorzüglicher Akustik, zwei grossen Foyers, einem einladenden Vorplatz und dem benachbarten Stadtgarten zum Jammen.

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Das Festival Willisau dagegen im Schweizerischen Landwirtschaftlichen Museum Burgrain weit ausserhalb bei Alberswil auf einem kleinen Hügel gelegen inmitten einer malerischen Landschaft, wie man sie auch irgendwo in Virginia oder North Carolina finden kann. Die Atmosphäre also total ländlich, ideal zur dargebotenen Musik passend, denn in einer solchen Umgebung hat sie sich ja einmal entwickelt, die Old Time Music und die daraus resultierende Bluegrass Music.

Zum 10. Spring Bluegrass Festival von Willisau, am 9. Mai 2009, hatte man sich zum Jubiläum dann auch etwas Besonderes einfallen lassen. Neben der grossen Bühne im Parterre der riesigen Ausstellungshalle, einer ehemaligen Scheune, hatte man , sozusagen auf der Tenne, im Obergeschoss noch einen kleinen Saal hergerichtet, sodass der Besucher ständig zwischen verschiedenen Bands wählen konnte. Und so bewegte man sich locker inmitten von altem landwirtschaftlichen Gerät, Traktoren-Oldies, Sensen, Dreschflegeln oder Güllemischern und konnte die Musik geniessen.

Und wer Willisau bereits kennt und liebt, der weiss auch, dass man gegen Abend eine warme Jacke benötigt, denn da klaffen stilecht an den Wänden der Museumsscheune mehr oder weniger grosse Spalten, durch die man tagsüber das Wetter beobachten kann. Apropos Wetter, als am Spätnachmittag ein starkes Gewitter einsetzte, übertönten die dicken Regentropfen, die auf das Dach prasselten, fast die Musik. Ein Musiker hielt sich sogar ängstlich seine Gitarre über den Kopf. Aber dies nimmt man gelassen, niemand beschwert sich, man ist eben auf dem Land.

Doch nun zur Gemeinsamkeit von Willisau und Bühl. Beide Festivals bieten Bluegrass Music auf sehr hohem künstlerischen Niveau, wobei auch immer die richtige Mischung beachtet wird, dank der Arbeit von Bruno Steffen und Paolo Dettwiler, und so war auch in Willisau das musikalische Spektrum wieder breit gefächert. Die Schweiz wurde vorzüglich repräsentiert durch „Rosewood Delight“, Wayne Henderson und Helen White aus den USA boten zusammen mit den deutschen Looping Brothers Old Time und Bluegrass auf höchstem Niveau, ob als Duo, Trio oder als Quintett.

Lilly Of The West aus Bulgarien setzte zusammen mit der Tschechischen Band Monogram leicht exotische Akzente. Gerry O’Connor aus Nord-Irland fiel durch eine ungeheuer aufwühlende Musik auf. Das Duo auf Gitarre und Banjo feuerte Stakkato-Salven auf das Publikum ab, synkopiert und kontrapunktisch ausreizend bis zum Abwinken, irgendwie immer gegen den Herzrhythmus gerichtet, sodass sensible Naturen zu Beklemmungen neigten. Dennoch, das Publikum akzeptierte es und dankte mit stehenden Ovationen. Das genau Gegenteil dazu die Musik des kanadischen Trios RedGrass. Drei wunderschön aufeinander abgestimmte sonore Männerstimmen, tolle Instrumentalarbeit, witzige Songs, z.B. „Bluegrass Saved My Life“ und eine launige Moderation. Dabei konnte man sich ausgiebig erholen.

Auch Viper Central aus Kanada sollte nicht vergessen werden, doch für viele Besucher waren Randy Waller & The Country Gentlemen die Offenbarung des Festivals. Vor allem ältere Besucher erinnerten sich bei dieser einst revolutionären Bluegrass Music der 2. Generation an Randy’s Vater, den Sänger und Gitarristen Charlie Waller. Und dass Randy die wunderbare Stimme seines Vaters geerbt hat, macht ihn, den Sohn, sogar stolz. „Ja, der liebe Gott hat mir die Stimme meines Vaters geschenkt“, sagt er im vertraulichen Gespräch. Dass neben neuen Songs auch immer wieder die alten, bekannten Lieder der Country Gentlemen intoniert wurden, beweist, dass Randy Waller genau weiss, was seine Zuhörer erwarten, nämlich Songs wie „Redwood Hill“, „Fox On The Run“, „Bringing Mary Home“ oder für die Schweizer besonders interessant „Matterhorn“.

Als der Festivaltag nach Mitternacht langsam zu Ende ging, empfand man es als sehr angenehm, nicht wie früher über eine feuchte Wiese mit Kuhfladen laufen zu müssen, um zu seinem Auto zu finden, nein, die ganze Strasse hatte man gesperrt und ein Teil davon zu einem Parkplatz umfunktioniert.

Fazit: Neben sehr guter Musik gab es in Willisau wieder zahlreiche gute Gespräche mit den vielen Schweizer Freunden, die wir teilweise eine Woche vorher schon in Bühl getroffen hatten. Wir trafen auch wieder jenen Journalisten aus Luzern, den ich vor 2 Jahren wegen seiner dunklen Kleidung für einen Pfarrer gehalten hatte. Nur, jene herzallerliebste Kuh, für die ich damals so geschwärmt hatte, die ist mir in diesem Jahr nicht wieder begegnet. Schade!

So, if the Good Lord’s willin‘ and the creeks don’t rise, dann biegen wir auch im kommenden Jahr wieder auf der N2 bei Dagmersellen rechts ab in Richtung Willisau.

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Über Walter Fuchs (33 Artikel)
Walter Fuchs, der Experte für das Genre Bluegrass und Initiator des Bluegrass Festival in Bühl.
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