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Martin Wimmer: Ich bin der neue Hilmar und trauriger als Townes

Wimmers Buch ist ein Füllhorn an Fundstücken zur Countrymusik und den Texas-Singer-Songwritern.

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Martin Wimmer - Ich bin der neue Hilmar und trauriger als Townes Martin Wimmer, Ich bin der neue Hilmar und trauriger als Townes - Bildrechte: Weisskopf Verlag

Ich bin der neue Hilmar und trauriger als Townes ist kein Roman. Und auch kein Essay. Und nichts dazwischen. Nein, Martin Wimmer nimmt uns mit auf einen Gedankenspaziergang, der von Mühldorf am Inn nach Frankfurt am Main führt. Nur merkwürdigerweise stößt der Flaneur hinter jeder Ecke auf Texas und auf die Countrymusik. Und genau da wird das Buch für alle Freunde der amerikanischen Folk- und Roots Music interessant und wird deswegen hier besprochen. Denn es ist ein unterhaltsames Füllhorn voller Fundstücken zu diesen Musikgenres.

Texas ist überall

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Wimmer ist sicher einer der profundesten Kenner der texanischen Countrymusik hierzulande. Bei seinem Spaziergang, der mit der Zeit immer mehr zum Parforceritt durch die Zeiten, Regionen und Kulturen, durch Songs, Bücher und Filmen wird, sind daher auch bei allen Gedankensprüngen, die aus dem Autor nur so raussprudeln, zwei feste Konstante zu entnehmen: Alles hängt mit allem zusammen und am Ende vor allem immer mit Texas.

Hilmar ist eine Anspielung auf den ehemaligen Frankfurter Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann, dessen Leitspruch „Kultur für alle“ auch Martin Wimmer – im Berufsleben ist er Büroleiter des Frankfurter Oberbürgermeisters – folgt, in dem er beispielsweise auch möchte, dass jeder die Möglichkeit hat, Bücher zu schreiben und zu veröffentlichen.

Und Townes ist natürlich Townes van Zandt, der traurigste aller Singer-Songwriter. Der, wegen dem Steve Earle so gerne in seinen Cowboystiefeln so gerne auf Bob Dylans Kaffeetisch gestiegen wäre. Aber der Leser erfährt nicht nur über den traurigen Townes etwas, sondern auch einiges über Guy Clark, Willie Nelson, Robert Dobson, Jimmy LaFave, Steve Earle, Kinky Friedman und viele andere texanische Singer-Songwriter mehr. Auch über den bedeutendsten texanischen Singer-Songwriter aus Deutschland, Markus Rill. Und wir lernen so viel Gescheites und wissenswertes über die deutsch-texanischen Beziehungen und über den „Lone Star State“ überhaupt.

Wissenswertes über die deutsch-texanischen Kulturbeziehungen

Es bestehen vielerlei Beziehungen innerhalb der deutsch-texanischen Kulturgeschichte. Natürlich lassen Ortsnamen wie New Braunfeld, Fredericksburg und Luckenbach auf deutschen Einfluss schließen. Aber die kulturellen Beziehungen haben ja auch irgendwann die andere Richtung eingeschlagen. Wer weiß schon, dass unzählige deutsche Schlager der 60er Jahre Coverversionen von Country-Hits waren. „Ich zähle täglich meine Sorgen“ von Peter Alexander geht zurück auf „Heartaches By the Numbers“ von Guy Mitchell, Ronnys „Geisterreiter“ waren Johnny Cashs „Ghost Riders In The Sky“, Gus Backus‘ „Brauner Bär und Weiße Taube“ wurde im Original „Running Bear“ von Johnny Preston gesungen und Jürgen Drews‘ Lebens-Hit „Ein Bett im Kornfeld“ ist eine Coverversion von „Let Your Love Flow“ von den Bellamy Brothers.

Dylan auf bayerisch

Wimmer macht mit seinen amüsanten Betrachtungen nicht an den texanischen Staatsgrenzen halt. Die großen Säulenheiligen der US-Folk- und Countrymusik Hank Williams, Woody Guthrie und Bob Dylan finden natürlich ihre angemessene Erwähnung. Denn der große Texasmusik-Kenner Wimmer hat sich mit seinem Alter Ego Willi Ehms (sprich Williams!) auch an eine Dylan-Übersetzung gewagt und hat ein bayerisch-sprachiges Medley von „If You See Her Say Hello“ und „Shelter From The Storm“ gewagt. „Sag a scheen gruaß wennst as siehgst“ im Zusammenspiel mit „kumm her, hods gsogt, i hoid di – fest, i hoid di – zsamm“. Und beherzigt wie alle großen Dylan-Übersetzer den Ratschlag, nie wörtlich zu übersetzen, sondern die Songs von Atmosphäre, Aussage und Setting her in seinen eigenen Kosmos zu verpflanzen. Das hat schon der wunderbare bayerische Musiker und Kabarettist Georg Ringswandl so gemacht, als er Dylans bigottes „You Gotta Serve Somebody“ als viel treffenderes und weiseres „Nix mitnemma“ adaptiert hat. Wobei des Kritikers liebster Musikbayer Ringsgwandl in Wimmers Buch leider keine Erwähnung findet.

Themenabende von DJ Borderlord

Obwohl Wimmer immer erklärt, dass man den Autor vom Erzähler trennen muss, sind natürlich auch die – vermeintlich – autobiographischen Stellen interessant. Von seinen ersten selbstgeschriebenen Texten, seiner Arbeit in der Unternehmenskommunikation bis hin zu seinen Musikprogrammen als DJ Borderlord (ein weiteres Alter Ego!), die wunderbare Themenabende darstellten.

Und so liest der Kritiker dieses Buch in einem Ruck und fühlt sich gut unterhalten, freut sich über das, was er noch entdecken kann an interessanten musikalischen Querverbindungen, und sympathisiert mit der Haltung des Autors/Erzählers zur Musik, zur Kultur und zur Gesellschaft. Und das ist schon ganz schön viel, was einem ein Buch heutzutage geben kann. Muss man es gelesen haben? Kinky würde sagen: „Why the hell not?“

Martin Wimmer - Ich bin der neue Hilmar und trauriger als Townes

Titel: Ich bin der neue Hilmar und trauriger als Townes
Autor: Martin Wimmer
Veröffentlichungstermin: 1. August 2016
Verlag: Weissbooks
Format: Buch
Seiten: 340 Seiten
Sprache: Deutsch

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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