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Webb Pierce

Die Biografie des amerikanischen Country Music Superstars.

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Dieser Mann war in jeder Beziehung anders als seine Kollegen, er konnte es sein, weil er den Erfolg auf seiner Seite wusste. Ein Stilist, der eine einzigartige Hitserie hinlegte, vor allem von Mitte der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre. Seinen Erfolg, der ihn zu einem wohlhabenden Mann hatte werden lassen, versteckte oder leugnete er nicht, er stellte ihn teilweise sogar provokant zur Schau. Was ihm reichlich Ärger einbrachte. Doch der Reihe nach.

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Webb Michael Pierce wurde am 8. August 1921 in West Monroe, Louisiana geboren. So behauptete er es jedenfalls selbst, um sein Geburtsdatum gibt es nämlich unterschiedliche Angaben. Auch seine Kindheit und Jugend liegt ein wenig im Nebel. Seinen Vater hat Pierce nie gekannt, der starb als der Sohn drei Monate alt war. Die Mutter heiratete wieder, so wuchs Webb Pierce mit zwei Geschwistern einige Meilen außerhalb der Stadt auf.

Webb Pierce

Wie genau er zur Musik fand, ist unklar. Er hat es selbst mehrmals unterschiedlich dargestellt. Jedenfalls war die Musik Bestandteil des Familien-Alltags. Die Mutter verfügte über eine interessante Plattensammlung, die Scheiben mit Cajun, Western Swing und die von Jimmie Rodgers hatten es Pierce besonders angetan. Als Teenager bekam er eine Gitarre, zu deren Begleitung er sang. Mit etwa 15 Jahren landete er so im örtlichen Radio mit einer eigenen 15-minütigen Live-Show.

Es folgte der Wehrdienst, er heiratete Betty Jane Lewis, die auch ein wenig sang, gemeinsam gingen sie 1944 nach Shreveport. Dort nahm Pierce den Job eines Mitarbeiters in der Möbelabteilung von Sears & Roebuck an, machte aber vehement weiter Musik. Morgens mit seiner Frau beim Sender KTBS, abends auf irgendeiner Bühne. „Ich sang überall, wo man mich singen ließ“, meinte er lakonisch. Zwei Dinge kristallisierten sich früh heraus. Einmal sein ungewöhnlicher Gesangsstil, geprägt von seinem Tenor und einer unverwechselbaren Phrasierung. Zum anderen sein Geschäftssinn. Der ließ Webb Pierce zu einem der ersten Country Stars werden, der sich als überaus geschäftstüchtig erwies und seine Popularität in klingende Münze umsetzen konnte. So konnte er es sich leisten, kürzer zu treten als die Erfolge nachließen. Typisch für ihn, der das Business dann aus gewisser Distanz beobachtete, war eine Meinung wie diese: „Ich bin gesegnet genug. Neue Talente, neues Blut muss her, damit unser Business überlebt. Das ist der Lauf der Dinge. Ich bin Gott dankbar, dass er mich so lange erfolgreich hat sein lassen. Jetzt bin ich müde, habe keine Lust mehr auf Tourneen. Dreißig Jahre war ich dort draußen und weiß nicht, wie viel Zeit ich noch habe. Aber ich würde alles wieder so machen, mit all den Fehlern.“

Dem Country Business hatte er durch schwere Zeiten geholfen als der Rock’n’Roll es wegzuspülen drohte. Doch soweit war es noch nicht als Pierce in Shreveport andockte. Erste Platten machte er 1949 für 4 Star Records, sie blieben unbeachtet. Dafür heuerte er beim im April 1948 gestarteten Louisiana Hayride an. Irgendwie war es ihm gelungen, die Leute von der Louisiana State Fair dazu zu bringen, seinen „Heebie Jeebie Blues“ mehrfach zu spielen. Prompt wurde es ein lokaler Hit. Webb Pierce entwickelte sich zum Meister darin, DJs zu überreden, seine Scheiben zu spielen, ohne dass Bestechung im Spiel gewesen wäre. Pierce befand sich nun auf seinem rasanten Weg nach oben. Dem fiel schon 1950 seine Ehe zum Opfer.

Derweil ließ er sich immer neue Aktionen einfallen, um schneller zum Star zu werden. Beim Hayride heuerte er anfangs junge Mädchen an, platzierte sie in der ersten Reihe mit dem Auftrag, nach jedem seiner Songs enthusiastisch zu kreischen, was sich auf das Publikum übertrug. Noch in Shreveport stellte er eine Band zusammen, die es in sich hatte. Zu ihr gehörten spätere Stars wie Floyd Cramer, Tillman Franks, Faron Young, Teddy & Doyle Wilburn. Mit Horace Logan startete er das eigene Label Pacemaker sowie einen eigenen Musikverlag. Pierce erkannte rasch den Wert der Verlagsrechte, später würde er oft einen Autoren-Anteil an Songs erhalten, nur weil er diese aufnahm. Eine Praxis, die sich rasch etablierte.

