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30 Jahre Justin Townes Earle

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Er ist der Star des Jahres 2011 im Alternative Country / Americana-Sektor: Justin Townes Earle. Sein „Harlem River Blues“ wurde zum besten Americana-Song des Jahres gewählt. Sein gleichnamiges Album gefiel Kritik und Publikum gleichermaßen.

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Am 4. Januar 2012 wurde der Sprössling von Alternative Country-Legende Steve Earle bereits 30 Jahre alt. Grund genug für Country.de die bisherige Karriere des Künstlers einmal nachzuzeichnen. Zu seinem Vater Steve Earle hatte Justin Townes – seinen zweiten Vornamen hatte ihm der Vater als Referenz an den befreundeten Songwriter Townes van Zandt gegeben – nie ein besonders enges Verhältnis.

Und dennoch hat er ihm scheinbar zweierlei mitgeben: Das große musikalische Talent und den Hang dazu, der Welt durch Drogenkonsum entfliehen zu wollen. Letzteres hat Justin – abgesehen von einigen Eskapaden 2010- momentan ganz gut im Griff. Und so kann er ersteres auch voll entfalten. Justins Karriere hat mit dem Album Harlem River Blues einen ersten großen Höhepunkt.

Steve Earls Sprössling wächst bei seiner Mutter Carole Ann Hunter Earl in Süd-Nashville auf. Vater Steve verließ die beiden, als Justin gerade mal zwei oder drei Jahre alt war. Sein Verhältnis zum Vater ist daher auch nicht sehr eng, und es ist auch später als die beiden immer mal wieder gemeinsam auf der Bühne stehen, eher ein professionelles, als ein Vater-Sohn-Verhältnis. Alles was er wissen muss, um durchs Leben zu kommen erfährt er von der Mutter, später spielt sein Großvater noch eine wichtige Rolle für ihn.

Als Jugendlicher spielt Justin in zwei Bands in Nashville mit. In der Rockband „The Distributors“ und in der vom Bluegrass beeinflussten Gruppe „The Swindlers“. Schon mit 14 Jahren, erzählt Justin, sei er ein professioneller Musiker gewesen, die Musik niemals nur ein Hobby gewesen. Später spielt er bei den „Dukes“ mit, der Gruppe seines Vaters. Als er dort wegen massiven Drogenkonsums gefeuert wird und er danach nur knapp eine Überdosis Heroin überlebt, kommt es zum Wendepunkt in seinem Leben. Persönlich gestärkt beginnt er seine Energie in die Musik und in das Songschreiben zu stecken. Heroin bleibt, so Justin in neueren Interviews, der Todfeind für Ihn.

2007 erscheint sein Erstlingswerk „Yuma“ und er unterschreibt bei Bloodshot Records. Schon jetzt ist auffällig, mit welcher Qualität er sein tiefes Verständnis für die Folk, Country und Blues mit seinen Songwriting-Fähigkeiten kombiniert. Dazu kommt noch ein absolutes Charisma als Life-Performer. Er ist selber stolz darauf, nur alleine mit der Akustikgitarre das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Und tatsächlich, wenn er live auf der Bühne steht, dann wird aus dem schüchternen Künstler ein aktiver Performer, der genau die Mischung aus Selbstbewusstsein, Können, Verletzlichkeit und Furcht mitbringt, die in der Interaktion mit dem Publikum große Kunst hervor bringen. Dass er aufgrund seiner Bühnepräsenz und seinen Drogen-Dämonen, seinen Songwritingkünsten und nicht zuletzt wegen der optischen Ähnlichkeit gerne schon mal mit Hank Williams verglichen wird, mag eine Ehre für ihn sein, ist aber aus zwei Gründen eigentlich eher ein Malus. Zum einen konnte Williams seine Dämonen letztendlich nicht besiegen, und zum anderen ist Justin Townes Earle einfach nur Justin Townes Earle und das reicht bei weitem aus.

