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Jahresrückblick 2014

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Jahresrückblick 2014

Das Fachmagazin Billboard veröffentlicht in seiner Endjahresausgabe den kompletten Überblick über das Jahr in der Musik in den USA. Natürlich steht für Country.de im Vordergrund, wie die Countrymusik dabei abgeschnitten hat.

Country & Pop im Jahr 2014

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Zunächst muss die Countrymusik einen Verlust beklagen: Die erfolgreichste Interpretin der vergangenen Jahre hat sich als Popkünstlerin geoutet und ist symbolträchtig von Nashville nach New York umgezogen: Taylor Swift feiert mit ihrem neuen Album „1989“ und zwei Singles daraus Triumphe in der Popcharts. Gewiss haben viele von uns „echten“ Country-Fans im Stillen gedacht oder laut gesagt, dass sie ohnehin keine Countrymusik macht, aber sie hat als Countrysängerin manchen jungen Fan dazugewonnen. Und dass sie 2013 der Country Musik Hall mehrere Millionen Dollar für deren musikpädagogische Projekte gespendet hat, machte sie mir eher sympathisch.

Wie erging es nun den „übrigen“ Countrysängern? Unter den 100 erfolgreichsten Musikern des vergangenen Jahres befinden sich 15 Country-Interpreten, vier weniger als 2013. In die Top 20 haben es nur Luke Bryan (12) und Florida Georgia Line (20) geschafft. Vier weitere sind immerhin noch unter den besten 50: Jason Aldean (27), Blake Shelton (35), Brantley Gilbert (44) und Eric Church (46). Von den Country-Ikonen hat sich der Rückkehrer Garth Brooks auf die 60 schieben können und der unverwüstliche George Strait, dessen Abschiedstournee „The Cowboy Rides Away“ ein Millionenerfolg war, hat die 68 erreicht. George Strait ist nach den Rolling Stones, den Eagles (übrigens auf Platz 40) und Paul McCartney der dienstälteste Künstler. Auf Platz 77 steht mit Cole Swindell der beste Newcomer in der Countrymusik, immerhin noch 10 Plätze vor Kenny Chesney auf Platz 87.

Country-Singles und Alben in den Billboard Charts

Unter den erfolgreichsten Songs aller Genres ist die Countrymusik wie immer wenig vertreten. Platz 49 gab es für den erfolgreichsten Countrysong „This Is How We Roll“ von Florida Georgia Line mit Luke Bryan und Jason Aldean hat mit „Burnin‘ It Down“ die 63 erreicht. Mich hat gefreut, dass Dierks Bentleys witziger Hit „Drunk On a Plane“ auf 79 liegt. Und zwei Country-Sängerinnen haben es gerade noch in die Top 100 der Hitsingles geschafft: Miranda Lambert und Carrie Underwood im Duett mit „Somethin‘ Bad“.

Besser sieht es bei den Top 200 Alben aus: 42 Countryalben sind in der Top 200 zu finden, das sind zehn mehr als 2013. Drei Country-Künstler haben die Top Ten der bestverkauften Alben erreicht: Luke Bryan „Crash My Party“ (7), Garth Brooks mit seinem fünfteiligen „Blame It All On My Roots: Five Decades of Influences“ (9) und Florida Georgia Lines „Here’s To The Good Times“, das letztes Jahr Platz 1 belegte, steht im zweiten Jahr auf der 10. Platz 13 gab es für Eric Churchs „The Outsiders“ und ein Weihnachtsalbum hat 2014 einen bemerkenswerten Erfolg gefeiert: Die abgedrehte Robertson Familie, deren „Abenteuer“ auch bei uns auf einem Spartensender zu sehen sind, hat ihr „Duck The Halls: A Robertson Family Christmas“ so gut verkauft, dass es auf Platz 16 steht. Es ist kaum zu glauben, dass Miranda Lambert mit ihrem großartigen „Platinum“ (Platz 30) die einzige Frau aus der Countrymusik in den Top 100 ist, nur noch Jennifer Nettles (ehemals Leadsängerin von Sugarland) ist mit „That Girl“ auf der 134 und die 16-jährige Danielle Bradbury erreicht Platz 185.