Als der Vertrag mit 4 Star auslief, unterschrieb Pierce bei Decca Records, wo er 1952 seine beispiellose Hitserie startete. „Wondering“ rauschte an die Spitze der Charts. Direkt danach folgten „That Heart Belongs To You“ und „Backstreet Affair”, ebenfalls Nr. 1-Hits. Es würde zu weit führen, alle Pierce-Hits hier aufzulisten, deshalb nur die markantesten bis 1957: „It’s Been So Long“ (5 Wochen Nr. 1), „There Stands The Glass“ (12 Wochen ganz oben), „More And More“ (10 Wochen Nr. 1), „Why Baby Why“ (mit Red Sovine), „I Don’t Care“ (12 Wochen), „Love Love Love“ (13 Wochen oben), „Honky Tonk Song“ und vor allem „Slowly“, das 17 Wochen auf Platz 1 kleben blieb.

Mit dem Erfolg einher ging natürlich der Umzug nach Nashville, wo Webb Pierce 1952 Mitglied der Grand Ole Opry wurde. Pierce war nun so erfolgreich, dass selbst die Opry ihn nicht halten konnte. Deren Mitglieder mussten sich verpflichten, an 26 Wochenenden im Jahr dort aufzutreten. In den 1950er und 1960er Jahren gehörte die Country Music längst noch nicht zum Big Business, zu dem sie werden würde. Webb Pierce wollte nicht auf finanziell lukrativere Gigs am Wochenende verzichten, deshalb kam es 1957 zur Trennung von der Opry. Pierce hatte in jungen Jahren in Shreveport gut aufgepasst und war sich der Ungewissheit des Sängerberufes durchaus bewusst. „Ich war noch jung, dachte daran, was wäre, wenn plötzlich alles vorbei sei, wenn der nächste Hit ausbleiben würde. Deshalb handelte ich nach dem Motto: Bezahl deine Rechnung sobald sie auf dem Tisch landet, investiere dein Geld klug und halte vor allen deine Investitionen im Auge.“

Das Verlagswesen war lukrativ, also stieg er dort ein und gründete mit Jim Denny Cedarwood Music, seine Anteile verkaufte er später mit sattem Gewinn. Pierce beteiligte sich an Radiostationen und Restaurants und hatte in Shreveport sogar mal einen Lebensmittelladen. Seine Partner suchte er sich in der Regel so aus, dass sie ihm auch in der Gesangskarriere helfen konnten. Vor allem spielten die Fans viele Jahre mit. So wurde Webb Pierce, über den es zahlreiche wilde Anekdoten gibt, eine Legende, eine schillernde und einzigartige Figur in der Country Music, von der viele Leute heute noch mit Anerkennung und Hochachtung sprechen und manche Eskapade vergessen haben. Er hat manchem seine jüngeren Kollegen den Weg zum Erfolg gewiesen, wenn vielleicht auch unbeabsichtigt.

Insgesamt, so haben Statistiker ausgerechnet, standen Singles von Webb Pierce allein in den 50er Jahren 113 Wochen an der Spitze der Charts. Auch wenn nach 1957 keine Nr. 1 mehr dabei war, blieb Pierce bis 1976 in den Charts, Billboard listet dort insgesamt 95 Singles. Eine letzte Scheibe tauchte 1982 dort auf als Willie Nelson ihn für „In The Jailhouse Now“ noch einmal ins Studio holte.

Da hatte sich der Star schon, wie bereits erwähnt, als Sänger zurückgenommen und sich fast nur noch um seine verbliebenen geschäftlichen Interessen gekümmert. Gleichwohl ist er nie ein angepasster Zeitgenosse geworden, auch mit dem Nashville Establishment legte er sich durchaus an. Zu seinen „Glanzzeiten“ protzte Pierce mit seinem Wohlstand. Nicht nur trug er auffällige Bühnenkleidung, maßgeschneidert vom Promi-Schneider Nudie. Von ihm ließ er sich auch zwei Luxus-Autos mit echten Golddollars verzieren. Legendär und eine Touristenattraktion wurde sein in Form einer Gitarre angelegter riesiger Swimming Pool, der 30.000 Dollar gekostet haben soll. Der Pool lockte so viele Menschen an, dass die prominente Nachbarschaft versuchte, die Rundfahrten dorthin gerichtlich zu unterbinden.

Als Webb Pierce am 24. Februar 1991 an Bauchspeicheldrüsenkrebs starb, war es ziemlich ruhig um ihn geworden. Seine eigenwillige Persönlichkeit und seine Verhaltensweise verhinderten trotz allen Erfolges lange Jahre die längst fällige Anerkennung, erst 2001 wurde Pierce in die Country Music Hall of Fame aufgenommen. 2002 produzierte Gail Davies ein eindrucksvolles Webb Pierce Tribute. Die CD „Caught In The Webb“ präsentiert zahlreiche Kollegen mit ihren Versionen von Pierce-Songs. Von Bear Family Records wurden die meisten Aufnahmen des Sängers im Laufe der Jahre wieder veröffentlicht.

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