Son Volt: Honky Tonk
Uncle Tupelo war eine der stilbildenden und einflussreichsten Bands des Alternative Country. 1993 trennten sich die beiden kreativen Köpfe der Band, Jay Farrar und Jeff Tweedy, und gingen verschiedene Wege. Während Tweedy mit einem Teil der Gruppe „Wilco“ gründete, formierte sich Farrar mit dem Tupelo-Drummer Mike Heidorn und anderen zu Son Volt. 1995 erschien ihr Debütalbum „Trace“. Seitdem werden sie für ihre Melange aus Country, Folk und Roots Rock gefeiert, und bringen in unregelmäßigen Abständen immer wieder Platten raus.
Nun haben Son Volt mit dem äußerst hörenswerten Honky Tonk nach drei Jahren Pause den Nachfolger des Kritikererfolges „American Central Dust“ vorgelegt. Im Mittelpunkt steht die Wiederentdeckung des klassischen Bakersfield-Sounds für unsere heutige Zeit.
Jay Farrar ist einer, der ganz tief verwurzelt ist in der amerikanischen Volksmusik und allen ihren Spielarten. Im letzten Jahr veröffentlichte er anlässlich des 100. Geburtstags von Polit-Folk-Ikone Woody Guthrie mit „New Multitudes“ ein Tribute-Album mit neu vertonten Texten des legendären „Dust Bowl Balladeers“. Nun wendet er sich mit dem Bakersfield-Sound und der Honky-Tonk-Musik ganz anderen Seiten zu.
„Ich wollte allerdings, dass die Songs zeitgemäßer klingen. Strenges Festhalten an Methoden aus der Vergangenheit gab es nicht. Man will ja kein nostalgischer Act sein“, stellt Farrar jedoch klar. Wobei die Musik hier dennoch ganz von der Ästhetik traditioneller Country Music inspiriert ist und damit den auf „American Central Dust“ eingeschlagenen Pfaden folgt.
„Honky Tonk“ ist nichts anderes, als eine Verbeugung vor der klassischen Country Music. Viel Sentiment, wahre Gefühle, steinerne Herzen und doch immer ein Funken Hoffnung. Und das ist von Anfang an so. Der Album-Opener „Hearts And Minds“ schunkelt mit viel Gefiedel im Walzertakt. „Brick Walls“ ist dann Herz-Schmerz-Honky-Tonk vom Feinsten. Noch melancholischer geht es dann bei „Wild Side“ zu. „Down The Highway“ ist eine feine Ballade, ehe dann mit „Bakersfield“ die Legende selbst besungen wird. Und auch auf den weiteren Songs wie „Tears Of Change“ oder „Angel Of The Blues“ ziehen Jay Farrar und seine Mitstreiter perfekt alle Register des Genres. Spätestens dann, wenn in „Seawall“ die „Honky Tonk Angels“ besungen werden, fühlt man sich an klassische Countrysongs vergangener Tage erinnert.
„Son Volt“ gelingt hier einmaliges. Eine Platte, die ein eigentlich nostalgisches Thema aufgreift, alte musikalische Figuren und lyrische Bilder perfekt zitiert und doch in keiner Weise angestaubt wirkt. Im Gegenteil: Die Mischung aus Americana-Staub und Country-Patina funktioniert bestens. Ein großes Lob an Jay Farrar und seine Mitmusikanten Mark Spencer, Dave Bryson, Gary Hunt, Justin Branum, Thayne Bradford und Brad Sarno. Hut ab vor Bandchef Farrar, der mit seiner liebevollen Verneigung fast schon an eine andere Country-Legende erinnert: Dem viel zu früh verstorbenen Gram Parsons, dessen Todestag sich 2013 zum 40. Mal jährt.
Fazit: Wundervoll! Honky Tonk gehört in jede Country- und Plattensammlung. Beste Hörsituation: Alleine an der Theke um Mitternacht mit einer Flasche „Lone Star“!
Die CD Honky Tonk – Bestellen, Format, VÖ. und Label:
Trackliste: 01. Hearts And Minds |