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Boudleaux & Felice Bryant: Hit-Giganten

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Ein modernes Märchen ist es mit Sicherheit nicht, von dem hier berichtet wird und in dem Boudleaux & Felice Bryant die Hauptrollen spielen. Es ist vielmehr die interessante Geschichte eines Künstler-Ehepaares, das es durch das Schreiben von Liedern zu Ansehen, Weltruhm und Wohlstand gebracht hat.

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Mir ist kein weiteres Ehepaar bekannt, das mehr Hits verfasste wie diese beiden. In diesem Bereich nehmen sie im Zeitalter der so genannten Ranking-Shows unangefochten die Nummer 1 ein. Die Bryants, inzwischen beide verstorben, waren Hit-Garanten und damit auch Hit-Giganten. Viele ihrer geistigen Kinder werden kommende Generation überdauern.

Boudleaux & Felice BryantEs sind sicher über tausend von ihnen geschriebene Songs, die den Weg auf einen Tonträger gefunden haben, übernommen von unzähligen Interpreten rund um den Globus. Die Anzahl der verkauften Tonträger weltweit, die mindestens einen ihrer Songs enthalten, hat die 100 Millionen Grenze längst überschritten. Ihrer Lieder finden sich in vielen Musikrichtungen, von Bluegrass über Country, Instrumentals bis hin zu Rock und Pop.

Geboren wurde Diadorius Boudleaux Bryant am 13. Februar 1920 in Shellman, Georgia. Vom fünften Lebensjahr an lernte er Violine, spielte sie nach dem Studium zehn Jahre beruflich und gehörte mehreren Orchestern in Atlanta an u.a. dem Atlanta Philharmonie-Orchester. Außerdem machte er Musik in Combos, gastierte in Clubs und Hotels quer durch die gesamte U.S.A. Das Fiddeln in einer Western Band machte ihm mehr Spass als die klassische Violine! Bei einem solchen Gastspiel lernte er 1945 die Sängerin Matilda, Genevieve Scaduto (geb. 7. August 1925) in deren Heimat Milwaukee kennen. Es wurde mehr daraus, bald heirateten sie und Mrs. Bryant nahm den Vornamen Felice an – ihr Ehemann nannte sie ohnehin nur so.

Damit nahm eine künstlerisch überaus fruchtbare Verbindung ihren Beginn. Denn Felice Bryant war eine Poetin, der es leicht fiel, Texte für Lieder zu erfinden. Dieses Talent verknüpft mit der Musiker-Erfahrung des Ehemannes sollte zu ungeahnten Erfolgen führen.

Auch in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg war es nicht einfach, Songs zu Interpreten zu bekommen, um überhaupt eine Chance zu haben. Den Bryants erging es nicht viel anders. Ein Wohnmobil diente zunächst als Unterkunft, um zu versuchen, in Nashville Gehör zu finden. Felice Bryant hat diese Zeit nicht vergessen: „Wir waren ja völlig unbekannt und auch nicht die Einzigen, die glaubten, den nächsten Hit für die Sänger zu haben. Wir haben einiges versucht aber wurden mehr oder weniger charmant zurück gewiesen. Ich denke, unsere ersten Songs waren auch einfach nicht gut genug. Wir ließen uns dennoch nicht entmutigen und versuchten, bessere Lieder zu schreiben. Jimmy Dickens brach schließlich 1948 das Eis.“

Der kleine, inzwischen hoch betagte Sänger war damals auch bereits ein Star. Er nahm „Country Boy“ auf und belegte Platz 7 damit in den Charts. Wichtiger noch, diesen Song muß er auch heute noch immer wieder singen. Von nun an ging es bergauf. Der renommierte Verlag Acuff-Rose Music nahm sie unter Vertrag und 1950 siedelten die Bryants sich in Nashville an, um sich ganz auf das Songschreiben zu konzentrieren. Jimmy Dickens nahm weitere Werke der Bryants auf, Carl Smith folgzen, viele andere Interpreten schlossen sich an.

