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Seldom Scene: Long Time … Seldom Scene

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Man glaubte ihn fast schon hören zu können – den Chor all derjenigen, die laut ausriefen: Endlich!!! Nach sieben langen Jahren ist endlich ein neues Studioalbum der Gruppe Seldom Scene erschienen, mit dem völlig zutreffenden Titel „Long Time … Seldom Scene“.

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Ich gebe es zu, ich bin ein eingefleischter Fan dieser einzigartigen Gruppe, der es seit ihrer Gründung im Jahr 1971 gelang, der Bluegrass Music und der akustischen Musik überhaupt, neues Leben einzuhauchen und Wege aufzuzeigen sowie ein ebensolches Publikum zu gewinnen. Für viele junge Musiker dieser Musikrichtung stellt Seldom Scene das Vorbild schlechthin dar. Grund genug, diese Gruppe und ihr brandneues Album entsprechend vorzustellen.

Natürlich blieb auch Seldom Scene nicht von personellen Veränderungen verschont, sie hielten sich aber in Grenzen. Insgesamt gehörten 12 Musiker der Gruppe seit ihrer Gründung an, durchweg klangvolle Namen der einschlägigen Szene. Man ging einen eigenen, einen ungewöhnlichen Weg, man machte ungewöhnliche Musik, man traf ungewöhnlcihe Entscheidungen und war damit erfolgreich. Mal war Seldom Scene richtig aktiv, mal über einen längeren Zeitraum als Gruppe inaktiv. Zu den tourenden Acts gehörte Seldom Scene nie wirklich, es ist schon eine Rarität, wenn sie mehrere Tage nacheinander irgendwo außerhalb auftritt. Denn bis heute haben alle Mitglieder von Seldom Scene einen festen anderen Job, das Projekt „Seldom Scene“ ist sozusagen ein Hobby – Auftritte finden deshalb auch fast ausschließlich am Wochenende statt. Meist in den Sommermonaten – der Festivals wegen.

Im Winterhalbjahr tritt man kürzer, arbeitet im Studio oder an anderen gemeinsamen Projekten. Ronnie Simpkins, seit 1995 Bassist der Gruppe, dazu: „Dass wir alle einen anderen Job haben, nimmt viel Druck von uns. Das hat auch etwas mit der Entstehung der Band zu tun. Wir haben keinen Bus sondern reisen separat zu den Gigs an. So hängen wir nicht Stunden und Tage aufeinander sondern freuen uns immer, wenn wir uns sehen und gemeinsam musizieren können. Wir passen einfach gut zusammen.“

Alles begann im Dunstkreis der Bundeshauptstadt Washington, D.C., dort trafen sich Anfang der 1970er Jahre Ben Eldridge, Mike Auldridge, Tom Gray, John Starling und John Duffey zu gemeinsamen Jam Sessions. Vorwiegend am Wochenende, denn die Woche über ging Jeder einer Vollzeitbeschäftigung in Washington oder Virginia nach. Als man überlegte, auch öffentlich aufzutreten, meinte ein Freund, aufgrund der beruflichen Verpflichtungen würde man sie als Band dann wohl selten sehen („seldom seen“). In leichter Abwandlung und auf die Musik bezogen war damit der Bandname Seldom Scene geboren. Die Vermutung, man werde die Gruppe selten live erleben, erwies sich als falsch, immerhin gibt es sie nun bereits über 40 Jahre. Höhepunkte waren für die Gruppe zwei Einladungen zu einem Auftritt im Weißen Haus. Ronnie Simpkins: „Das ist eine große Ehre, solch eine Einladung. Wer kann schon dem Präsidenten und der First Lady die Hand schütteln!“ Und augenzwinkernd fügt er an: „Ich habe ihn sogar dabei erwischt, wie er mit dem Fuß gewippt hat!“

Der Club „Red Fox Inn“ in Bethesda, Maryland wurde zunächst die musikalische Heimat von Seldom Scene, ehe sie „umzogen“ in die „Birchmere Music Hall“ von Alexandria, Virginia, wo sie bald zu den beliebtesten Acts der Gegend wurden. Wir erinnern uns, Bluegrass Music und Artverwandtes (das man heute als Americana bezeichnet) standen im Großraum Washington immer hoch im Kurs. Vermutlich brachten die vielen Zuwanderer aus den ringsum liegenden Bergen der Appalachen ihre Musik mit in die Bundeshauptstadt.

Basierend auf einem Gänsehaut erzeugenden mehrstimmigen Harmoniegesang verarbeiteten die Musiker von Seldom Scene die unterschiedlichsten musikalischen Einflüsse zu einem faszinierenden, progressiven, akustischen Sound. Mit großer Cleverness wurden die Songs ausgesucht. Neben eigenen Stücken scheute man sich nicht, auch Songs aus Rock, Blues, Jazz, Swing und anderen einzubeziehen. Mit dieser damals neuen Mischung und ihren von hoher Musikalität geprägten Auftritte gewann Seldom Scene rasch eine große neue Anhängerschar. Und dieser Linie ist die Gruppe bis heute treu geblieben. Nicht nur im Bluegrass wird sie deshalb immer wieder gefeiert – sie ist schlicht und ergreifend einzigartig und an ihrem Sound sofort zu erkennen. Daran haben die personellen Wechsel nie etwas geändert. Es gelang Seldom Scene auch, diesen einziagartigen Sound sowie dessen Ausstrahlung und Wirkung auf Tonträger zu übertragen. Seit „Act I“ aus 1972 sind bis „Scenechronized“ in 2007 insgesamt 21 Alben bei Rebel bzw. Sugar Hill erschienen. Davon eines mit Jonathan Edwards.

