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Truckers, Kickers, Cowboy Angels – die Entstehung des Country Rock

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Zwei Künstler sind zu nennen, ohne welche die Entstehung des Country Rock einfach nicht denkbar ist: Gram Parsons und Bob Dylan. Der erste war der zu Unrecht verkannte und übersehene „Cowboy Angel“, der an mehreren Bandprojekten beteiligt war und dem eine erfolgreiche Solokarriere verwehrt blieb. Der Zweite ist der legendäre Songpoet und Folk-Rocker, der mit zwei Platten den Country Rock Ende der 1960er Jahre wesentlich mitbegründete.

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Soeben hat Bear Family Records mit „Truckers, Kickers, Cowboy Angels – The Bissed Out Birth Of Country Rock“ zwei großartige Zusammenstellungen aus dem Geburtszeitraum des Country-Rock von 1966-1969 herausgebracht. Fachkundig und detailreich kommentiert von dem Star-Chronisten der Countrymusik, Colin Escott. Und natürlich spielen auch hier Parsons und Dylan die zentralen Rollen.

In zentralen Rollen: Gram Parsons und Bob Dylan

Parsons brachte als erster 1966 mit der „International Submarine Band“ und später mit den „Byrds“ Country und Rock zusammen. Währenddessen stieg 1967 im „Summer Of Love“, in der Hochzeit der Hippies und des Psychedelic-Rock, Bob Dylan aus dem Rockzirkus aus und ging lieber mit seinen Kumpels von „The Band“ in den Keller, und spielte dort neben Blues, Rock und Gospel eben auch die alten Country-Standards.

Weiterhin mit dabei sind auf der gewohnt sorgfältigen Kompilation außer der International Submarine Band neben anderen natürlich auch „Lovin‘ Spoonful“, „Buffalo Springfield“, „The Beau Brummels“, „The Band“ und „The Flying Burrito Brothers“. Die beiden Digipaks sind die ersten beiden Teile einer auf sieben Folgen ausgerichteten neuen Serie, die den Country-Rock in seiner Entwicklung bis 1975 abbilden soll.

Mit „Truck Driving Man“ fängt alles an

1966, so Colin Escott, wurde der erste Country-Rock-Song überhaupt aufgenommen. Als B-Seite einer ominösen Filmmusik-Single-Veröffentlichung nahmen Gram Parsons und seine Mitstreiter John Nuese, Ian Dunlop und Mickey Gauvin „Truck Driving Man“ auf, einen frühen Trucker-Song aus dem Jahre 1954 von Terry Fell, der vor allem in der Version von Buck Owens 1964 erfolgreich war. Doch es sollte noch ein bis zwei Jahre dauern, bis der Country-Rock öffentlich wahrnehmbar aus der Taufe gehoben wurde.

Dylan war nie ein Hippie

1967 bis 1969 waren die Hippie-Bewegung und ihre Musik der Psychedelic-Rock auf dem Höhepunkt. Entstanden in Kalifornien in der San Francisco Bay Area, experimentierten sie leider nicht nur mit notwendigen Gegenentwürfen zur bürgerlichen Gesellschaft, sondern auch mit Esoterik, Okkultismus, Eskapismus, Ich-Bezogenheit, Drogen und Psychedelischer Musik. Die Schere zwischen Rock- und Countrymusik, die sich mit dem Nashville Sound als Antwort auf den Rock’n’Roll geöffnet hatte, wurde mit der psychedelischen Musik immer größer. Und Bands wie „Iron Butterfly“ oder „Vanilla Fudge“ lieferten den Soundtrack zum Drogentrip.

Klar, dass zu diesem Spuk eine Gegenbewegung entstehen musste. Bob Dylan, der selber mit Drogen Erfahrungen gemacht hatte, und dessen Songpoesie der Mittsechziger immer wieder mit dem Drogenkonsum in Verbindung gebracht wird, war dies alles nicht geheuer. Er wunderte sich in seinem Haus in Woodstock über die Hippies, die sich ihn als ihren Heiligen ausgesucht hatten und seinen Vorgarten zertrampelten. Und als in der Nähe 1969 das legendäre Woodstock-Festival stattfand, da nahm er nicht teil und floh vor den Massen. Er wollte zurück zu einfachen Songstrukturen, der Instrumentierung und den Stories von Folk und Country. Er fand vom Frühjahr bis Herbst 1967 mit den Basement Tapes zu seinen Wurzeln zurück und veröffentlichte 1968 mit „John Wesley Harding“ ein traditionelles, sparsam instrumentiertes Country-Folk-Album, von dem sein Honky-Tonk-Song „I’ll Be Your Baby Tonight“ auf der Kompilation enthalten ist.