Es würde zu weit führen, auf alle erfolgreichen Songs des Ehepaares hier einzugehen. Eine Auflistung am Ende des Berichtes wird die enorme Bedeutung der Bryants für die Musikgeschichte eindrucksvoll verdeutlichen. Im Laufe ihrer langen Karriere gehörten auch solche Weltstars außerhalb der Country Music wie Buddy Holly, Roy Orbison, Tony Bennett, Nazareth, Leo Sayer, Simon & Garfunkel, Al Martino, Elvis Costello, Ray Charles, Count Basie, Sarah Vaughan, Dean Martin oder Grateful Dead zu ihren Kunden. Für die Karrieren manchen Künstlers warn die Bryants von entscheidender Bedeutung. Legendär dabei die Verbindung zu den Everly Brothers, denn die Mehrzahl deren größter Hits tragen den Autorennamen Bryant. Lieder wie „All I Have To Do Is Dream“, „Bird Dog“, „Bye Bye Love“, „Devoted To You“, „Like Strangers“, „Love Hurts“, „Problems“, „Take A Message To Mary“, um nur einige zu nennen.

Die Bryants schrieben Songs sogar auf Bestellung für bestimmte Interpreten. Felice Bryant erklärte dazu: „Man braucht immer eine Idee, dazu eine gehörige Portion Fantasie. Wir arbeiten fast immer an mehreren Songs gleichzeitig, manchmal dauert es lange, ehe ein Lied fertig ist. Oft genug verwerfen wir auch Ideen wieder. Nur selten ist ein Song innerhalb kurzer Zeit fertig. Das klappt erstaunlicherweise besser, wenn wir auf Bestellung arbeiten.“

Es kommt ihnen entgegen, dass sie sowohl Texte schreiben als auch Musik komponieren können. Mitunter haben Songs auch nicht gleich den richtigen Adressaten gefunden. Felice Bryant nannte ein Beispiel: „Manchmal schreiben wir auch mit einem bestimmten Sänger im Hinterkopf, ohne dass eine Anfrage vorliegt. Oder wir bieten Songs nicht den passenden Interpreten an. „Bye Bye Love“ war von etlichen Sängern abgelehnt worden, Don und Phil Everly, damals noch keine 20 Jahre alt, fanden sofort Gefallen daran und nahmen ihn gleich auf. Es ist fraglich, ob er in einer anderen Version auch solch ein Welthit geworden wäre. Es ist müßig, darüber zu spekulieren und schön, dass man in diesem Business so etwas nicht planen kann.“

Von den Bryants gibt es auch eigene Ton-Dokumente. Schon in den 50er Jahren machten sie einige Singles, die aber richtige Flops wurden. Sehr bald gaben sie ihre Ambitionen als so genannte reproduzierende Künstler auf – sofern sie diese überhaupt hatten. Man darf daher das Album „A Touch Of Bryant“ (CMH Records 6243) als eine Reminiszenz an ein erfolgreiches Songschreiber-Ehepaar werten. Das noch Jahre früher erschienene Instrumental-Album „Boudleaux´s Bestsellers“ (Monument 8007) darf man getrost als Sammlerstück und Rarität bezeichnen. Das gilt auch für das Konzept-Album „Polynesian Suite“ (Monument BZ 33867). Alle Songs der Doppel-LP stammen von den Bryants, mit der Steel Guitar Legende Jerry Byrd und 50 weiteren Musikern wurde das Album in Mexico aufgenommen.

Boudleaux Bryant und Produzent Jerry Foster hatten ohnehin eine besondere Beziehung zu Mexico. Daraus entstand auch der von Bryant geschriebene Instrumental-Welthit „Mexico“, auch in Deutschland eine Riesennummer. Eher zufällig aufgenommen, auch nicht im typischen Country-Sound, entwickelte sich der Song nach seiner Veröffentlichung als Renner. Der Einfachheit halber nannte man als Interpreten den „Boss“ der Nashville-Session, den Bassisten Bob Moore. Der wollte aber nicht im Vordergrund stehen. Deshalb baute man bei TV Auftritten, auch in Deutschland, ein lebensgroßes Papp-Foto vom vermeintlichen Orchester-Leiter auf, der leider verhindert war, und ließ ein Orchester spielen. „Mexico“ verkaufte sich dann über 6 Millionen mal.