Justin Townes Earle

Nach „The Good Life“ aus 2008 erscheint 2009 sein drittes Album „Midnight In The Movies“. Die Mischung aus amerikanischer Überlieferung, Popkultur und Biographischem ist bestechend – der „Working Class-Hero“ John Henry, die „Times Square Szene“ der 40er um Jack Kerouac, Herbie Hancock und Gregory Corso und seine Mutter, sie alle spielen eine Rolle auf dieser Platte. Traumwandlerisch bewegt er sich über das weite Americana-Feld, wobei immer deutlich wird, dass der Nashville Boy ganz fest in der Countrymusik verwurzelt ist. So spricht er in Interviews immer mit großem Respekt vor Künstlern wie Porter Wagoner, Conway Twitty, Roger Miller oder George Jones.

Und dennoch, der Entschluss, nach New York zu gehen, ist für seine Karriere ein Glücksgriff. Die Traditionen des nördlichen Tennessees verbinden sich mit der Weltoffenheit des Big Apple zu einer äußerst inspirierenden Melange. Direkte Folge: Justin wird 2009 als „Nachwuchskünstler des Jahres“ mit einem „Americana Music Association Award“ ausgezeichnet.

2010 ereilt ihn dann abermals eine Drogenkrise. Diesmal ist es der Alkohol, dem er zu sehr zuspricht. So muss er im September 2010 seine Tour unterbrechen, wird wegen Körperverletzung und Widerstand gegen die Staatsgewalt angeklagt, und muss sich einer Entziehungskur unterziehen. Doch auch aus dieser Krise geht er gestärkt hervor. Als er im November 2010 erstmals wieder öffentlich auftritt, ist sein unterdessen erschienenes Album „Harlem River Blues“ bereits eingeschlagen wie eine Bombe.

Mehr noch als „Midnight on the Movies“ ist „Harlem River Blues“ ein New York Album. Im Titelsong singt er über einer einschmeichelnden Gospelmelodie vom Selbstmord im besagten Fluss. Er singt von einer weiteren Nacht in Brooklyn und wieder greift er das Working Class Thema auf: „Workin‘ For The MTA“ ist ein moderner Railroad-Song, musikalisch fest im Country & Folk verortet. Aber bei aller Freude am Wohnsitz in der Megametropole: In „Wanderin'“ stellt er klar, dass er immer ein Vagabund und fahrender Musiker bleiben wird.

Das Album ist außergewöhnlich. Jeder Song hat Ohrwurm-Qualitäten und „Harlem River Blues” ist schon jetzt ein Klassiker des Americana. Und Justin räumt ab. Neben dem Ritterschlag durch einen Auftritt in der legendären Letterman-Show bekommt sein „Harlem River Blues“ den AMA-Award für den besten Song des Jahres. 2011 ist sein bis dato erfolgreichstes Jahr.

Und Justin macht einfach weiter. Für 2012 ist bereits eine neue Platte angekündigt und wieder stehen schon eine ganze Reihe von Konzertterminen auf dem Plan, darunter eine Australien-Tour im April. Es wäre zu wünschen, würde Justin auch einmal den Weg nach Deutschland finden. An Aufmerksamkeit sollte es ihm auch hierzulande nicht mangeln. Und es wäre schön, einmal mit eigenen Augen das große Talent weiter zu einer festen Größe reifen sehen zu können.

   
Harlem River Blues
CD: „Harlem River Blues“
Veröffentlicht: 2010
Label: Bloodshot (Indigo)

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Trackliste:

01. Harlem River Blues
02. One More Night In Brooklyn
03. Move Over Mama
04. Working For The MTA
05. Wanderin‘
06. Slippin‘ And Slidin‘
07. Christchurch Woman
08. Learning To Cry
09. Ain’t Waitin‘
10. Rogers Park
11. Harlem River Blues (Reprise)

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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