Ronnie Miller: Brothers, Legends & Friends
Seit vielen Jahren befasse ich mich mit Songschreibern sowie Musikern – egal ob sie im Studio tätig sind oder in der Band eines Stars – ebenso intensiv wie mit Sängern. Das ist höchst interessant und fast immer lohnend. Denn in der Regel werden sie wenig beachtet, obwohl sie viel zu erzählen hätten. Ronnie Miller ist solch ein Musiker. Ihn werden vermutlich nur die eingefleischten Fans entweder der Steel Guitar oder von Charley Pride kennen. Seit Anfang 1993 ist er ein „Pridesmen“, gehört also der Band von Charley Pride an.
Ursprünglich kommt Ronnie Miller aus dem kalifornischen San Diego. Steel-Gitarrist wurde er, weil die Mama es wollte. Miller bekennt freimütig: „Mutter liebte den Klang der Steel Guitar, deshalb hielt sie mich an, das Instrument zu lernen. Wenn ich mich beklagte, weil ich üben musste während die anderen draußen tobten, meinte sie nur, irgendwann würde ich ihr dankbar dafür sein. Wie Recht sie doch hatte.“
1965 besuchte Miller seine Eltern, die damals in Denver wohnten – und blieb gleich dort. In der lebenden Musik-Szene der „Mile-High-City“ fand er ausreichend Beschäftigung, mit diversen Bands in den vielen Clubs und Bars sowie im Studio bei Aufnahmen. Irgendwann legte er sich dann eine Steel Guitar mit Pedalen zu, einer seiner Lehrer war Rusty Young, Gründungsmitglied der Gruppe Poco. 1983 hatte Miller mit „Whirlwind“ seine eigene Band, mit der er im Vorprogramm zahlreicher Country Stars spielte, wenn die nach Colorado kamen. Dann erhielt er 1993 das Angebot von Charley Pride, Ronnie Miller zog um nach Dallas und ist seither mit dem Superstar weltweit unterwegs. Zwischen den Konzerten spielt er mit Bands in der Gegend von Dallas.
Wie prächtig er sein Instrument beherrscht und welch guter Musiker er ist, stellt Ronnie Miller mit diesem Album unter Beweis. Clever muss man die Auswahl der Songs bezeichnen, denn die stammen auch aus anderen Bereichen als aus „Country“. Es ist kein reines Instrumental-Album, Miller holte sich prominente Unterstützung. Das Album beginnt mit „Sawed Off Shotgun“, einem Instrumental, das The Pridesmen vor vielen Jahren für ihr Album aufgenommen haben. Danach folgt „A-11“, der ehemalige Hit von Buck Owens, hier singt Daryle Singletary. Der ist auch beim „Conway Twitty – John Hughey Medley“ zu hören. Hier erweist Miller seinem Steeler-Kollegen John Hughey seine Referenz. Das setzt er bei „Lost In The Feeling“ fort, bei diesem Conway Twitty Hit spielte Hughey eines der einprägsamsten und längsten Steel Guitar Soli der Country Geschichte. Erneut singt Daryle Singletary.
Vince Gill ist zu hören bei seinem ehemaligen Hit „Look At Us“, auch hier spielte damals John Hughey mit. Als weitere Instrumentals suchte Miller den Johnny Nash Hit „I Can See Clearly Now“ aus (inspiriert durch Lloyd Greens attraktive Version), sowie das von den Doobie Brothers bekannte „What A Fool Believes“, „Spinning Wheel“ von Blood Sweat & Tears“ und „Steelin‘ Corn“, das wir von Merle Haggards Strangers kennen. Dann sind da noch „Cry Cry Cry“ , früherer Hit von Connie Smith, hier von Laney Hicks gesungen sowie „What A Way To Live“ mit Billy Martin. Zum Abschluss gibt es natürlich noch ein Medley aus Charley Pride Hits, die von der Steel Guitar geprägt wurden. Der Meister selbst ließ es sich nicht nehmen, hier zu singen.
Fazit: Ein prächtiges, sehr unterhaltsames Album, das aus dem Rahmen des Üblichen fällt.
Die CD Brothers, Legends & Friends – Bestellen, Format, VÖ. und Label:
Trackliste: 01. Sawed Off Shotgun |