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Hank Thompson

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82 Jahre alt ist er geworden, der geborene Entertainer aus Waco in Texas. Dort geboren am 3. September 1925. Er war einer der ersten Künstler, die ich live erleben konnte, auch ein Interview war kein Problem. Im NCO Club in Spangdahlem, irgendwann Ende der 1960er Jahre. Das Gespräch begann kurz vor seinem Auftritt, dann spielte seine Band bereits und lächelnd meinte er: „Ich muss mal eben da hoch und ein paar Songs singen. Bis nachher!“ Sprach’s und ging ans Mikrophon – nach Ende seines Auftritts setzten wir das Interview wie versprochen fort.

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Danach haben wir uns noch etliche Male getroffen, immer war es beste Unterhaltung, was dieser Hank Thompson ablieferte. Mit viel Routine aber immer locker und leicht als ob er das aus dem Ärmel schüttelte. Lange Gespräche gab es während der Dreharbeiten für die ZDF-Show „It’s Country Time“. Auch Dave Dudley war damals dabei – nie zuvor habe ich mehr Anekdoten aus dem Country Music-Leben gehört wie in diesen wenigen Tagen.

Hank ThompsonFür Musik hatte sich Thompson seit seiner Kindheit interessiert und diese auch praktiziert. Seinen Lebensunterhalt wollte er damit irgendwie verdienen, darauf legte er seine Schul- und Berufsausbildung an. Doch schien der 2. Weltkrieg dieses Ziel zunächst zu verhindern. Aber er nutzte die Zeit bei der Marine, um sich optimal auf die Zeit danach vorzubereiten. Er arbeitete für das Militär-Radio und studierte an der University of Princeton Elektro-Technik. Während der langen Seereisen sang er bei jeder Gelegenheit für seine Kameraden, denen das nur zu gut gefiel. Und er schrieb Songs.

Nach dem Krieg wollte er seine Ausbildung in Waco fortsetzen, doch machte eine Veröffentlichung auf dem Bluebonnet Label einen Strich durch die Rechnung. Er brachte das selbst geschriebene „Whoa Sailor“ mit nach Hause, das wurde im Südwesten ein Hit und veranlasste Thompson, ganz in die Musik zu gehen. Über 40 Millionen seiner Platten wurden seither verkauft.

Thompson schmunzelte in Erinnerung an die Anfänge: „Ich machte meine erste Platte und beide Seiten wurden ein Hit. Als Youngster hatte ich schon angefangen. Als dann die Kameraden bei der Marine sich so begeistert zeigten, zog ich erstmals die Musik als Beruf in Erwägung. Ich hatte viel Zeit zu singen und Gitarre zu spielen.“

Thompson lernte Tex Ritter kennen, es wurde eine Freundschaft für’s Leben. Ritter legte ein Wort bei Capitol Records ein, 1947 nahm das Label Thompson unter Vertrag. 1948 stieg Hank Thompson mit „Humpty Dumpty Heart“ in die Charts ein und kletterte bis zur #2. „Green Light“ und eine neue Aufnahme von „Whoa Sailor“ waren einige der weiteren Hits, ehe er 1952 mit „Wild Side Of Life“ nicht nur seine erste Nr. 1 feierte sondern auch den Hit seiner Karriere verbuchte. Keine Show gab es danach ohne diesen Song.

Für Thompson war der Erfolg völlig überraschend in diesem Ausmaß gekommen. Nie zuvor hatte er in einer Band gespielt, von Anbeginn an gab es seine eigene Band, die er The Brazos Valley Boys nannte. Viele Jahre galt sie als beste und versierteste Band der Country Music, eine ganze Reihe späterer Stars haben sich dort erste Lorbeeren verdient. Thompson pflegte einen leichten, lockeren, von Western Swing beeinflussten Sound, ebenso authentisch wie aufrichtig, der in den Dance Halls ebenso ankam wie in Honky Tonks und in der Juke Box. In späteren Jahren hätte er gut und gerne zwei Stunden nonstop spielen können und dabei nur eigene Hits verwenden. Lieder wie seine beiden anderen Top Hits „Rub-A-Dub-Dub“ und „Wake Up Irene“ oder solch unverwüstliche Songs wie „Waiting In The Lobby Of Your Heart“, „Yesterday’s Girl“, „Honky Tonk Girl“, „Most Of All“, „The Blackboard Of My Heart“, „Squaws Along The Yukon“, „A Six Pack To Go“, alle allein bis 1960.

