Dave Jorgenson: Haben wir hier einen Gewinner?
Er firmiert unter der Rubrik „Texas Honky Tonk“ und hat genau das im Angebot. Wenn man in Texas unterwegs ist und nach der für diese Region typischen Country Music sucht, wird man irgendwann unweigerlich auf Dave Jorgenson stoßen. Seit etlichen Jahren ist er überall dort im Lonestar State und angrenzenden Regionen auf der Bühne, wo Honky Tonk Music gefragt ist. Jene Art von „Kneipenmusik“, zu der man sowohl prima tanzen als auch seinen Kummer und Weltschmerz im Bierglas ertränken kann. Die Klänge, die ganz einfach zum Alltag vieler Texaner gehören wie der Stetson und die Cowboy Boots.
Das derzeit aktuelle Album trägt den optimistischen Titel „We Have A Winner“ – er kommt damit bei seinen Fans prima an. Es fängt mit einem Song aus der Kategorie „seine Tränen in ein Bier weinen“ an: „Gettin‘ Drunk Again“ und hört zehn Songs später mit einer Wiederholung des gleichen Liedes in Kurzfassung auf. Dazwischen liegen ein „Rat Race“, dann das Loblied auf den glücklichsten Burschen der Stadt (Luckiest Guy In Town), die Bitte, den Whiskey nicht wegzunehmen (Don’t Put That Whiskey Away) oder auch der Titelsong. Nichts Besonderes oder Überraschendes aber grundsolide unterhaltsame, traditionelle Country Music.
So sehr Jorgenson auch die texanische Honky Tonk Music verkörpert und in ihre verwurzelt ist, ursprünglich kommt er aaber aus der Kornkammer der USA, dem Bundesstaat Kansas. Seine Wiege stand in Perry, einem Flecken zwischen Topeka und Kansas City gelegen, in dem heute nicht einmal 1000 Seelen leben und der sich rühmt, den kürzesten Highway der ganzen Nation sein eigen zu nennen (nicht einmal ’ne halbe Meile lang). Daheim wurde er mit Musik groß. Immer wieder stibitzte er die Gitarre des Vaters und klimperte darauf herum. Es machte ihm nichts aus, wenn jemand zuhörte – im Gegenteil, die Komplimente, die er bekam, spornten ihn nur noch an. Er fühlte sich bald ganz einfach wohl auf einer Bühne vor einem Mikrofon. Mehr als ein Zeitvertreib wurde aber erst nach Abschluss der High School daraus. Jorgenson hatte damit begonnen Songs zu schreiben, vor allem erkannten Experten nun das Potenzial seiner Stimme.
Dave Jorgenson stellte mit Freunden die Band „The Kawboys“ zusammen und sammelte fleißig Erfahrung damit. So auch bei Talentwettbewerben. Zwar gewann er dabei selbst nicht, doch edie siegreiche Bands namens „Rio“ holte ihn bald als Sänger in ihre Reihen. Zwei Jahre blieb er bei „Rio“. Für einige Stars bestritten sie das Vorprogramm wenn die in der Gegend auftraten. Besonderen Anklang fanden dabei immer wieder Jorgenson’s eigene Songs. Ansporn genug, sich darauf zu verlegen, konzentrierter zu schreiben. Bis heute hat er hunderte von Songs verfasst, die sich durchweg mit dem alltäglichen Leben befassen wie er es kennenlernt und empfindet.
Irgendwann stand Dave Jorgenson vor dem Entschuss, die Heimat zu verlassen, wollte er als Künstler weiterkommen. Er entschied sich gegen Nashville und für Austin, weil er die dortige etwas urwüchsigere, weniger angepasste und weichgespülte Musik bevorzugt. Das erwies sich als richtig, denn er fand sich sofort in die Szene ein, auch weil er nicht allein war, denn zwei seiner Kumpel gingen gleich mit. So entstand die neue Band „Big Iron“. Vier Jahre lang tourten sie durch die Honky Tonks, denn endlich nahm Jorgenson sein erstes Album auf: „Then & Now“. Produziert von Benny McArthur, dem Gitarristen von George Strait’s Ace The Hole Band. Dort konnte er ebenso wie bei „We Have A Winner“ nicht nur seinem klassischen Honky Tonk Sound nach Herzenslust frönen sondern auch reichlich eigene Songs verwenden. Mit im Studio hatte Jorgenson einige der besten Musiker aus Texas. So wurde Dave Jorgenson eine feste Größe in der Musik-Szene von Austin und dessen Umfeld.
Unterdessen hat er seine Fühler weiter ausgestreckt und seine Musik bis nach Australien und China getragen. Was noch fehlt ist Europa denn bisher hat er es nur bis Spanien geschafft. An Liebhabern seiner Art von Country Music dürfte es in der alten Welt nicht mangeln. Hoffen wir also, dass Dave Jorgenson die Möglichkeit bekommt, sich auch bei uns mit seiner Band vorzustellen. Vermutlich wird dann so mancher Fan in den Chor einstimmen und rufen: We Have A Winner!