Lindi Ortega: Faded Gloryville
Ich gestehe, dass ich von Lindi Ortega nicht viel gehört hatte, bevor mir ihre neue CD Faded Gloryville in die Hände, bzw. in den CD-Player fiel. Was ich da hörte, war außergewöhnlich, und doch vertraut. Wer ist diese Lindi Ortega? Ihr Aussehen und Kleidung auf dem CD-Cover verraten, dass sie mexikanischer Herkunft ist, allerdings auch mit irischen Familienmitgliedern. Lindi ist 1980 geboren, stammt aus Ontario in Kanada und zog vor vier Jahren nach Nashville. Sie hat in Kanada bereits mehrere Alben aufgenommen, aber erst in Nashville gelang es ihr, bei Interscope einen Plattenvertag bei einer großen Plattenfirma zu ergattern.
„Faded Gloryville“ ist eine Mischung aus sehr nachdenklichen, ja düsteren Liedern, aber auch mit echten Muntermachern. Der erste Song „Ashes“ ist das klassisches Beispiel einer traurigen Countryballade, über das entfachte Feuer des Leidenschaft, das in kalter, schwarzer Asche endet, aber dennoch wieder angezündet werden sollte. Der Titelsong über das erfundene Gloryville, wo die Desillusion und die Enttäuschung der gescheiterten Menschen besungen werden, passt wunderbar zu Lindis echter Countrystimme. Auch „Tell It Like It Is“ geht der Beziehungsproblematik auf den Grund, mit der Bitte, doch zu sagen, was Sache ist. „Someday Soon“ (das ist nicht der Song, den Suzy Bogguss zum Hit machte), sondern eine Eigenkomposition von Lindi, ist erneut eine eingängige Ballade, die sie mit Überzeugung vorträgt, mir gefällt die spärliche, aber stimmungsvolle Intrumentierung und der eingängige Refrain. Ein Höhepunkt ist ihre Version des alten Bee Gee-Hits „To Love Somebody“, den Nina Simone vor einiger Zeit neu aufgenommen hat. Als Lindi gefragt wird, wem sie in ihrer Coverversion nacheifert, sagt sie, beiden zu gleichen Teilen. Die akustische Version, die auf Youtube zu sehen ist, kann ich als Appetitmacher empfehlen. Lindi Ortega – To Love Somebody – Diese Coverversion ist übrigens das einzige Lied, das Lindi nicht geschrieben hat.
„When You Ain’t At Home“ beschreibt erneut eine Beziehungskiste, sie ist allein gelassen worden, aber das Tempo ist doch höher als zuvor. Lindi Ortega gilt als prima Rockabilly-Interpretin und im echt witzigen „Run-Down Neighborhood“ beschreibt sie, wie sich zwei Menschen gegenseitig schaden können, und dabei Spaß haben: „Ich trinke deinen Whiskey, du meinen Rum, wir sind vielleicht schlecht füreinander, aber es macht echt Spaß.“ Uptempo geht es weiter, jetzt geht es mal andersherum – „I Ain’t The Girl“. „Ich bin nicht das Mädchen, das du suchst, du bist bürgerlich, ich habe Tattoos, du fährst Limousine, ich Truck“, singt Lindi. Danach nochmal eher der Rockabilly-Sound: „Run Amuck“, sie hat versucht, ihn zu behalten, aber er dreht immer wieder durch, säuft, verschwindet, betrügt und er läuft Amok. Der Abschluss des Albums ist nochmal eine Ballade, leise Gitarrenklänge lassen „Half Moon“ lyrisch und angenehm klingen.
Fazit: Lindi Ortega hat ein schönes Album aufgenommen, wobei sie sich von drei Produzenten hat beraten lassen. Mir gefällt ihre Stimme sehr gut, sie erinnert mich an Rosie Flores, eine womöglich schon vergessene Sängerin, die auch mexikanische Wurzeln hatte und in den 1980 und 90ern Country und Rockabilly sang. Die Liedtexte sind originell und recht witzig. Bestimmt hätte man sich ein oder zwei Titel mehr gewünscht, aber empfehlen kann ich das Album allemal.
Titel: Faded Gloryville
Künstler: Lindi Ortega
Veröffentlichungstermin: 28. August 2015
Label: Last Gang Records
Laufzeit: 36:20 Min.
Format: CD & Digital
Tracks: 10
Genre: Country
Bewertung: 4,5 von 5 möglichen Punkten!
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Trackliste:
01. Ashes
02. Faded Gloryville
03. Tell It Like It Is
04. Someday Soon
05. To Love Somebody
06. When You Ain’t Home
07. Run-down Neighborhood
08. I Ain’t The Girl
09. Run Amuck
10. Half Moon