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Mel Street

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Gesprächsstoff gibt es in der Country Music genug. Oft geht es darum, welchen Weg diese Musik nehmen wird, ob und wann die traditionelle Seite wieder mehr betont wird. In diesem Zusammenhang werden immer wieder Namen genannt wie Keith Whitley und auch Mel Street. Künstler, die zu größten Hoffnungen in dieser Richtung Anlass gaben, die durch ihren allzu frühen Tod aber zerstört wurden. Wer weiß, was geworden wäre, hätte Mel Street seinem Leben an jenem fatalen 21. Oktober 1978 – seinem 43. Geburtstag – nicht selbst ein Ende gesetzt!

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Mir war dieser Sänger im Gedächtnis hängen geblieben, seit ich ihn mit „Smokey Mountain Memories“ gehört hatte. Mehr „country“ wie aus diesem Song klang, war einfach nicht möglich. Gleichzeitig fiel mir damals der Name Earl Thomas Conley auf – er schrieb den Song und hat ihn später selbst auch aufgenommen.

Mel StreetMel Street hatte sich mit Songs im traditionellen Stil auf dem Erfolgsweg befunden, lange Zeit auf kleinsten Labels. Als er die Chance hatte, mit Unterstützung einer großen Firma nach vorn zu kommen, stand er sich selbst im Weg. In seiner Ausdrucksweise, seiner Art des Gesangs erinnerte er stark an George Jones. Street kopierte niemanden, er kniete sich in jeden Song innerlich hinein, man erkannte ihn sofort, wenn man ihn im Radio hörte.

Mel Street kam aus der westlichen Ecke von Virginia, geboren wurde er am 21. Oktober 1933 als King Malachi Street in Grundy. Zwar liebäugelte er schon sehr jung mit Country Music als der Vater aber schwer erkrankte, galt es für Street, die nötigen Dollars zu verdienen. Als Bauarbeiter und Elektriker. Mit 22 heiratete er und war beruflich viel unterwegs. So lebten die Streets, deren Familie immer größer wurde (insgesamt stellten sich vier Kinder ein) vorübergehend in Ohio, ehe sie in Niagara Falls landeten. Dort schlugen sie längere Zeit Wurzeln, Street machte auch wieder Musik. Das Haushaltsgeld verdiente er als Karosserieschlosser, 1963 machte er sich in Bluefield, West Virginia selbständig.

Zusammen mit Freunden bastelte er nun beharrlich an einer Sängerkarriere. Er schrieb eigene Songs, in denen sich vor allem seine beruflichen Tätigkeiten wiederspiegelten. Über verschiedene TV- und Radio-Shows wurde Mel Street eine lokale Größe. Im Oktober 1970 nahm er in Nashville sein eigenes „Borrowed Angel“ auf, das auf Tandem Records, dem Label eines Freundes, erschien. Noch blieb der Erfolg aus. Über verschiedene andere kleine Labels sang Street sich nach vorne, er siedelte um nach Nashville. Plötzlich war er gefragt und hatte mehr Auftritte als er zu hoffen wagte. Für seine bis dahin gewohnten Verhältnisse stand ihm vor allem mehr Geld zur Verfügung. Royal American veröffentlichte „Borrowed Angel“ neu, Street erreichte damit Platz 7. Danach wechselte er zu Metromedia und erzielte mit „Lovin‘ On Back Streets“ auf Nr. 5 seine beste Platzierung. Bei GRT gelangen mit „Forbidden Angel“, „Walk Softly On The Bridges“ und „Lovin‘ On Borrowed Time“ weitere Erfolge. 1973 dann das schon erwähnte „Smokey Mountain Memories“, mit dem er zwar auf Platz 13 hängen blieb, das aber ein Publikumsrenner wurde. „I Met A Friend Of Your’s Tonight“ schaffte noch einmal Platz 10, dann wechselte Street zu Polydor. Vier Singles kletterten in die Charts, „If I Had A Cheating Heart“ endete bei Nr. 9.

Mit den Erfolgen begann auch schon der Weg hin zum fatalen Ende. Street verkraftete das Geschehen um und mit ihm vor allem seelisch nicht. So gerne er auf der Bühne stand, so sehr er das Publikum liebte, ebenso sehr hasste er das dauernde Touren und die Abwesenheit von der Familie. Wie so oft erwies sich der Alkohol in dieser Konstellation als ein schlimmer Weggenosse. Wurde die psychologische Verfassung immer schlechter als Sänger zeichnete sich durchaus eine rosige Zukunft für Mel Street ab. Als Polydor aus dem Business ausstieg, gab Mercury ihm einen Vertrag.

Vielleicht erhalten die letzten Aufnahmen vor seinem Tod im Nachhinein eine tragische Komponente. Man glaubt, seine desolate seelische Verfassung, seine Verzweiflung zu hören. Die Probleme hatte er meist in sich hineingefressen. Vielleicht machte ihn die Erkenntnis fertig, dass der Weg zum Star trotz aller Hindernisse für ihn eher ein Vergnügen gewesen war – im Vergleich mit den Anforderungen, die nun plötzlich an ihn gestellt wurden als es galt, den Erfolg dauerhaft abzusichern.

Am Tag vor seinem Tod sollte er im „Possum Holler“ auftreten, dem Club, den George Jones damals in Dowtown-Nashville betrieb. Es lief die DJ Convention, Mercury wollte Street dort groß präsentieren. Der Sänger sagte kurzfristig ab. Seine Kurzschlusshandlung am nächsten Tag schockierte Nashville tagelang. Street’s Freund George Jones riskierte sogar eine Haftstrafe, weil er Gerichtstermine platzen ließ, um am Grabe des Sängers in West Virginia „Amazing Grace“ singen zu können.

Es ist müßig, darüber zu spekulieren, was aus Mel Street hätte werden können angesichts der weiteren Entwicklung der Country Music, die dann Stars wie Ricky Skaggs, Randy Travis, Keith Whitley, George Strait, Dwight Yoakam hervorbrachte. Tatsache bleibt, dass die Country Music an jenem 21. Oktober 1978 um einen Stilisten in der Tradition eines George Jones ärmer geworden ist.

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