Blake Shelton ist mit vier Alben vertreten, Luke Bryan dreimal. Erstaunlich und erfreulich, dass zwei Alben des großen Johnny Cash sich so gut verkauft haben, dass sie sich auf Platz 80 „The Legend of Johnny Cash“ und auf 132 „Out Among The Stars“ (das Album mit Songs aus den frühen 1980er Jahren) platzieren konnten. Garth Brooks steht mit seinem neuen Werk „Man Against Machine“ nach nur wenigen Wochen schon auf Platz 153. Beste Debütalben sind Cole Swindells gleichnamiges Werk (63), Chase Rice mit „Ignite The Night“ (163) und Sam Hunts „Montevallo“ (184).

Meine persönlichen Favoriten des Jahres in den Top 200 sind das bereits erwähntes „Platinum“ von Miranda Lambert, sowie Dierks Bentleys „Riser“ (65) und Kenny Chesneys neues Album „The Big Revival“ auf 72.

Die erfolgreichsten Country-Stars

Gewinner des Jahres ist Luke Bryan, der Florida Georgia Line vom zweiten Platz verdrängt hat. Mit Jason Aldean und Eric Church folgen zwei weitere Vertreter der modernen Countrymusik. Blake Shelton liegt auf Platz 5. Seine Frau Miranda Lambert hat es als einzige Sängerin unter die Top 10 geschafft. Noch erstaunlicher ist, dass Carrie Underwood erst auf Platz 42 folgt. Dann folgen Kacey Musgraves (45), und von 48 bis 50 Danielle Bradberry, Cassadee Pope und das Girl-Duo Maddie & Tae. Nur zum Vergleich: Im Pop sind 2014 sechs der zehn erfolgreichsten Künstler des Jahres Frauen! Garth Brooks ist in seinem Comeback-Jahr auf die 9 vorgestoßen. Seit mehr als zehn Jahren erfolgreich sind Keith Urban (12), Kenny Chesney (13), Tim McGraw (14), Brad Paisley (19) und George Strait (25). Der CMA Newcomer des Jahres Brett Eldredge steht auf Platz 35 und der einzige schwarze Country-Star Darius Rucker auf der 42.

Die Country-Singles

Eine Vorbemerkung: Seit zwei Jahren berechnet der Billboard bei der Ermittlung der Hitparaden bei den Singles nicht mehr nur, wie oft ein Song im Radio gespielt wurde. Diese Information findet man in der untergeordneten Country Airplay Charts. In der sogenannten „Hot Country Songs“ werden vielmehr auch die verkauften Singles, die Downloads und die Anzahl der „Streamings“ mit einberechnet, sodass sich ein viel genaueres Abbild des Erfolgs einer Single bzw. des Künstlers ergibt.

2013 gab es keine großen Unterschiede zwischen den Platzierungen der Singles in den oben genannten Hitparaden. Das ist 2014 ganz anders geworden. In den Hot Country Songs (HCS) ist die Nummer 1 „This Is How We Roll“ von Florida Georgia Line, aber nur Platz 19 im Country Airplay (CA). Der Airplay-Song des Jahres „Beat Of The Music” von Brett Eldredge, ist in den HCS nur auf 23! Noch extremer der Platz 4 der HCS, „Bottoms Up“ von Bradley Gilbert, der nur die 39 im Airplay erreicht. Und genau andersherum steht Billy Curringtons „We Are Tonight“ in der CA auf 4 und den HCS auf 37.

Zurück zu den Gewinner-Songs in den HCS: Auf der 2 Jason Aldean „Burnin‘ It Down“, 3 ist „Dirt“ von Florida Georgia Line, 5 „Play It Again“ von Luke Bryan. Die lauteren Songs dominieren in den Top Ten, mit Ausnahme von Kenny Chesneys „American Kids“ auf 6. Luke Bryans Nummer 11 „Drink A Beer“ klingt eher nachdenklich und auf Platz 12 finden wir die erste wunderschöne Ballade „I Don’t Dance“ von Lee Brice. Auch bei den erfolgreichen Songs sind die Frauen wenig vertreten: Platz 10 für das Powerduett Miranda Lambert und Carrie Underwood „Somethin‘ Bad“. Dann nochmal Miranda Lambert „Automatic“, erst auf der 29 und das dritte „weibliche“ Lied ist „Girl In A Country Song“ von Maddie & Tae auf der 44. Selbst wenn wir einräumen, dass bei Lady Antebellums „Bartender“ (7) und „Compass“ (41) sowie bei Little Big Town „Day Drinking“ (34) Frauen die Leadstimme singen, ist der Anteil des weiblichen Gesangs weiter sehr klein. Noch extremer ist das Missverhältnis bei den verkauften Countryalben: Nur zwei der ersten 50 Alben sind von Frauen: Platz 8, wieder Miranda Lambert „Platinum“ und noch Danielle Bradbery auf 33.