Wenn Boudleaux und Felice Bryant Ruhe suchten, fanden sie die in den Smokey Mountains von Tennessee Neben ihrem Domizil am Lake Hickory in Hendersonville hatten sie in Gatlinburg das Rocky Top Village Inn gekauft, wo auch kleine Veranstaltungen stattfinden konnten. Benannt war das kleine Theater nach dem wahrscheinlich bekanntesten und meist aufgenommenen Song der Bryants, nach „Rocky Top“.

Boudleaux Bryant starb am 25. Juni 1987, Felice Bryant am 22. April 2003. Ihrer beider letzte Ruhestätte befindet sich in Nashville auf dem Woodlawn Park Friedhof. Sie haben eine Lücke hinterlassen, die von einem einzelnen Songschreiber oder auch einem anderen Autoren-Duo wohl kaum zu schließen sein wird. Dass der künstlerische Erbe nicht brach liegen bleibt, dafür sorgten die beiden Söhne Del und Dale, die nach dem Tode ihres Vaters den Katalog verwalten und vermarkten. Ihr Motto: „Lieder kommen und gehen so schnell, man muss etwas tun, um dies zu verhindern.“ Del Bryant würdigt seine Eltern so: „Sie waren wohl die ersten Berufs-Songschreiber in Nashville und haben klar gemacht, dass man kein Star sein musste, um erfolgreich zu sein. Sie haben aufgezeigt, was Songschreiben eigentlich bedeutet. Im Jahresdurchschnitt wurden rund 60 Cuts aus dem Katalog unserer Eltern aufgenommen.

Neben zahlreichen anderen Ehrungen wurden Boudleaux und Felice Bryant 1991 in die Country Music Hall of Fame aufgenommen.

Eine Auswahl an Hits aus der Feder von Boudleaux & Felice Bryant – ohne Interpreten, gibt es in etlichen Versionen

A Brand New Heartache
Adios So Long Goodbye
After All We Ve Been Through
Ain’t It Fine
All I Have To Do Is Dream
Always It’s You
A Million Years Ago

Banjo’s Going Home
Before The Ring On Your Finger Turns Green
Before You Go
Big Willie Broke Jail
Bird Dog
Brand New Heartache
Butterfly Days
Bye Bye Love

Cajun Fiddler
Christmas Can’t Be Far Away
Come A Little Bit Closer
Come Live With Me
Country Boy
Country Gentleman

Daddy Bluegrass
Danke Schoen
Devoted To You
Donna Donna
Dream Doll

Every Day It’s Christmas
Every Now And Then
Emmylou The Belly Dancer

Falling In Love
Family Reunion
Fortune Fortune

Georgia Pineywoods
Get Away
Getting Sued To Being Lonely
Georgia Mules And Country Boys

Hey Joe
High On The Hill
Hot Diggity Dog
How’s The World Treating You

I Cry Myself To Sleep
If Nickels Were Dimes
I Have A Dream
I’m Little But I M Loud
I’m Not That Kind Of A Girl
It Takes Two

Just As Much As Ever
Just Down The Road
Just In Case

Let’s Think About Living
Like Strangers
Living Doll
Lizzie Lou
Lonely Heart
Lonesome Is
Love Hurts
Love Is Just A Sometimes Thing
Love Me Now
Love Of My Life

Mexico
Midnight
Muddy Bottom
My Baby’s Gone
My Lasgt Date

Oh Love
Oh No
Old George Dickel
Once Upon A Time
Out Behind The Barn

Papa Too
Pay Day
Penny Arcade
Polynesian Suite
Poor Jenny
Problems
Promises

Raining In My Heart
Right Kind Of Love
Rocky Top
Roll With The Flow

She Wears My Ring
Sleepless Nights
Snowball
So In Love
Someone Like You
Some Sweet Day
Sugar Baby
Sweet Nothin’s
Sweet Sugar Lips

Take A Message To Mary
Take Me As I Am
Teen Ex
Tennessee Hound Dog
Tell It To Your Old Grandma
The Party’s Over
Time
Too Many
Tryin To Forget About You

Wake Up Little Susie
We Could
Wheels
Wonder Boy

Yesterday’s Gone
Your Sweet Lies

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