Barbara Mandrell
Am 17. Mai 2009 wurde sie gemeinsam mit Charlie McCoy und Roy Clark in die Country Music Hall of Fame aufgenommen. 1979 und 1981 erhielt sie den CMA Award als beste Country-Sängerin und 1979 sowie 1981 wurde sie als bester Entertainer ausgezeichnet. Mit dieser Ehre wurde bisher keine andere Country-Sängerin zwei Mal bedacht. Damit ist klar, Barbara Mandrell gehört zu den erfolgreichsten Künstlerinnen überhaupt.
Geboren wurde sie am 25. Dezember 1948 in Houston mitten hinein in eine musikalisch ambitionierte und überaus rege Familie. Schon im Alter von fünf Jahren spielte sie Akkordeon und begann damit, Noten zu lesen. Die kleine Barbara Mandrell ließ keinen Zweifel daran, dass sie mit musikalischem Talent reichlich gesegnet und willens war, dieses auch zu nutzen.
Kein Wunder, dass sie mit 11 Jahren das sicher nicht leicht zu spielende Instrument Pedal Steel Guitar beherrschte. Ihr Vater nahm sie mit zur Steel Guitar Convention nach Chicago, wo Chet Atkins und vor allem Joe Maphis angetan waren von der Kleinen. Maphis holte sie in seine Show und stellte sie in Las Vegas dem großen Publikum vor.
Von da an ging es stetig aufwärts. Barbara Mandrell spielte Steel Guitar für Patsy Cline , George Jones, Red Foley und kurzzeitig sogar für Johnny Cash. In Kalifornien, wo die Familie bereits seit Jahren lebte, konnte sie zudem TV-Erfahrung in der berühmten „Town Hall Party“ sammeln.
Barbara war die älteste Tochter der Mandrells. Als deren jüngereTöchter Louise und Irlene alt genug waren, startete Daddy Irby Mandrell die „Mandrell Family Band“ und ging mit ihr auf ausgedehnte Tourneen. An Ken Dudney, dem Drummer der Band fand Barbara Mandrell so viel Gefallen, dass er ihr Ehemann wurde. Erste Plattenaufnahmen entstanden für Mosrite Records.
Als Ken Dudney als Pilot zur Navy ging, nutze seine Frau die Zeit, um sich in Nashville umzuschauen. Das Multi-Talent, das inzwischen weitere Instrumente spielte wie Saxophon, Piano und Banjo, bekam von einigen Firmen gleichzeitig Angebote, unterschrieb dann aber bei Columbia Records, wo Billy Sherrill ihr Produzent wurde. Aber schon in diesen jungen Jahren musste Barbara Mandrell lernen, dass man musikalische Versiertheit und Entertainment nicht ohne weiteres von der Bühne auf Schallplatte übertragen kann. 1969 schnupperte sie erstmals in die Charts mit einer Version des Otis Redding Hits „I’ve Been Loving You Too Long“, sie würde in der Folge mit Pop Songs im Country Sound noch öfter erfolgreich sein. Erst im Duett mit David Houston stellte sich 1970 der erste Top Ten Hit ein: „After Closing Time“. Drei Jahre schleppte sich die Karriere mehr dahin, dann verbuchte Mandrell mit „The Midnight Oil“ einen ersten echten Solo-Hit. Doch der große Durchbruch war das immer noch nicht.
Im Jahr 1975 wechselte Mandrell zu ABC/Dot und debütierte gleich mit einer Nr. 5: „Standing Room Only“. Allmählich etablierte sich Barbara Mandrell, sie wuchs immer mehr in die Rolle der Hitsängerin. Aber es dauerte weitere drei Jahre, ehe sie sich über „Married But Not To Each Other“, „Woman To Woman“ und „Tonight“ bis zur ersten Nr. 1 hoch gearbeitet hatte. Mit „Sleeping Single In A Double Bed“ platzte der Knoten. Direkt anschließend ließ sie mit „I Don’t Want To Be Right” (Nr. 1), „Fooled By A Feeling” (Nr. 4) und dem wunderschön einfühlsamen „Years” (Nr. 1) weitere Dauerbrenner folgen.