Hank Thompson hatte sehr früh die Bedeutung des Fernsehens erkannt, er war der erste Gastgeber einer Country TV Show im Farbfernsehen. Er erinnerte sich: „Viele Entertainer mochten das Fernsehen nicht. Ich ahnte die Möglichkeiten, die es bot. Ich konnte sehen, dass etwas passierte, nachdem ich im Fernsehen gewesen war. Meine Show bei WKY in Oklahoma City war die erste Farbfernseh Show mit Country Music. RCA stellte die Ausrüstung dafür, RCA stellte auch rund 600 TV-Geräte in der Stadt auf. Das war ja auch Werbung für das noch ganz neue Farbfernsehen.“ Mit seiner freundlichen, lockeren Art erwies sich Thompson als der ideale Entertainer, deswegen holte man ihn auch als erste Country Show nach Las Vegas. 1960 erschien dann seine LP „Live At The Golden Nugget In Las Vegas“.

Bis Anfang der 1980er Jahre blieb Hank Thompson allen Trends zum Trotz mit seiner eigenen Art von Country Music Dauergast in den Charts. Weitere Hits wie „Oklahoma Hills“, „Hangover Tavern“, „Where Is The Circus“, „On Tap In The Can Or In The Bottle“, „Smokey The Bar“, „Next Time I Fall In Love“, „The Mark Of A Heel“, „I’ve Come Awful Close“, „Cab Driver“, „The Older The Violin The Sweeter The Music“, „Who Left The Door To Heaven Open“, „I Hear The South Callin‘ Me“ oder „Tony’s Tank-Up Drive-In Café“ sorgten dafür, dass er nicht arbeitslos wurde.

Zwar schaffte er seit 1987 keine Single-Hits mehr, blieb aber ein ungemein beliebter Live Künstler. Gelegentlich gab es auch weitere neue Alben. Wie das im Jahr 2000 von Hightone veröffentlichte mit dem bezeichnenden Titel „Seven Decades“. Welcher Künstler kann schon von sich sagen, in sieben Jahrzehnten regelmäßig Platten gemacht zu haben?

Völlig zu Recht wurde Hank Thompson schon 1989 in die Country Music Hall of Fame aufgenommen. Erst als ihn die Gesundheit daran hinderte, trat er in den Ruhestand. Zuletzt war er nur noch in seiner texanischen Heimat auf eine Bühne gegangen, meist in oder in der Nähe von Brady. Beim dortigen Heart of Texas Label ist auch seine letzte Studio-CD erschienen.

Im Spätsommer 2007 erkrankte Hank Thompson an Lungenkrebs. Wenige Tage nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus brach er am 1.11.2007 die laufende „Sunset Tournee“ ab. Am 6. November 2007 erlag er der schweren Erkrankung. Knapp einen Monat vorher hatte er dort zum letzten Mal auf einer Bühne gestanden, wo er geboren worden war, in Waco, Texas.

Selten hat mich persönlich der Tod eines Künstlers so berührt wie der des Hank Thompson. Ich hatte das Glück, viel von ihm zu lernen, einem Mann, der immer gut gelaunt zu sein schien. Nie gab er einem das Gefühl, lästig zu sein oder keine Zeit zu haben. Das Wort „Star“ gab es für ihn nicht, er mochte die Menschen und hatte größtes Vergnügen, diesen mit seiner Musik ein wenig Abwechslung in den Alltag zu bringen. In Erinnerung bleiben wird er mir aber auch als ein Mann, der mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hielt und ein offenes Wort pflegte. Etwa über die Country Music und deren Entwicklung, an der Thompson so manches nicht gefiel. Mit Kritik hat er nie gespart, Kritik die sachlich blieb und die sich ein Mann erlauben konnte, der ganz oben gewesen war, der in der Carnegie Hall, im Weißen Haus, dem Hollywood Palladium und Smithsonian Institut aufgetreten ist ebenso wie bei den größten Rodeos wie der Calgary Stampede oder den Cheyenne Frontier Days.

Bei Kritik allein hat er es nicht belassen. Seine von ihm eingerichtete Hank Thompson School of Country Music am Claremore Junior College in Oklahoma bot jungen Musikern einen zweijährigen Kurs an. Vermittelt wurde dort alles, was Country Music, Unterhaltung sowie den Umgang mit Publikum und Fans angeht. Dort hat er selbst immer wieder als Dozent zur Verfügung gestanden aber auch jüngere Kollegen wie Junior Brown. Als Hank Thompson von der großen Bühne des Lebens abtreten musste, hat die Country Music eine echte Persönlichkeit verloren.

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