Jim Ed Brown: In Style Again
Jim Ed Brown, der im April 81 Jahre alt wird, hat gerade zwei bemerkenswerte Comebacks gefeiert. Das erste betrifft seine Gesundheit. Im Herbst hatte er die Diagnose Lungenkrebs erhalten und sich zu einer viermonatigen Behandlung zurückziehen müssen. Am 31. Januar stand er bereits wieder auf der Bühne der Grand Ole Opry und wurde gefeiert. Die zweite hat mit seiner Karriere zu tun. Nach sage und schreibe 40 Jahren hat Jim Ed Brown wieder ein Soloalbum aufgenommen. 1980 war sein letztes Album mit seiner langjährigen Duett Partnerin Helen Cornelius erschienen. Und nun hat er wieder ein Studio betreten, das der Omni Sounds in Nashville. Produziert hat das Album Don Cusic und es trägt den Titel In Style Again.
Jim Ed Brown hat ein schönes Album eingespielt, so viel sei vorweggenommen. 13 Titel mit angenehmer, unaufgeregter Countrymusik, bei dem die Routine und das Können von Jim Ed Brown noch einmal zur Geltung kommen. Immerhin steht dieser Mann seit 1954 vor den Mikrophonen, als er mit seiner Schwester Maxine einen Top 19 Hits mit „Looking Back To See“ hatte. Dann kam Bonnie Brown dazu und als The Brown hatten sie unter anderem den Welthit „The Three Bells“, mit dem sie die Nummer 1 der Country Charts und der Pop Charts erreichten.
Seine Schwester Bonnie ist dann auch bei dem ersten Song des Albums „When The Sun Says Hello To The Mountain“ dabei, einer schönen Ballade. Für den Song „Tried And True“ hat Jim Ed keinen Geringeren als Vince Gill als Partner und dementsprechend ist das Lied sehr Anhörens wert. Es folgt der Titelsong des Albums „In Style Again“, ein Titel, bei dem Bobby Bare die Produktion übernommen hat. Weitere Highlights des Albums sind für mich der einstige Hits der Forester Sisters „You Again“ aus der Feder von Paul Overstreet und Don Schlitz sowie „I Love It“, das Cindy Walker schrieb. Ganz besonders rührend empfand ich „Don’t Let Me Cross Over“, eines der schönsten Country-Oldies. Hier singt Jim Ed mit Helen Cornelius. Die beiden harmonieren noch immer so toll wie in den 1970er Jahren, als sie immerhin zwölf gemeinsame Hits hatten, wobei der größte der Toperfolg „I Don’t Want To Have To Marry You“ war.
Locker und entspannt geht Jim Ed Brown den Swing Titel „Older Guy“, in dem er überzeugt singt, dass der erfahrene ältere Herr dem ungestümen jungen Mann überlegen ist und dass ein schönes Gespräch die Frau mehr anmacht als heftiges Liebeswerben. Die verbleibenden Titel sind ebenfalls angenehm anzuhören. Bill Anderson hat „Lucky Enough“ geschrieben, der schnellste Titel des Albums und ein Ohrwurm. Aber der 13. Und letzte Song hat mich nochmal richtig überzeugt. Produzent Don Cusic hat den witzigen Titel „Am I Still Country“ geschrieben. Hier wird mit den Klischees gespielt, dass es eine Freude ist. Ist man noch Country, wenn man zum Missfallen mancher Freunde auch mal ein Buch liest, noch nie ein Tier geschossen hat oder ein bequeme Limousine statt eines Pick-Ups fährt, wenn man auch mal chinesisch ist und dazu französischen Wein trinkt? Darf man Chet Atkins als Jazzgitarrist genießen und Martini dazu trinken? Wenn man Jim Ed Brown glaubt, ist das alles noch mit Country verträglich.
Fazit: Jim Ed Brown hat nach so vielen Jahren wieder ein hörenswertes Album aufgenommen, das ich nur empfehlen kann, wenn man traditionelle, eher ruhige und entspannte Countryklänge mag. Ich hoffe, dass wir Jim Ed Brown, der seit 1963 Mitglied der Grand Ole Opry ist, noch oft auf der Bühne sehen und beklatschen können.
Künstler / Albumtitel: Jim Ed Brown – In Style Again
Format / Label / Veröffentlicht: CD & Digital (Plowboy Records 2015)
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Trackliste:
01. When The Sun Says Hello To The Mountain
02. Tried And True
03. In Style Again
04. Watching The World Walking By
05. You Again
06. I Love It
07. Don’t Let Me Cross Over
08. Older Guy
09. It’s A Good Life
10. Lucky Enough
11. Laura (Do You Love Me)
12. The Last One
13. Am I Still Country?