Die erste Hälfte der 80er kann man getrost als „Mandrell Years“ bezeichnen, denn nun war sie omni-präsent: in den Charts, im Fernsehen, auf der Bühne, in den Medien schlechthin. Sie wurde mit Auszeichnungen und Ehrungen überhäuft. Musikalisch ragt dabei der Song heraus, der wohl am engsten mit ihr verbunden bleiben wird und längst ein Klassiker geworden ist: „I Was Country When Country Wasn’t Cool“. Nicht zuletzt durch die Mitwirkung von George Jones bekam die Aufnahme die richtige Würze, noch dazu passte die Aussage haargenau in das Nashville jener Tage.
Am 11. September 1984 erlitt die Künstlerin einen herben Rückschlag als sie bei einem Autounfall schwer verletzt wurde. Neben einem mehrfach gebrochenen rechten Bein trug sie zeitweiligen Gedächtnisverlust und Sprachstörungen davon. Das Glück stand ihr dennoch zur Seite aber sie benötigte mehr als 18 Monate an Rehabilitation, ehe sie ins Show Business zurückkehren konnte. In dieser Zeit, so bekennt sie, habe sie viel nachdenken können, vor allem über die Dinge, die wichtig im Leben sind. Seit jenem Unfall setzte sie sich stark für die Nutzung des Sicherheitsgurtes ein, denn der hätte ihr ziemlich sicher einen Teil der Verletzungen erspart. Aber es reifte auch der Entschluss, den sie 1997 in die Tat umsetzen würde. Wichtiger als aller Erfolg als Künstlerin wurden für sie die Familie, vor allem ihre damals zwei Kinder Matthew und Jaimie, die beide in ihrem Auto und ebenfalls nicht angeschnallt waren.
Zunächst aber kehrte Mandrell ins Studio zurück, die Fans hatten sie nicht vergessen. Mit „There’s No Love In Tennessee“, „Angel In Your Arms”, „Fast Lanes And Country Roads” und „No One Mends A Broken Heart Like You” tummelte sie sich erneut in den Top Ten. Dennoch lief ihre Zeit in den Charts unerbittlich ab, ein Wechsel zu Capitol zögerte das Unvermeidliche nur kurzzeitig hinaus. „I Wish That I Could Fall In Love Today“ bescherte 1988 noch einmal eine Nr. 5, zwei weitere Singles in den Charts 1989, das war’s.
Barbara Mandrell arbeitete gleichwohl weiter als Entertainer. Mit ihrer exzellenten Live Show blieb sie hoch im Kurs und gelegentlich erschien sogar ein neues Album. „It Works For Me“ aus dem Jahre 1997 ist ihr bis dato letztes Studio-Album. Im gleichen Jahr verkündete sie zum Leidwesen der Fans ihren Rückzug von der Gesangskarriere. Ihr letztes Konzert gab sie im September 1997 in der Grand Ole Opry, deren Mitglied sie seit 1972 ist. Die Show wurde im Fernsehen ausgestrahlt und bescherte dem Sender TNN traumhafte Einschaltquoten.
Seither hat sich Barbara Mandrell an ihren Entschluss gehalten. Zu besonderen Anlässen trat sie immer mal wieder an ein Mikrofon oder ging ins Studio. Auch als Schauspielerin konnte man sie wiederholt erleben. Jetzt aber war die Familie der Mittelpunkt. Seit der Kindheit hatte Mandrell praktisch pausenlos gearbeitet. Neben ihrem Job als Sängerin hatte sie viele Fernseh-Shows gemacht, u.a. mit ihren beiden Schwestern. Man verpflichtete sie als Schauspielerin für Filme und TV Serien und sie schrieb mit „Get To The Heart: My Story“ ihre Autobiografie. Ein Buch, das drei Monate auf den Bestsellerlisten stand und 1997 als Vorlage für eine TV-Verfilmung diente.
Barbara Mandrell fühlt sich im teilweisen Ruhestand durchaus wohl, denn es gab einigen Nachholbedarf für die Familie, für Ehemann Ken sowie die Kinder Matthew, Jaimie und Nathaniel. Die jedenfalls freuen sich darüber, dass sie überwiegend zu Hause ist. Und die Mandrell Fans dürfen weiter darauf hoffen, dass sie hin und wieder noch mal an ein Mikrofon geht.