Tourneen des Jahres

Da ist zum einen der großartige Abschluss der George Strait „The Cowboy Rides Away“-Tournee mit dem Zuschauerrekord von 105.000 verkauften Tickets im AT&T Stadion in Arlington, Texas. Mehr als eine Millionen Menschen haben George Strait insgesamt bei über 50 Auftritten bejubelt. Noch größeres hat Garth Brooks vor. Der 52-jährige Superstar der 1990er Jahre hat sein Comeback mit Rekordbesuchen gestartet und will die größte Tournee aller Zeiten auf die Beine stellen. Für uns Countryfans in Deutschland bleiben zwei Stars in Erinnerung: Eric Church kam im März zu drei tollen Konzerten nach Deutschland und im November folgte Darius Rucker. Natürlich dürfen auch Dolly Partons Auftritte im Juli nicht unerwähnt bleiben.

Bluegrass: Und die Gewinner sind …

Bestes Album und erfolgreichste Gruppe war 2014 Nickel Creek mit „A Dotted Line“, gefolgt von Altmeister Alan Jacksons „Bluegrass Album“. (Wer es noch nicht hat, meine Empfehlung: Anschaffung lohnt sich). Auf der Drei stehen die Gruppe mit dem lustigen Namen „The Devil Makes Three“, mit Gitarrist Pete Bernhard, Bassistin Lucia Turino, sowie dem Banjospieler Cooper McBean. Ihr Erfolgsalbum erschien bereits 2013 „I’m A Stranger Here“. Vierter und Fünfter wurden der Filmschauspieler und Banjovirtuose Steve Martin und seine Partnerin Edie Brickell. Zwei weitere Album gefielen mir 2014 besonders: Rhonda Vincents neues Album „Only Me“ (Platz 10) und auf der 15 der wunderbare Tribut für Flatt & Scruggs von den Earls of Leicester.

Die Abschiede im Jahr 2014

Von einigen großen der Countrymusik mussten wir Abschied nehmen. Am 3.1.2014 verstarb Phil Everly von der Everly Brothers mit 74 Jahren. Der Country- und Cajunsänger Jimmy C. Newman starb mit 86 Jahren im Juni. Und der Mann, der den Song „Abilene“ berühmt wurde, obwohl er noch eine ganze Reihe Country-Hits hatte und der auch oft in Europa aufgetreten war, starb im September: George Hamilton IV wurde 77. Zwei Künstler sind sehr jung beide dem Krebs zum Opfer gefallen: Kevin Sharp, erfolgreich in den 1990er Jahren, wurde nur 43 und mit 53 Jahren erlag Dawn Sears ihrem Leiden. Sie habe ich noch im vergangenen Jahr live in Nashville als Sängerin der Time Jumpers erlebt und war von ihrer Stimme begeistert.

Fazit: Countrymusik lebt in den USA, aber …

Alle Zahlen belegen, dass die Countrymusik in den USA lebt und erfolgreich ist. Aber, die Countrymusik hat sich verändert und verjüngt. Mancher Song, der den Sprung in die Country-Charts geschafft hat, wäre vor einigen Jahren noch als Pop oder Rocklastig abgelehnt worden. Anderseits sind traditionelle Countryklänge im Hitradio kaum noch zu hören. Wer diese Countrymusik liebt, muss in die regionalen Charts (von Texas zum Beispiel) schauen oder die Hoffnung auf Sänger wie Sturgill Simpson setzen. Ich hoffe, dass einige der hochbegabten Sängerinnen den gleichen Erfolg haben werden, den Kacey Musgraves bereits geschafft hat. Ich denke da an Ashley Monroe, Brandy Clark oder Angaleenea Presley, deren neues Album im Januar erscheint.

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Über Franz-Karl Opitz (1109 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Traditional Country. News & Storys, Charts, Rezensionen.
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