Es war nicht mehr unbedingt damit zu rechnen, dass es noch mal ein neues Album von Seldom Scene geben würde. Die Gruppe selbst hatte auch keine Pläne oder Ambitionen in dieser Richtung. Es war die Idee von Smithsonian Folkways, in Washington D.C. ansässig, eine Dokumentation der immer in dieser Stadt beheimatet gebliebenen Gruppe zu erstellen. So nahm der Plan, früheres Material von Seldom Scene neu aufzunehmen, Gestalt an. Man suchte schließlich 16 der vom Publikum immer wieder gewünschten Titel aus. Bassist Dudley Connell, ebenfalls seit 1995 dabei, erläutert: „In der jetzigen Besetzung sind wir nun schon seit 1995 beisammen. Wir spielen diese Songs immer und immer wieder, sie sind eine Selbstverständlichkeit geworden. Aber genauso wie wir selbst uns verändern, verändern wir die Songs auch – nicht bewusst, das geschieht ganz automatisch. Wir lehnen uns bei Cover-Versionen auch nie an das Original an, derjenige, der damit Erfolg hatte, soll den auch uneingeschränkt behalten. Wir erarbeiten eine eigene Version und versuchen, die Ausstrahlung des Songs beizubehalten.“

Seldom Scene zeichnete sich immer durch starke Leadsänger und den dadurch möglichen Harmoniegesang aus. Erlebt man die Gruppe live, fällt noch etwas auf. Die meisten Bluegrass-Gruppen wollen durch atemberaubendes Tempo und besonders darauf abgestimmten Gesang beeindrucken. Das kann Seldom Scene auch – aber man legt mehr Wert auf andere Dinge. Nach meinem Empfinden gelingt es kaum einer anderen Band so gut, die Wärme und Reinheit der Bluegrass Music so zu vermitteln. Das wirkt immer völlig relxt, wohltuend und nicht so schrill wie es bei Bluegrass mitunter der Fall ist. Seldom Scene bietet statt verwirrenden, hochtourigen Breakdowns textbetonte Songs mit eigenem Flavour. Ihr Verständnis von Musik erlaubt es ihnen, einfach über den eng begrenzten Traditionalismus hinauszugehen und Songs zu interpretieren, die man dort nie vermuten würde. Ob Bob Dylan oder Eric Clapton, Merle Haggard oder ein Traditional, ob Bill Monroe oder die Stanley Brothers, wenn sie sich so etwas herauspicken, wird es zu einem „Scene Song“. Das war vor 40 Jahren so und das ist auch heute noch so.

Seit 1995 also besteht Seldom Scene aus folgenden fünf Mitgliedern: Dudley Cornell (Gitarre, Gesang), Ben Eldridge (Banjo), Lou Reid (Mandoline, Gesang), Ronnie Simpkins (Bass, Gesang), Fred Travers (Dobro, Gesang). Gelegentlich ist auch Ben Eldridge’s Sohn Chris (Gitarre) dabei. Zwei der Originalmitglieder sind inzwischen leider verstorben: John Duffey (1996) und Mike Auldridge (2012). Die weiteren Mitglieder der Band waren: Tom Gray (1971-186), John Starling (1971-1978 und 1993-1994), Phil Rosenthal (1977-1986), T. Michael Coleman (1986-1995) und Moondi Klein (1994-1995). Grund für den Weggang war in der Regel ein Fulltime-Job in der Musik, während Seldom Scene weiterhin eine „Wochenendband“ blieb.

Fazit: Das neue Album „Long Time“ bietet musikalischen Hochgenuss, das ist akustische Musik vom Feinsten mit ausgefeilten Arrangements und bestechendem Harmoniegesang. Wer eine Antenne für diese Musik hat, bekommt eine Gänsehaut vom ersten bis zum letzten Song, von „California Cottonfields“ bis „Lorena“. Dafür sorgen auch so hochkarätige Gäste wie Emmylou Harris, die ehemaligen Mitglieder Tom Gray und John Starling, Ronnie Simpkins‘ Bruder Ricky (Fiddle) und Chris Eldridge. Ein beeindruckender und rundum gelungener Querschnitt durch über 40 Jahre Musik auf höchstem Niveau.

Das aktuelle Album Long Time … Seldom Scene von Seldom Scene – Bestellen, Format, VÖ. und Label:

 
Seldom Scene - Long Time ... Seldom Scene
 
Künstler / Albumtitel: Seldom Scene – Long Time … Seldom Scene
Format / Label / Veröffentlicht: CD & Digital (Smithsonian Folkways, 2014)
 
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Trackliste:

01. California Cottonfields
02. Wait A Minute (feat. John Starling)
03. What Am I Doing Hanging Round
04. Hickory Wind (feat. Emmylou Harris)
05. I’ll Be No Stranger There
06. Walk Through This World With Me
07. Big Train (From Memphis)
08. Body And Soul (feat. Emmylou Harris, Tom Gray, John Starling)
09. Paradise
10. It’s All Over Now Baby Blue
11. Mean Mother Blues (feat. John Starling)
12. My Better Years
13. Little Georgia rose (feat. Tom Gray)
14. Like I Used To Do
15. Through The Bottom Of The Glass
16. Lorena

 
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