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Jennifer Nettles: That Girl

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Als Jennifer Nettles vor rund 10 Jahren das erste Mal im Countryradio zu hören war, konnte sie ob ihrer stimmlichen Dominanz leicht als Solointerpretin wahrgenommen werden. Tatsächlich entpuppte sich die als Trio gegründete Countryformation Sugarland nach dem Weggang von Kristen Hall im Jahr 2006 mehr und mehr zu einer Jennifer Nettles Band, in der Partner Kristian Bush bescheiden die Fäden im Hintergrund zog.

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Diese Rollenverteilung funktionierte mit großem Erfolg. Schließlich zählte Sugarland bis zur Bekanntgabe ihrer Auszeit Anfang 2012 mit fünf Nummer-Eins-Singles, dem grammydekorierten Crossover-Hit „Stuck Like Glue“ und neun Platinauszeichnungen aus vier Studioalben zu den Top-Acts der Szene.

Nun ist der Weg für die künstlerische Verwirklichung der Powerfrau aus Georgia freigeworden und nach Hochzeit und Babypause das mit Spannung erwartete Soloalbum unter dem Titel That Girl erschienen. Dass sich Jennifer Nettles dabei ein gehöriges Stück von ihren Countrywurzeln entfernen würde, ließ der im letzten Herbst veröffentlichte Titeltrack bereits erahnen. So läuft die Leadsingle „That Girl“ mit ihrem breezy Latin-Jazz-Flair und einer unaufgeregt, coolen Stimmperformance frei unter dem Motto „Hotelbar statt Honkytonk“. Auch auf den übrigen 10 Tracks gelingt es dem blonden Energiebündel, ihren charakteristischen Countrytwang unter Kontrolle zu halten. Trotz vereinzelter Vokalausbrüche in den ruhigen Passagen des Albums bestätigt sich der Verdacht, dass es sich um kein Countryalbum handelt. Stattdessen präsentiert sich Jennifer Nettles unter den Fittichen von Produzenten-Guru Rick Rubin als versierte Singer-Songwriterin, die mit reduzierter Akustikbegleitung spielend zwischen den Genres wechselt.

Lediglich die neue Single „Falling“ trägt einen gewissen Sugarland-Style, in dem sich die Stimmfarbe Nettles auf gewohnt leidenschaftliche Art entfalten kann. Bei den Balladen wie dem eleganten „Me Without You“ oder dem schon fast unterwürfigen „Thank You“ üben die Emotionen der frischen Familiengründung einen positiven Einfluss aus, der am stärksten in „This Angel“ als Hommage an den eigenen Nachwuchs zum Tragen kommt. Song Nr. 3 „Moneyball“ lebt von einer funkig-spielerischen Melodieführung und beinhaltet verschlüsselte Textbotschaften, die als innerer Abschied von der Countryszene interpretiert werden könnten. Die Refrainzeile „another baby girl will wake down south and answer the call“ nimmt Bezug auf die erste Sugarland-Hitsingle, während die Passage „and the sun shines down on Music City … and we’ll be memories and food for the grass“ das Ende der Nashville-Zugehörigkeit andeuten könnte. Der Song „Jealousy“ geht ein wenig in Richtung Brazil-Pop, bevor „Know You Wanna Know“ als einziger Upbeat-Track eine fetzige Retro-Mischung aus Broadway-Theater mit alten Boogie-Woogie-Rhythmen bildet. Gegen Ende beweist das Energiebündel aus dem „Pfirsichstaat“, dass sie auch bei bluesigen Songthemen keine Berührungsängste hat. Neben „Good Time To Cry“ weiß vor allem die Interpretation der Bob-Seger-Hymne „Like A Rock“ zu gefallen, in der Mrs. Nettles mit zum Teil brillianten Gesangspassagen Akzente setzen kann.

Am Ende dieses „Personality Projects“ bleibt festzuhalten, dass Jennifer Nettles Facetten von sich preisgegeben hat, die ihr unter dem Sugarland-Label so nicht möglich gewesen wären. Ohne den Blick auf einengende Chartambitionen zu richten, hat sie ihre Vielseitigkeit als eigenständige Künstlerin überzeugend unter Beweis gestellt und damit ein Publikum außerhalb der Countryszene erreichen können.

Fazit: „That Girl“ ist ein kreativer Befreiungsakt, der an den Geschmäckern vieler Countryinsider vorbeigehen dürfte. Nach mehrmaligem Hören gelingt es jedoch zunehmend, die Sugarland-Vergleiche hinter sich zu lassen und den eigenständig-positiven Charakter des Albums zu genießen. Als Keytracks sind „Moneyball“, „That Girl“ und „Like A Rock“ dem unvoreingenommen Hörer zu empfehlen. Vor dem Hintergrund, dass Jennifer Nettles mit diesem künstlerischen Beweisstück im Countryradio wenig Spielzeit erhalten dürfte, bleibt der Wunschgedanke nach einer Reunion des Erfolgsduos weiterhin bestehen.

Das aktuelle Album That Girl von Jennifer Nettles – Bestellen, Format, VÖ. und Label:

 
Jennifer Nettles - That Girl
 
Künstler / Albumtitel: Jennifer Nettles – That Girl
Format / Label / Veröffentlicht: CD (Mercury Nashille, 2014)
 
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Trackliste:

01. Falling
02. Me Without You
03. Moneyball
04. That Girl
05. This Angel
06. Jealousy
07. This One’s For You
08. Know You Wanna Know
09. Thank You
10. Good Time To Cry
11. Like A Rock

 
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Über Bernd Wenserski (602 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: New Country. Rezensionen und Specials.
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