The Tallest Man On Earth: There’s No Leaving Now
Vor zwei Jahren war er einer der Senkrechtstarter in der Neo-Folkszene: Der Schwede Kristian Matsson, der als The Tallest Man On Earth Folk und Americana neue Impulse gab. Sein zweites Studioalbum namens The Wild Hunt schlug mit Songs wie „King Of Spain“ und „The Gardner“ richtig gut ein und seine Live-Auftritte Ende 2010 in Deutschland waren vielversprechend. Nun hat der Sänger und Songschreiber mit „There’s No Leaving Now“ ein neues Album vorgelegt.
Im kommenden Herbst wird Kristian Mattsson auch wieder zu Konzerten nach Deutschland kommen, so dass man die Entwicklung von „The Wild Hunt“ zu „There’s No Leaving Now“ live verfolgen und einschätzen kann.
Als Kristian Mattsson 2010 auf sich aufmerksam machte, wurde er als der xte „neue Dylan“ gehandelt. Und in der Tat, war eine Ähnlichkeit zum jungen Zimmerman nicht zu leugnen. Expressive Bühnenkunst eines eher unscheinbaren, kleinen Mannes. Mit hartem Anschlag an der Gitarre und schneidender Stimme, eingängigen Melodien und interessanten Texten.
War „The Wild Hunt“ noch allein auf der akustischen Gitarre basierend, so hat er sich für sein neues Album von einer sparsamen Bandinstrumentierung aus Schlagzeug, Pedal Steel und Holzbläsern begleiten lassen. Will man im Dylan-Vergleich bleiben, so ähnelt die Musik nun der, die „His Bobness“ kurz vor der Elektrifizierung 1965 oder auf „Blood On The Tracks“ 1974 gemacht hat.
Mattson zehn neue Songs klingen allesamt gefällig, vielleicht ist es manchmal zu gefällig und sophisticated. Es fehlen hier und da die Melodieideen, die eingängig sind. So ist das Album dann eher als Konzeptalbum zu verstehen. Es geht um eine Reise durch Mattsons Welt. Erzählt werden Geschichten von Hoffnung und Kapitulation, Verlust und Liebe. Es sind die Themen, vor denen keiner in seinem Leben fliehen kann: „There’s No Leaving Now“.
Und doch ragt ein Track dann heraus, der wie in einem Fokus Mattsons Kunst hervorhebt: „1904“ ist als Song der Ohrwurm der Platte. Gesang, Melodie und Rhythmus stimmen. „1904“ hat die Qualität der Songs von „The Wild Hunt“ und ist doch mit ganz anderen musikalischen Mitteln eingespielt. Kristian Mattsson 2012 ist leichter und weniger dramatisch in Gesang und Spielweise.
Fazit: „The Tallest Man On Earth“ hat ein schönes Werk veröffentlicht, das seinen eigenen europäischen Beitrag zu Folk und Americana bestätigt und gleichzeitig die Vorfreude auf seine weitere musikalische Entwicklung weckt.
Trackliste:
01. To Just Grow Away |