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„Troubadours“ zeichnet die Geschichte der US-Folkmusik nach!

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Die Veröffentlichungen amerikanischer traditioneller und neo-traditioneller Musik aus dem Hause Bear Family sind wie eine niemals versiegende Quelle. Immer wieder finden die engagierten Leute rund um Richard Weize neue Zugänge zu altem Material, ordnen es neu, editieren es sorgfältig und bearbeiten es technisch fein. Jedes neue Album, jede Serie ein Juwel.

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So auch diese soeben veröffentlichte Serie „Troubadours – Folk And Roots Of American Music“, bestehend aus 288 Songs auf viermal 3 CDs, inklusive ausführlichen Informationen auf je rund 150 Seiten in Booklets. Von den 1920ern bis zu den 1970er Jahren des vorigen Jahrhunderts reicht die Spanne dieses fast lexikalischen Projekts. Erzählt wird über die Geschichte der amerikanischen Folkmusik und des Singer-Songwriter-Genres. Äußerst Hörenswerte Musik-Geschichtsstunden.

Anspruchsvolle Ausstattung und kenntnisreiche Liner Notes

In ausführlichen Liner Notes erzählt der Folk-Kenner Dave Samuelson die Geschichte und die Geschichten zur Musik. Von den 1920er Jahren bis in die Siebzigerjahre und darüber hinaus. In der Musik spürt man die Isolation der Appalachen-Region zu Beginn des 20. Jahrhunderts, kann die politischen Umwälzungen durch Weltwirtschaftskrise, Krieg und Bürgerrechtsbewegung nachvollziehen und bis zu den zeitgenössischen Singer-Songwritern von der Westküste und deren Suche nach den inneren Werten verfolgen.

Die Klangqualität der Originalaufnahmen ist ganz gemäß dem Qualitätsstandard von Bear Family wieder einmal brillant. Die Auswahl sinnvoll und gut geordnet und auch die Aufmachung der Boxen ist anspruchsvoll und ansprechend.

Am Anfang waren die Carter Family und Woody Guthrie

Im ersten Teil geht es um den Zeitraum von den 1920ern bis 1957 und alle „üblichen Verdächtigen“ treten auf: Die Carter Family, Woody Guthrie, Pete Seeger, The Weavers, Lead Belly, Cisco Houston, und viele mehr. Wir hören u.a. die Originalversionen von Folk-Hits, Song-Klassikern und Protest-Hymnen: Wildwood Flower, Midnight Special, Rock Island Line, Wayfaring Stranger, So Long It’s Been Good To Know You, This Land Is Your Land, 16 Tons, 900 Miles, Delia, und und und.

Das Folkrevival führte zu Bob Dylan

Der zweite Teil beginnt auf CD eins mit dem Folk Revival, das sich in der Folge von Tom Dooley des Kingston Trios ausbreitete, und deren weitere wichtige Protagonisten „The Highwaymen“ und die „Rooftop Singers“ waren und geht auf CD zwei weiter bis zur Dämmerung der Ära der Singer-Songwriter. Diese zweite CD beginnt natürlich mit Bob Dylans Klassikern „Blowing In The Wind“, „Don’t Think Twice, It’s All Right“, „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“, „Masters Of War“, „Mr. Tambourine Man“ und „The Times They Are A-Changin'“. Der Folksong erlebte seine Blüte als Protestsong in der Zeit der Bürgerrechtsbewegung und des Vietnamkriegs. Er beschäftigte sich mit aktuellen und tagespolitischen Themen. Auch Phil Ochs, Tom Paxton, Tim Hardin und Fred Neil, die auf Dylans eingeschlagenem Weg folgten, als dieser schon längst begann, Abschied vom tagespolitischen Protestsong zu nehmen, sind hier vertreten.

Die 1960er: Vom politischen Folksong zu Folk-Rock zu Hippie-Hymnen

Der dritte Teil beschäftigt sich dann ganz mit der Folkszene der politisch bewegten 1960er Jahre und mit den Künstlern, die politische Folk-Songs mit alten Balladen zu verbinden wussten: Pete Seeger (Where Have All The Flowers Gone, Turn Turn Turn, und mehr), Joan Baez (We Shall Overcome), Buffy St. Marie (The Universal Soldier, Til It’s Time For You To Go). Dylans Zeitgenossen und seine Nachfolger haben hier ihren Platz, aber dieser Teil reicht schon weiter bis zu Pionieren des Folk-Rock wie Arlo Guthrie, Lovin‘ Spoonful, Tim Rose, Jim Croce, Melanie, und Harry Chapin. Die Klassiker der späten 1960er und frühen 1970er Jahre, vom politischen Folk bis zum Jug Band Revival und den Hymnen der Hippie-Ära wie Alice’s Restaurant oder Hey Joe.

Ab den 70ern wird es immer vielfältiger: Old School-Folk, Country-Rock sowie Folk- und Country-Singer-Songwriter

Der vierte und letzte Teil ist dann noch vielfältiger. Old-School-Folies wie Malvina Reynolds tauchen da neben Country-Rock-Pionieren wie die Byrds und John Stewart auf, John Denver ist hier ebenso zu finden wie John Hartford, Townes Van Zandt (Pancho & Lefty) und Kris Kristoffersons richtungsweisende Kompositionen „Me And Bobby McGee“ und „Help Make It Through The Night“. Und weitere große Namen der Folk- und Singer-Songwriter-Zunft dürfen natürlich nicht fehlen: John Prine, Steve Goodman, Gordon Lightfoot und Joni Mitchell sind natürlich auch dabei.

Faszinierendes Kaleidoskop und Pflichtprogramm für bewusste Hörer

Alles in allem ein faszinierendes Kaleidoskop dieser Jahrzehnte und der musikalischen Entwicklung im amerikanischen Lied von der Appalachen-Ballade bis hin zur modernen Singer-Songwriter-Musik.
Wobei es bei aller gebotenen Trennschärfe durchaus auch gute Gründe dafür gegeben hätte, bei einem Projekt unter dem Titel „Troubadours“ zwei wichtige Künstler ebenfalls mit aufzunehmen: Während Hank Williams als Hillbilly-Shakespeare durchaus auch ein Orientierungspunkt für die Country-Rockpioniere aus dem Folklager wie die Byrds oder Bob Dylan und einer der ersten Singer-Songwriter überhaupt war, spielte Country-Legende Johnny Cash auf seinen Konzeptalben der 1960er wie „Blood, Sweat & Tears“ oder „Bitter Tears“ nichts anderes als Folkmusik, verehrte Bob Dylan und versuchte die Kluft zwischen Country und Folk zu schließen.

Doch das soll keineswegs die große Leistung der Bear Family, diese Serie zusammengestellt zu haben, schmälern. Ohne die Musik-Archäologie der Bear Family wäre die Welt wirklich ärmer und viel Schönes und Wichtiges wäre längst unrettbar verloren und vergessen.

Fazit: Ein Muss für jeden, der sich mit der Geschichte von Folk- und Rootsmusik beschäftigt. Ein Juwel und sowohl Pflichtprogramm als auch Labsal für Hirn und Ohren!

Troubadours: Hier bestellen! Titel: Troubadours
The Folk And Roots Of American Music
Künstler: Verschiedene Interpreten
Veröffentlichungstermin: 25. Juli 2014
Label: Bear Family
Format: CD

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Troubadours: Hier bestellen!Nicht erhältlich!

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Über Thomas Waldherr (839 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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