Georgette Jones: Slightly Used Woman
Kinder wie die Zeit vergeht, 40 Jahre wird die Tochter von Tammy Wynette und George Jones heuer schon! Im vergleichsweise reifen Alter legt sie jetzt ihre erste Solo-CD vor. Bisher war sie eher als Schauspielerin bekannt. Wiederholt spielte sie dabei ihre Mutter, der sie wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Aber auch gesanglich hat sie eine Menge Talent von ihren Eltern mit auf den Weg bekommen.
Als Tochter gleich zweier Country-Ikonen trägt sie eine schwere Bürde. Sie ist die Einzige im Country Business, deren Eltern beide in die Hall of Fame gewählt wurden! Doch versucht sie erst gar nicht, ihnen stimmlich nachzueifern, wenngleich sie sich ihrer Herkunft nicht entzieht. Für dieses Album wurden mit Bedacht Songs unterschiedlicher Herkunft ausgewählt.
Der Titelsong stammt von ihrer Mutter, ist stark autobiographisch und ist ein Lied, so Georgette Jones, das sie unbedingt aufnehmen wollte: „Es ist mein Lieblingslied aus dem Repertoire von Mom. Es beschreibt unser damaliges Heim an der Franklin Road in Nashville. Und es sagt unendlich viel über das Talent meiner Mutter für das Songschreiben.“
Es überrascht nicht, dass sich weitere Songs von Tammy Wynette auf dem Album finden. Georgette Jones erreicht nicht die Einmaligkeit der Interpretation ihrer Mutter, versucht dies auch gar nicht erst, sondern gibt den Songs ihren eigenen Touch mit. Dazu passt auch „I Hope You Knew“, das Jones selbst geschrieben hat – eine ihrer Mutter nachgeschickte Botschaft in der Hoffnung, dass diese sie auch erhält. Anrührend.
Ein wenig wie ein Fremdkörper in der Collection wiegt der Gospel-Klassiker „Precious Memories“. Auch ihre Version von „The Race Is On“ bleibt eher blass und erreicht längst nicht die Urwüchsigkeit etwa derjenigen ihres Vaters. Umso besser kommt ein neuer Song wie „Second Time Around“ daher. Höhepunkte sind ganz sicher die beiden Duette, wobei das mit ihrem Vater George Jones bereits zuvor veröffentlicht war.
Besonders hervorzuheben ist der Sound. Für Traditionalisten ist das die Art von Country Music, wie man sie sich aus Nashville wünscht. Viel Steel Guitar, etwas weniger Fiddle, herrliches Piano und jede Menge Spielfreude. Bis auf das Duett mit George Jones wurden alle Songs im labeleigenen Studio in Brady, Texas aufgenommen. Dort beweist man seit Jahren, dass man traditionelle Country Music immer noch modern, knackig und erfolgreich produzieren kann.
Künstler wie Norma Jean, Leona Williams, Ferlin Huskey, Tony Booth, Justin Trevino, Darrell McCall fühlen sich bei Heart of Texas Records bestens aufgehoben. Label-Boss Tracy Pitcox ist die nimmermüde treibende Kraft hinter vielen Aktionen zum Wohle der traditionellen Country Music und Honky Tonk Music. Dass Georgette Jones sich dorthin orientiert hat, deutet an, wo sie ihre musikalische Heimat und Zukunft sieht.
Fazit: „Slightly Used Woman“ ist ein sehr interessantes Album – nicht des Namens der Künstlerin wegen, sondern wegen der Musik.