Various Artists: The Music Inside – A Collaboration Dedicated To Waylon Jennings, Vol. 2
„Ja is‘ denn heut‘ scho‘ Weihnachten?“, fragte Franz Beckenbauer vor Jahren in einem TV-Werbespot. Ja is‘ denn noch 2011, möchte man analog dazu fragen, wenn man diesen Tonträger vor sich liegen hat. Wir hatten hier im letzten Jahr die erste Ausgabe der auf drei CDs ausgelegten Bearbeitung der Songs und Musik von Waylon Jennings vorgestellt, mit dem Hinweis darauf, dass zwei weitere CDs noch im Jahr 2011 erscheinen sollten. Nun befinden wir uns im Jahr 2012, und endlich liegt die zweite CD vor. Dann mal ran an den Speck!
Mit Dierks Bentley geht es los. Er hat sich einen meiner Lieblingssongs von Waylon vorgenommen, „Lonesome, On’ry And Mean“, und das Resultat ist: Klasse! Geht das noch besser? Klar! Hank Williams, Jr., einer der engsten Freunde von Waylon Jennings, liefert eine großartige Version von „Waymore’s Blues“ ab. Das ist Bocephus pur, und das hätte Waylon gefallen! Mann, macht das Spaß! Und so zieht sich das durch die ganze CD. Jeder wird für sich den besten Song, die beste Interpretation selbst finden, und das ist gut so! Es folgen Montgomery Gentry mit „Good Ole Boys (Theme From The Dukes Of Hazzard)“ und Justin Moore mit der Rodney Crowell Komposition „Ain’t Living Long Like This“, einem weiteren Top Hit für Waylon Jennings.
Was besonders erwähnenswert ist, ist die Tatsache, dass hier nicht blind die Originalversionen vom Meister kopiert oder nachempfunden werden. Jack Ingram, passenderweise aus Texas, liefert eine tolle Version von „Bob Wills Is Still The King“ ab. Fernab vom Original, kann man sich mehr als gut vorstellen, dass Waylon im Hillbilly Heaven sitzt und ein fettes Grinsen im Gesicht hat ob dieser Interpretation. Das gilt wohl auch für Colt Fords Version von „Only Daddy That’ll Walk The Line“. Ein wenig melancholisch werde ich bei Pat Greens Version von „Rainy Day Woman“. Man hätte darauf verzichten sollen, die originalen Steel Guitar Licks von Ralph Mooney irgendwie nachzuempfinden. Mooney ist und bleibt unerreicht, und seine Pedal Steel auf „Rainy Day Woman“ zählt zu den großartigsten Momenten in der Country Music. Schade, denn ansonsten weiß auch diese Version voll zu überzeugen!
Sehr schön finde ich, dass Josh Thompson sich mit „Love Of The Common People“ einem älteren Titel gewidmet hat. Toll! Waylons Witwe Jessi Colter präsentiert mit „Mama“ eine Eigenkomposition. Natürlich ist das kein Waylon Song, aber wer Waylon kannte, der wird wissen, dass das nicht nur seine Zustimmung gefunden hätte, sondern sein dringender Wunsch gewesen wäre. Und es tut gut, Jessi Colter zu hören, eine Künstlerin, die weit mehr als den großen Schatten dieses Giganten verdient gehabt hätte! Jewel überrascht mit einer tollen Version von Waylons Lieblingssong „Dreaming My Dreams With You“. Sie und Jessi Colter sind die einzigen Frauen auf dieser CD. Schade eigentlich, denn Jewel zeigt, dass das funktioniert, sehr gut sogar.
Tief beeindruckt hat mich dann zum Abschluß Wyatt McCubbin mit „A Long Time Ago“, einem autobiografischen Song von Waylon’s Album „I’ve Always Been Crazy“ von 1978. Er singt den Song in der dritten Person, also über Waylon. Das zeugt von großem Respekt, und davor ziehe ich gerne den Hut! Hier versucht der Künstler gar nicht erst, in die Stiefel der Legende reinzukommen, sondern er stellt sie vor sich hin und verneigt sich tief in Ehrfurcht und Anerkennung. Das hat Klasse!
Fazit: Hoffentlich müssen wir auf den dritten Teil nicht so lange warten wie auf diese zweite Runde der „Waylon – The Music Inside“ Serie, denn diese Serie macht Spaß und zeigt deutlich, wie groß der Einfluß von Waylon Jennings auf viele aktuelle Künstler tatsächlich war.
Trackliste:
01. Lonesome, On’ry And Mean – Dierks Bentley |