Parsons führt The Byrds zum Country Rock

Währenddessen war Gram Parsons bei den „Byrds“ eingestiegen und sollte die Band, die durch ihre Version von „Mr. Tambourine Man“ Dylans Folk-Rock nachhaltig popularisierte, zum Country-Rock führen. Er wurde schnell zum musikalischen Kopf, auch wenn Roger McGuinn nach außen der Frontmann blieb. In ihrer neuen Ausrichtung waren sie nun in der Situation, die Steilvorlage, die Dylan mit seinen Basement Tapes-Songs geliefert hatte, auch zu verwandeln. Mit „You Ain’t Going Nowhere“ schliffen sie den Rohdiamanten aus Dylans Kellerphase zu einem tollen Country-Rocker als Opener auf „Seetheart Of The Rodeo“, einem der ersten und wichtigsten Country-Rock-Alben der Musikgeschichte. Weiteres bahnbrechendes Album – neben denen von Dylan und „The Byrds – in diesem Jahr: „Music From Big Pink“ von „The Band“. Mit „The Weight“ und Dylans „I Shall Be Released“ enthält es zwei der größten Song-Kunstwerke überhaupt. Alle drei Songs sind auf der Bear Family-Zusammenstellung mit dabei.

1969: Der Country-Rock schafft den Durchbruch

1969 sollte dann der Country-Rock endgültig den Durchbruch schaffen. In diesem Jahr erschienen gleich drei weitere für den Country-Rock wichtige Alben: Dylans „Nashville Skyline“, „Dr. Byrds & Mr. Hyde“ (bereits wieder ohne Gram Parsons!), sowie „The Band“, das aufgrund des musikalischen Einflusses der Gruppe in Anspielung auf die Beatles auch als „braunes Album“ bezeichnet wurde. Bob Dylan nahm in Nashville Songs mit Johnny Cash auf, der wiederum in seiner TV-Show Dylan und Neil Young begrüßte, der ja mit „Buffalo Springfield“ ebenfalls ein wichtiger Geburtshelfer des Country-Rock war, und immer wieder zu diesem Genre zurückkehrt. Zeitgleich mit dem Aufstieg des Country Rock geht die Hochzeit des Hippie-Kults zu Ende, das legendäre Woodstock-Festival markiert den Abschluss.

Ausblick

Nach den Gründungsvätern warteten schon die nächsten Künstler darauf, ebenfalls in den nun schon recht gut markierten Pfaden zu wandeln. So gehören die letzten Tracks auf dem zweiten Teil der neuen Serie so unterschiedlichen Künstlern wie dem Texas-Singer-Songwriter Townes van Zandt, der Country-Rock-Lady Linda Ronstadt und dem späteren Mitbegründer des Country-Pop, Kenny Rogers.

Und Dylan und Parsons? Ersterer hat sich in seiner ganzen Karriere nie über Gebühr einem Genre verschrieben. Wie wir heute wissen, führte ihn „Self Portrait“ auch wieder zurück zur traditionellen Folkmusik, nur, um nach ein bisschen Western-Soundtrack für „Pat Garrett & Billy The Kid“, 1974 dann mit The Band eine triumphale Rock-Comeback-Tournee zu starten. Parsons aber, so werden wir sicher auf den nächsten Folgen erfahren, hatte kein Glück. Seine Solokarriere floppte, sein Drogen- und Alkoholkonsum brachte ihn ums Leben. Erst nach seinen Lebzeiten wurde klar, was er für die Symbiose von Country und Rock geleistet hatte.

Uns bleibt nun die Spannung auf die nächsten Folgen aus dem Hause Bear Family Records. Und auf Musik beispielsweise von Charlie Daniels, Lynyrd Skynyrd und den Eagles, die allesamt für die große Blütezeit des Country Rock und für seine Spannbreite vom soften Country Pop (Eagles) bis zum provokanten Southern Rock (Lynyrd Skynyrd) stehen.

