Billy Joe Royal
70. Geburtstag: Die umfangreiche Biografie des legendären Sängers.
Seien wir ehrlich, ein typischer Countrysänger war er nie, die Country-Gemeinde hat ihn auch nie in die Arme geschlossen. Dennoch gelangen ihm einige gute Platzierungen in den Country-Charts der zweiten Hälfte der 1980er Jahre. Er kann heute auf eine lange musikalische Karriere zurückblicken, die noch nicht zu Ende ist.
Billy Joe Royal stammt aus Valdosta in Georgia, dort wurde er am 3. April 1942 geboren. Die ersten Jahre verbrachte er in Marietta, dort hatte sein Daddy ein Transportunternehmen – aber auch eine Gitarre, auf der er gern und häufig spielte. Etwa 10 Jahre alt sei er gewesen, da habe er sich richtig mit Gitarre und Klavier beschäftigt.
Inzwischen in Atlanta wohnhaft, eröffnete sich ein breites musikalisches Spektrum für die Royals. Da ein Onkel eine Radioshow machte, absolvierte Billy Joe Royal dort mit 11 oder 12 Jahren seinen ersten öffentlichen Auftritt. Wenige Jahre später gehörte Royal zur Crew der Radiosendung „Atlanta Jubilee“, er traf auf spätere Stars wie Jerry Reed, Ray Stevens und vor allem Joe South, die sich allesamt dort erste Sporen auf dem Weg zum Star verdienten.
Billy Joe Royal startete eine eigene Rockband, er hatte zwar inzwischen gelernt, die Steel Guitar zu spielen, er hatte aber auch hochfliegende Träume. Die sich erst einmal nicht erfüllten. Zwar nahm er einige erste Platten für dubiose Firmchen auf, sie erwiesen sich als Reinfälle wenngleich nicht als völlig nutzlos. Erste Erfahrungen im Show-Business – erst als Joe South ihn überredete, einige Demos von seinen Songs zu singen, ging der berühmte Knopf auf. Mit dem Song Down In The Boondocks nämlich.
Zwar hatte South eher den schon erfolgreichen Gene Pitney im Kopf, der sich stimmlich übrigens so sehr nicht von Royal unterscheidet, doch die Geschichte lief anders ab. Columbia Records gefiel das Demo des Songs so gut, dass Royal unter Vertrag genommen wurde und man den Song mit ihm produzierte und ins Rennen schickte. Man hatte aufs richtige Pferd gesetzt, denn „Down In The Boondocks“ rauschte in den Pop Charts bis auf Platz 9, machte Billy Joe Royal über Nacht zum Star und der Song gehört heute zu den immer wieder auf Samplern veröffentlichten Oldies. Weitere Hits stellten sich für Royal ein wie „Hush“, „I Knew You When“ und „Cherry Hill Park“.
Als seine Erfolge spärlicher wurden, veränderte sich Royal nach Nevada, wo er etliche Jahre in den angesagten Hotels von Las Vegas und Lake Tahoe zu den Stars gehörte. Dort lernte er auch Elvis Presley kennen, von dem er den einen oder anderen Tipp bekam. Dass Erfolg nicht automatisch von Dauer ist, musste auch Billy Joe Royal erfahren. Deshalb erinnerte er sich an seine Jugend und versuchte es in den 80er Jahren mit Countrymusik – wie etliche andere seiner Kollegen aus der Pop und Rockmusik. Es dauerte, ehe er mit Atlantic Records ein Label fand, dass den Versuch mit ihm wagen wollte. Und siehe da, 1985 tauchte Royal mit Burned Like A Rocket in den Country Top 10 auf. Er hielt sich bis in die 1990er Jahre hinein in den Country-Charts und landete mit „I’ll Pin A Note On Your Pillow“ (Nr. 5), „Love Has No Right“ (Nr. 4) und „Till I Can’t Take It Anymore“ (Nr. 2) sogar in den Top 5. Dann brach die große Zeit der traditionelleren Country-Sänger wie Ricky Skaggs, George Strait, Alan Jackson und Randy Travis an und spülte Pop-Country-Sänger wie Billy Joe Royal einfach weg.
Der aber hatte soviel Erfahrung und Kontakte gesammelt, dass er sowohl mit Rock- als auch mit Countrymusik weiter unterwegs ist. Dazu war er auch gezwungen, wie er selbst mit frappierender Offenheit gesteht: „Ich habe nie etwas anderes gelernt, ich habe immer Musik gemacht und kann überhaupt nichts anderes. Deshalb bin ich froh und glücklich, dass mir meine Stimme erhalten geblieben ist und ich damit bis auf den heutigen Tag den Lebensunterhalt verdienen kann.“ Und die eine oder andere neue CD gibt es auch noch. Sein derzeit aktuellstes Album trägt den Titel „Going By Daydreams“ und ist, obwohl von legendären Chips Moman produziert, keine Countrymusik. Die wird in seiner Karriere sicher eine Episode bleiben, allerdings eine durchaus angenehme.