Fazit: Wieder einmal ein ganz großer Wurf der Bärenfamilie. Mit großer Präzision wird hier ein wichtiger Teil der Musikgeschichte beleuchtet. Prädikat: Unersetzlich!

Truckers, Kickers, Cowboy Angels - Volume 1

Künstler / Albumtitel: Truckers, Kickers, Cowboy Angels – Volume 1
Format / Label / Veröffentlicht: Doppel-CD & Digital (Bear Family Records 2014)

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Trackliste: (CD 1)

01. Truck Driving Man – International Submarine Band
02. You Just Can’t Quit – Rick Nelson
03. Nashville Cats – The Lovin‘ Spoonful
04. Pay The Price – Buffalo Springfield
05. Tried So Hard – Gene Clark & The Gosdin Brothers
06. Grizzely Bear aka Grizzly Bear – The Youngbloods
07. So You Say You Lost Your Baby – Gene Clark & The Gosdin Brothers
08. Tell Me – The Gosdin Brothers
09. Darlin‘ Companion – Lovin‘ Spoonful
10. I’m Movin‘ On – The Everly Brothers
11. Ode To Billie Joe – Bobbie Gentry
12. Child’s Claim To Fame – Buffalo Springfield
13. Bowling Green – The Everly Brothers
14. Niki Hoeky – Bobbie Gentry
15. Luxury Liner – International Submarine Band
16. Blue Eyes – International Submarine Band
17. What Am I Doing Hangin‘ Round – The Monkees
18. Old John Robertson – The Byrds
19. Sugar Babe – The Youngbloods
20. Ain’t That A Shame – Kenny Vernon
21. Ode To Billie – Nashville West

Trackliste: (CD 2)

01. Do You Know How It Feels To Be Lonesome – International Submarine Band
02. Wasn’t Born To Follow – The Byrds
03. I’ll Be Your Baby Tonight – Bob Dylan
04. The Weight – The Band
05. She Sang Hymns Out Of Tune – Hearts & Flowers
06. I Shall Be Released – The Band
07. You Ain’t Going Nowhere – The Byrds
08. Hickory Wind – The Byrds
09. Turn Around – The Beau Brummels
10. The Loneliest Man In Town – The Beau Brummels
11. Never Goin‘ Back – Lovin’ Spoonful
12. One Hundred Years From Now – The Byrds
13. Train Leaves Here This Morning – Dillard & Clark
14. Make Up Your Mind – The Spencers
15. The Radio Song – Dillard & Clark
16. Nobody Knows – The Dillards
17. Listen To The Sound – The Dillards
18. The Conscience Of You – Dennis Payne
19. T For Texas – The Everly Brothers
20. I Wonder If I’ll Care As Much – The Everly Brothers

Truckers, Kickers, Cowboy Angels - Volume 2

Künstler / Albumtitel: Truckers, Kickers, Cowboy Angels – Volume 2
Format / Label / Veröffentlicht: CD & Digital (Bear Family Records 2014)

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Trackliste:

01. Drug Store Truck Driving Man – The Byrds
02. Christine’s Tune – Flying Burrito Brothers
03. Texas Me – Doug Sahm
04. Galveston – Glen Campbell
05. Lay, Lady Lay – Bob Dylan
06. The Night They Drove Old Dixie Down – The Band
07. Wheels – Flying Burrito Brothers
08. Back Home Girl – Corvettes
09. Through The Morning, Through The Night – Dillard & Clark
10. Who’s Gonna Mow Your Grass – Buck Owens
11. Pickin‘ Up The Pieces – Poco
12. At The Crossroads – Doug Sahm
13. Up On Cripple Creek – The Band
14. Sin City – Flying Burrito Brothers
15. Level Your Senses – Corvettes
16. Silver Threads And Golden Needles – Linda Ronstadt
17. Hot Burrito – Flying Burrito Brothers
18. I’m Movin‘ On – Elvis Presley
19. Vaccination For The Blues – Sanland Brothers
20. Make Me Smile – Poco
21. We Need A Whole Lot More Jesus (And A Lot Less Rock And Roll) – Linda Ronstadt
22. Lungs – Townes Van Zandt
23. Ruby (Don’t Take Your Love To Town) – Kenny Rogers & The First Edition

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Über Thomas Waldherr (804 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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